„Wie viele Dinge ist es beides. Es ist ein Risiko – aber auch eine riesige Chance, weil allein wegen der demografischen Entwicklung Deutschlands müssen wir uns Gedanken machen, wie wir das in der Zukunft regeln. Und genau hier können wir aus diesem Bereich Potentiale schöpfen, die definitiv vorhanden sind. Und wir müssen auch darüber nachdenken, wie wir das noch auf einem anderen Weg – und zwar nicht nur auf dem europäischen, sondern auch auf dem außereuropäischen Weg – machen“, lautete Martin Neumeyers Antwort auf die von der MU Passau gestellte Frage. Die MU hatte zusammen mit der CSU der Stadt Passau zu einem Informations- und Diskussionsabend zu dem aktuellen Thema veranstaltet. Hauptgedanke der Veranstaltung war, konkrete Beispiele zu geben, wie Zuwanderung funktionieren kann.
„Das können Azubis für zwei Jahre sein, wie im Bereich Bau, aber auch im akademischen Bereich. Genau um das geht es uns heute, zu zeigen, wie vielseitig Zuwanderung sein kann“, erläuterte MU-Kreisvorsitzender Klaus Fiedler das Ziel seiner Veranstaltung. Gleichwohl blende man dabei nicht aus, dass es auch Probleme gebe, aber man dürfe eben auch nicht den Blick dafür verlieren, welche Chancen die Zuwanderung berge, so Fiedler weiter. „Wenn wir alle Menschen, die die letzten Jahre zugewandert sind, heimschicken würden, würde unsere Wirtschaft zusammenbrechen“, erinnerte Fiedler auch an die syrischen und afghanischen Pflegekräfte, Ärzte oder Physiotherapeuten in der Region.
Beispiele gelungener Integration
Mit seinen beiden Angestellten, den jungen Flüchtlingen Sajadi Roholla und Hakim Esmail, hatte der Deggendorfer Bauunternehmer und niederbayerische MU-Bezirksvorsitzende Peter Erl gleich zwei Paradebeispiele für eine gelungene Zuwanderung und Integration mitgebracht. Seit einem Jahr arbeiten die beiden Afghanen als Maurerlehrlinge in seinem Hoch- und Tiefbaubetrieb, nachdem sie im Raum Deggendorf als Flüchtlinge von der Polizei aufgegriffen worden waren. Erl stellte sie ein und ist voll des Lobes über sie: Er beschrieb beide als hervorragende Schüler und Auszubildende. Im Vergleich zu ihnen gäbe es weniger motivierte deutsche Schüler, die sich für den Beruf interessierten. Vor allem sei die Sprache erheblicher Teil gelungener Integration, wusste Erl und konnte seinen beiden Angestellten in diesem Bereich bereits erhebliche Fortschritte attestieren.
Positive Erfahrungen
Auch Fritz Audebert, Chef bei der Firma ICUnet.AG und stellvertretender Vorsitzender des Wirtschaftsforums Passau, berichtete über höchst positive Erfahrungen mit Zuwanderern. Bei ihm persönlich arbeite der 32-jährige Mohammad Aref Khalid Ahmadi aus Afghanistan als interkultureller Berater, der seinen Master in Japan gemacht habe und mittlerweile hier verheiratet und Familienvater sei. In diesem Zusammenhang präsentierte er auch den „Passauer Weg“, Flüchtlinge in Ausbildung und Berufsschule zu bringen, sie interkulturell und sprachlich zu schulen und ihnen mit einem in Deutschland einmaligen Ärztebuch, das der Helferkreis Salzweg entwickelte, zudem Hilfestellung für Arztbesuche an die Hand zu geben.
Gleichwohl gelte bei allen positiven Beispielen immer auch das Augenmerk auf eine geregelte Zuwanderung zu richten, waren sich alle Teilnehmer einig. Als südlichstes Bundesland habe man es mit besonders großen Herausforderungen zu tun, berichtete Neumeyer, der auch wusste: „Die Zahl der zu verteilenden Flüchtlinge ist groß, wird täglich größer.“ Deshalb müssten dringend Möglichkeiten gefunden werden, um den Ansturm zu regeln. Eines ist für den Integrationsexperten dabei klar: „Hier brauchen wir die europäische Solidarität und wir brauchen die Solidarität der Welt.“