Simon Nüssel. (Foto: fkn)
Simon Nüssel gestorben

„Prägende Persönlichkeit bayerischer Landwirtschaftspolitik“

Der ehemalige bayerische Landwirtschaftsminister Simon Nüssel ist tot. Der CSU-Politiker starb am Dienstag im Alter von 91 Jahren, wie der CSU-Bezirksverband Oberfranken am Mittwoch bestätigte. Der Oberfranke zählte zu den konstanten Größen in der bayerischen Nachkriegspolitik.

Genau vier Jahrzehnte – von 1954 bis 1994 – gehörte der 1924 in Bad Berneck im Landkreis Bayreuth geborene Simon Nüssel dem Bayerischen Landtag an. Seine Abgeordnetenkarriere begann Nüssel 1954 noch bei der Bayernpartei; vier Jahre später wechselte er zur CSU. Von 1966 bis 1970 war er Zweiter Vizepräsident des Landtags. Anschließend war Nüssel 17 Jahre lang Staatssekretär im bayerischen Ministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten. Nach dem Tod von Minister Hans Eisenmann rückte er am 30. September 1987 für drei Jahre an die Spitze des Ministeriums. Im Zuge der Verjüngung des Kabinetts musste Nüssel allerdings im Herbst 1990 seinen Platz räumen.

Träger zahlreicher Orden

Für seine Verdienste in der Politik, aber auch außerhalb der Politik – neben der Politik engagierte sich Nüssel als Synodale in der evangelisch-lutherischen Landeskirche und initiierte die nach ihm benannte Simon-Nüssel-Stiftung an der Universität Bayreuth zur Förderung von Landwirtschaft und Ernährung – wurde er mehrfach ausgezeichnet: 1965 erhielt er den Bayerischen Verdienstorden, 1973 das Verdienstkreuz am Bande der Bundesrepublik Deutschland und 1978 das Große Verdienstkreuz der Bundesrepublik Deutschland. Ebenso bekam er die Ehrenmedaille in Gold des Landkreises Bayreuth sowie den Goldenen Ehrenring der Stadt Bayreuth verliehen und wurde Ehrenbürger der Stadt Bad Berneck, in dessen Nähe er zuletzt lebte und auch verstarb.

Initiator des „Bayerischen Wegs“

Für Bayerns derzeitigen Landwirtschaftsminister Helmut Brunner ist Nüssels Tod mit dem Verlust einer „herausragenden Persönlichkeit der bayerischen Land- und Forstwirtschaft“ verbunden, wie er in einer Trauerbekundung betonte und weiter erklärte:

Er hat als Staatssekretär und später als Landwirtschaftsminister Meilensteine gesetzt, die noch heute, Jahrzehnte nach seinem Wirken, die bayerische Agrarpolitik prägen. Der‚Bayerische Weg’ mit seiner konsequenten Ausrichtung auf bäuerliche Betriebsstrukturen und das von ihm initiierte Kulturlandschaftsprogramm, um das uns viele andere Länder beneiden, sind dafür nur Beispiele. Nüssels Leben war von großem Weitblick, Überzeugungskraft und unermüdlichem Engagement für die Anliegen der Bauern und Waldbesitzer in Bayern bestimmt. Sein Leben und seine Arbeit waren geprägt von Souveränität in der Sache, gesundem Menschenverstand und Augenmaß. Die große Lebensleistung Nüssels für den ländlichen Raum und unsere bayerische Heimat werden unvergessen bleiben.

Helmut Brunner

Auch Stellvertretender Fraktionsvorsitzender

Auch die CSU-Landtagsfraktion mit ihrem Sprecher Thomas Kreuzer an der Spitze trauert um Nüssel als „prägende Persönlichkeit bayerischer Landwirtschaftspolitik“. „Das ganze Leben von Simon Nüssel war geprägt durch den Einsatz für die Menschen und besonders für die Zukunft der Landwirtschaft in Bayern“, so Kreuzer, der zudem Nüssels Tätigkeit im Fraktionsvorstand würdigte:

Die CSU-Fraktion hat er als einer von damals zwei Stellvertretenden Fraktionsvorsitzenden vier Jahre mit Ludwig Huber und Reinhold Vöth geführt. Seine Geradlinigkeit und seine Bodenständigkeit haben ihm jederzeit Vertrauen, Durchsetzungskraft und Anerkennung verliehen. Wir werden ihm ein ehrendes Andenken bewahren. Wir trauern mit seiner Familie.

Thomas Kreuzer

„Ein Vorbild als Parlamentarier“

Auch Landtagspräsidentin Barbara Stamm hat die Nachricht vom Tod des ehemaligen Landtagsvizepräsidenten mit großer Trauer aufgenommen:

Simon Nüssel war ein Vorbild als Parlamentarier, mit dem ich Sympathie, Respekt und viel Wohlwollen in der Zusammenarbeit verbinde. Persönlich erinnere ich mich gerne an unsere gemeinsame Zeit in der Staatsregierung als eine Zeit der redlichen Freundschaft und des Miteinanders. In seiner Amtszeit als Zweiter Vizepräsident erwarb sich Simon Nüssel großen Respekt, der ihm über alle Parteigrenzen hinweg entgegengebracht wurde. Als Staatssekretär für Landwirtschaft und später als Landwirtschaftsminister war Nüssel Initiator und Motor des ‚Kulturlandschaftsprogramms’ und gilt als Vater des ‚Bayerischen Wegs’ in der Agrarpolitik.

Barbara Stamm