Im Stage Theater am Potsdamer Platz in Berlin fand am Donnerstag die 64. Verleihung des Medienpreises "Bambi" statt. Foto: Hubert Burda Media / Brauer Photos: Bambi
Preisverleihung

Ein „Bambi“ für alle Ehrenamtlichen

In Berlin wurde am Donnerstagabend der Medienpreis "Bambi" verliehen. Die Veranstaltung glänzte nicht nur durch ein nationales und internationales Publikum, emotionale Reden und Musik, sondern auch durch nachdenkliche Momente. Denn die Zeitgeschehnisse bleiben auch bei einer solchen Gala nicht einfach vor der Tür zurück.

Comedy, Sport, Musik, Film, Fashion: Die Verleihung des „Bambis“ gehört jedes Jahr zu den wichtigsten Veranstaltungen der Medienbranche. Der rote Teppich wird ausgerollt, das kleine goldene Rehlein auf Hochglanz poliert, der Smoking aus dem Schrank geholt und noch eiligst ein Termin beim Friseur ausgemacht. Am Abend selbst will ja jeder einen möglichst guten Auftritt hinlegen – ein Sehen und Gesehen werden, Musik, Champagner und viel Spaß.

Integrationspreis für einen Boxer

Doch die „Bambi“-Verleihung kann auch ruhig und nachdenklich sein – so wie manchmal in diesem Jahr. Denn die Flüchtlingsproblematik und die aktuellen politischen Ereignisse waren natürlich an diesem Abend ein Thema. Und spiegeln sich in der Liste der Preisträger wieder.

Er wird von den jungen Leuten, mit denen er arbeitet verstanden, weil sie ihm glauben können und glauben wolle.

Laudator Johannes B. Kerner über Preisträger Thomas Jansen

Da ist zum Beispiel Thomas Jansen, Boxtrainer aus Berlin, der den „Bambi“ in der Kategorie „Integration“ für sein Projekt „Kick im Boxring“ verliehen bekam. In seiner Schule trainiert Jansen junge Menschen aus Berliner Problemvierteln.

Doch er bringt ihnen nicht nur die richtige Schrittfolge im Ring bei – er ist für sie auch eine Vaterfigur, hat einen Blick auf ihre Schulnoten und ist ihr Ansprechpartner für Probleme in der Ausbildung oder Familie. Eben da, wo es im Leben der Jugendlichen häufig Probleme gibt. Er hilft ihnen dabei, ihren Platz in der Gesellschaft zu finden. Für Thomas Jansen ist der Boxsport weder Krieg, noch Prügelei, sondern eine Hilfe im Leben der Jugendlichen. Denn er dient ihnen nicht nur als Ventil. Im Sport lernen sich Pünktlichkeit, Disziplin und Fairness. „Wir haben nur eine Welt“, so Jansen in seiner Dankesrede. „Die ist auch noch ziemlich klein – also ist es am besten, man kommt miteinander aus.“

Ein Dankeschön an alle freiwilligen Helfer in der Flüchtlingskrise

Nach viel Musik und noch mehr Applaus – der offizielle Teil des Abends neigte sich bereits dem Ende zu – wurde der „Bambi“ in der Kategorie „Stille Helden“ verliehen. Er zeichnet die Menschen aus, die helfen, ohne sich dabei selbst in den Vordergrund zu stellen, die einfach da sind, wenn Hilfe gebraucht wird. Stellvertretend für die gesamte Preisjury verkündeten BUNTE-Chefredakteurin Patricia Riekel und Moderator Kai Pflaume die ungewöhnliche Entscheidung.

Es gibt in diesem Jahr zu viele, die eine Bambi verdient hätten. Wir hätten die Bambis mit Lastwagen transportieren müssen.

Patricia Riekel, BUNTE-Chefredakteurin und Jurymitglied

Denn erstmals ging der Preis nicht an eine Einzelperson, sondern an eine Vielzahl von Menschen. An wie viele genau, kann wohl niemand sagen. Denn das goldene Rehlein haben sich all diejenigen freiwilligen und ehrenamtlichen Helfer verdient, die bei der aktuellen Flüchtlingswelle mit anpacken und helfen. Unermüdlich, jeden Tag. Die Menschen, die Essen verteilen, zuhören, sich um Kinder kümmern und bei Behördengängen dabei sind.

„Die Ehrenamtliche, die Freiwilligen – das sind die wahren stillen Helden“, begründet Patricia Riekel die Entscheidung der Jury. In seiner Laudatio an die unsichtbaren Preisträger sprach Vize-Kanzler Sigmar Gabriel seinen Dank aus. Diese Menschen hätten Deutschland ein neues Gesicht gegeben. Auch die Mitarbeiter im öffentlichen Dienst vergaß er in seiner Ansprache nicht. „Die Leistung erbringen nicht wir in den gut klimatisierten Büros“, so Gabriel.

Die Millionen Menschen, die jeden Tag helfen – das ist Deutschland. Nicht die Spinner am rechten Rand.

Sigmar Gabriel

Doch man müsse auch an die Menschen denken, die sich mit Blick auf die hohe Zahl der Flüchtlinge Sorgen machen. Diese müsse man mitziehen, so Gabriel. „Sie dürfen sich nicht alleine gelassen fühlen“, betonte der Vizekanzler. Denn das, was am Ende zähle, sei die Haltung Deutschlands.