Auch heuer lädt der Tag des offenen Denkmals wieder zum Besichtigen zahlreicher baulicher wie handwerklicher Denkmale ein. (Foto: Karl Wilms / Deutsche Stiftung Denkmalschutz)
Tag des offenen Denkmals

800 Monumente zum Anfassen

Am 13. September ist es wieder soweit: Am Tag des offenen Denkmals öffnen bundesweit historische Bauten und Stätte ihre Türen. Auch in Bayern können die Besucher an zahlreichen Orten lebendige Geschichte erleben. Das Thema des Tages des offenen Denkmals lautet dieses Jahr „Handwerk, Technik, Industrie“.

Wenn jedes Jahr am zweiten Sonntag im September historische Bauten und Stätte, die sonst nicht oder nur teilweise zugänglich sind, ihre Türen öffnen, dann sind Millionen von Architektur- und Geschichtsliebhabern zu Streifzügen in die Vergangenheit eingeladen. „Geschichte zum Anfassen“ – das bietet der Denkmaltag den Besuchern in wohl einmaliger Weise. In fachkundigen Führungen berichten Denkmalpfleger zudem an konkreten Beispielen über die Aufgaben und Tätigkeiten der Denkmalpflege. Archäologen, Restauratoren und Handwerker demonstrieren Arbeitsweisen und -techniken und lenken dabei den Blick auf Details, die einem ungeschulten Auge verborgen bleiben.

Mehr als 7.000 offen stehende Objekte bundesweit

Dieses Jahr, am 13. September, können die interessierten Besucher wieder in diesen Genuss kommen. Mehr als 7.000 historische Baudenkmale, Stätten und Parks öffnen wieder ihre Türen, wie die Deutsche Stiftung Denkmalschutz aus Bonn als bundesweite Koordinatorin der Aktion verkündigte. Als Motto des diesjährigen Denkmaltags wurde das Thema „Handwerk, Technik, Industrie“ gewählt. So können die Besucher heuer vielerorts historische Fabrikhallen besichtigen oder alte Turbinentechnik oder den Betrieb von Wind- und Wassermühlen live erleben. Auch bereits verwirklichte oder noch geplante Konzepte für die Umnutzung dieser Gebäudetypen werden der Öffentlichkeit präsentiert.

Außerdem präsentieren Handwerker getreu dem Motto des diesjährigen Denkmaltags ihre Gewerke mit den Techniken des alten Bau- und Kunsthandwerks an konkreten Beispielen. Dabei können die Besucher zugleich erfahren, wie man heutzutage denkmalgerecht instand setzt. Für die Besucher ist damit auch die Gelegenheit verbunden, sich zumindest einmal im Jahr über die Erfolge sowie Probleme im Ringen um die Erhaltung von Denkmalen zu informieren und auf diese Weise einen kleinen Einblick in diese, den meisten doch unbekannte, verborgene Materie zu erhalten.

Bayern mit über 800 Objekten vertreten

In Bayern werden rund 800 historische Baudenkmäler, Stätten und Parks ihre Türen öffnen. Mit dabei sind beispielsweise in München das Olympiadorf, die Anatomische Anstalt, die St.-Lukas-Kirche, die Alte Ziegelei in Oberföhring oder das sogenannte Lola-Montez-Haus in Harlaching. In Augsburg sind dies unter anderem die ehemalige Kammgarnspinnerei, die ehemalige fürstbischöfliche Residenz, die ehemaligen Wassertürme am Roten Tor oder das Straßenbahndepot am Senkelbach. Und in Würzburg laden beispielsweise das Bürgerbräu-Areal, das ehemalige Wasserwerk in Heidingsfeld oder die St.-Andreas-Kirche zum Erkunden ein. Aber auch viele Kleinode und als solche vielleicht weniger bekannte Objekte – vor allem auch in den Landkreisen, wie in Schönwald im Landkreis Wunsiedel ein altes Blockbohlenhaus – gilt es, am Sonntag zu entdecken.

Wie Kulturvermittlung, traditionelles Handwerk und alter Gebäudebestand „unter einem Dach“ miteinander verbunden werden können, zeigt aber wohl par excellence und damit voll und ganz dem Motto des Denkmaltags entsprechend das Porzellanikon in Selb. Dieses befindet sich in einer 1969 stillgelegten ehemaligen Rosenthal-Fabrik und beherbergt mit dem Europäischen Industrie-Museum für Porzellan, dem Rosenthal-Museum und dem Europäischen Museum für Technische Keramik gleich drei verschiedene Museen, die zeigen, wie und unter welchen Bedingungen Porzellan im deutschsprachigen Raum manufakturell und industriell hergestellt wurde.

Rund 4 Millionen Besucher letztes Jahr

Mehrere Millionen Besucher bundesweit werden auch heuer wieder zum Tag des offenen Denkmals erwartet. Rund 4 Millionen begeisterte Besucher waren es im letzten Jahr, das denkmaltechnisch gesehen unter dem Motto „Farbe“ stand und dahingehend zu einer Entdeckungsreise durch die Farbspuren vergangener Jahrhunderte eingeladen hatte. In mehr als 7.500 Objekten wie Kirchen, Rathäusern, Bauernhöfen, Bürgerhäusern oder Schlössern lernten die Besucher dabei, in den Farbspuren zu lesen. Zudem gab es Rundgänge, in denen die Besonderheiten von Farben in historischen Gestaltungskonzepten der Stadt- und Ortskerne erläutert wurden, und ließen sich Restauratoren und Handwerker bei der Herstellung alter Pigmente und Anstriche über die Schulter schauen.

Ihren Denkmaltag unter ein Motto stellte die Deutsche Stiftung Denkmalschutz erstmals 1999. Ziel war es laut Stiftung, den regionalen und lokalen Veranstaltern neue Impulse und Anregungen für die Gestaltung des Tags des offenen Denkmals zu geben. Allgemeines Ziel dieses Tags ist es, die Öffentlichkeit für die Bedeutung des kulturellen Erbes zu sensibilisieren und Interesse für die Belange der Denkmalpflege zu wecken. 2006 war die Stiftung Denkmalschutz für ihre Aktion des Tags des offenen Denkmals sogar als „Ort des Tages­“ der Kampagne „Deutschland – Land der Ideen“ ausgezeichnet worden.

Erfolgsrezept und Besuchermagnet seit 1984

Die Anfänge des Denkmaltags gehen auf das Jahr 1984 zurück. In diesem Jahr rief Jack Lang in Frankreich die „Journées Portes ouvertes dans les monuments historiques“ ins Leben. Aufgrund der großen Resonanz in der Bevölkerung folgten in den nächsten Jahren weitere Länder diesem Beispiel. 1991 griff der Europarat die Idee auf und rief offiziell die European Heritage Days aus. In Deutschland öffneten erstmals 1993 – am 1. bundesweiten Tag des offenen Denkmals – 1.200 Kommunen rund 3.500 Denkmale. Bereits damals wurden zwei Millionen Besucher bundesweit gezählt; europaweit waren es in 21 Ländern insgesamt zehn Millionen Besucher.

Dass der Tag – besonders in Deutschland – so erfolgreich ist, liegt auch an der intensiven bundesweiten Presse- und Medienarbeit der Stiftung Denkmalschutz sowie der Aktivitäten der Veranstalter vor Ort. Das bundesweite Veranstaltungsprogramm bietet die Stiftung zudem auf einer Internetseite an, für Smartphonenutzer auch als kostenfreie mobile App. Alle Besucher und Veranstalter finden zudem auf Facebook eine gemeinsame Plattform. Die kostenfreie Bereitstellung von mehr als 500.000 Plakaten, Flyern und einer Extra-Ausgabe des Förderermagazins „Monumente“ der Stiftung sorgen ebenfalls für eine breite öffentlichkeitswirksame Bekanntmachung.

Tag des offenen Denkmals:

  • Der bundesweite Tag des offenen Denkmals findet heuer am 13. September statt.
  • Am 12. September gibt Bayerns Kunstminister Ludwig Spaenle bei einem Festakt in den Festsälen der Residenz den Startschuss für den Denkmaltag im Freistaat.
  • Weitere Informationen unter: www.tag-des-offenen-denkmals.de.