Experten empfehlen auch Wertpapiere für die Altersvorsorge - Zurückhaltung der Bürger an der Börse kostet Deutschland Milliarden. Bild: Fotolia, alexandro900
Altersvorsorge

Aktien statt Sparbuch

Aktien sind oft besser als ihr Ruf und nach Meinung vieler Experten in Niedrigzins-Zeiten wie im Moment als Ergänzung für die Altersversorgung sehr gut geeignet. Dennoch sind die Deutschen mit Wertpapieren vorsichtig. Das Deutsche Aktieninstitut vermeldet für 2014 einen herben Rückschlag.

Rund eine halbe Million Menschen trennten sich demnach im Jahr 2014 von Aktien oder Anteilen an Aktienfonds. Trotz steigender Kurse an den Börsen sinke die Zahl der Aktienanleger das zweite Jahr in Folge, heißt es aus dem Frankfurter Institut. Lediglich 8,4 Millionen Deutsche, also rund 13 Prozent der Bevölkerung, seien am Aktienmarkt engagiert. Die Experten sprechen gar von einem „alarmierenden Ergebnis“.

Dank Niedrigzins werden Aktien alternativlos

„Der erneute Rückgang der Aktionäre ist für die Aktien­kultur in Deutschland ein herber Rückschlag“, kommentiert Christine Bortenlänger, Geschäftsführender Vorstand des Deutschen Aktieninstituts, die Zahlen. Seit dem Höchststand im Jahr 2001 trennten sich damit fast 4,4 Millionen Anleger von Aktien und Aktienfonds. Nur noch gut sieben Prozent ihrer Ersparnisse würden die Deutschen in Aktien investieren. Zum Vergleich: 39 Prozent der Ersparnisse fristen ihr Dasein auf Girokonten, Tagesgeldkonten und anderen Einlageformen der Banken und Sparkassen – zu mickrigsten Zinsen. Unter Berücksichtigung der Inflation sind die Renditen dabei sogar oft negativ.

„Wenn die deutschen Haushalte nur ein wenig von ihrer konservativen Geldanlagestrategie abrückten, würden sie der negativen Vermögensentwicklung einen soliden Riegel vorschieben“, erklärt Bortenlänger. „Hätten die Anleger seit 2001 beispielsweise nur jeden vierten Euro, den sie Jahr für Jahr in Bankeinlagen gesteckt haben, in Aktien investiert, wäre das Geldvermögen aller Deutschen heute grob geschätzte 106 Milliarden Euro höher.“ Pro Haushalt seien dies immerhin 2600 Euro mehr. „Um es einmal ganz praktisch zu sagen: Mit diesem Geld hätten die Deutschen etwa zwei Jahre lang das Benzin für ihre Autos bezahlen können“, so Bortenlänger. Wäre stattdessen jeder dritte Euro in Aktien geflossen, gäbe es sogar rund drei Jahre freie Fahrt für Deutschlands Autofahrer.

Aktienfreundliche Rahmenbedingungen für Änderung des Sparverhaltens

„Eine höhere Aktienquote in deutschen Haushalten würde die negativen Auswirkungen der Niedrigzins­phase auf die Vermögensbildung und Altersvorsorge der Bürger abfedern“, betont Bortenlänger. Aus Sicht des Deutschen Aktieninstituts müssen deshalb aktienfreundliche Rahmenbedingungen eine Veränderung des Sparverhaltens der Deutschen unterstützen. „Die Politik muss in Bezug auf die Aktienanlage endlich umdenken. Sie hat eine ganze Reihe von Stellhebeln in der Hand, um die Vermögensbildung mit Aktien attraktiver zu machen“, meint die Instituts­chefin. „Das fängt bei der Verbesserung der ökonomischen Allgemeinbildung an, geht weiter mit einer besseren Förderung von Mitarbeiteraktien und der Entbürokratisierung der Wertpapier- und Aktienberatung und endet bei attraktiveren steuerlichen Rahmenbedingungen.“