Eine der Hauptbühnen und schönsten Kulissen des Erlanger Poetenfests: der Erlanger Schlossgarten. (Foto: Erich Malter / Erlanger Poetenfest)
35. Erlanger Poetenfest

Eine Stadt im Zeichen der Literatur

Die Literaturszene blickt am letzten August-Wochenende nach Erlangen: Vom 27. bis zum 30. August lädt dort das 35. Erlanger Poetenfest über 80 Schriftsteller, Literaturkritiker und Publizisten zu Lesungen und Gesprächen ein. Rund 12.000 Besucher werden zu dem viertägigen Festival, das über die gesamte Stadt verteilt stattfindet, erwartet.

Wenn sich am Wochenende wieder zahlreiche Literaturbegeisterte in Erlangen treffen, dann ist klar: Es ist wieder Poetenfestival-Zeit. Dieses Mal nun schon zum 35. Mal lädt die Stadt Erlangen Schriftsteller, Literaturkritiker und Publizisten zu Lesungen und Gesprächen untereinander sowie für die Öffentlichkeit ein. Den fulminanten Auftakt der jährlichen Veranstaltung bildet die „Nacht der Poesie“ mit Carolin Callies, Fritz Eckenga, Barbara Köhler, Matthias Politycki, Robert Schindel und dem Rapper Edgar Wasser, die Bayern 2 live aus dem Markgrafentheater überträgt. An den langen Lesenachmittagen im Schlossgarten am 29. und 30.8. werden dann im halbstündigen Rhythmus Autoren wie Henning Ahrens, Nora Bossong, Carolin Callies, Ulrich Peltzer, Oskar Roehler, Robert Schindel oder Raoul Schrott aus ihren Neuerscheinungen vortragen. Ihre Kinder- und Jugendbücher präsentieren Franziska Biermann, Christian Duda, Franzobel, Dorit Linke, Uticha Marmon, Annette Pehnt und Florian Wacker. Mit einem umfangreichen Zusatzprogramm für Kinder und Jugendliche wollen die Veranstalter diese Altersgruppe bewusst mit ins Boot holen und für Literatur gewinnen.

Starke Persönlichkeiten im Porträt

Die Porträt-Abende beschäftigen sich dieses Jahr mit der Feministin und Buchautorin Alice Schwarzer, der Georg-Büchner-Preisträgerin Sibylle Lewitscharoff und dem österreichischen Schriftsteller und Philosophen Robert Menasse. Den ersten Abend am 28.8. bestreitet die als „Emma“-Herausgeberin bekannt gewordene Schwarzer, den zweiten Abend am 29.8. die für ihre „unerschöpfliche Beobachtungsenergie, erzählerische Phantasie und sprachliche Erfindungskraft“ ausgezeichnete Lewitscharoff und den dritten Abend am 30.8. Menasse, ein meinungsstarker Intellektueller und großer Europäer. Für ihr lyrisches und übersetzerisches Gesamtwerk, das die Übergänge zwischen den Sprachen auslotet, wird dieses Jahr Uljana Wolf mit dem sechsten „Erlanger Literaturpreis für Poesie als Übersetzung“ am 28.8. ausgezeichnet. Eine allgemeine Übersicht über aktuelle Übersetzungsprojekte bietet die mittlerweile 12. Erlanger Übersetzerwerkstatt: Dort wird unter anderem zum 750. Geburtstag Dante Alighieris der Philosoph Kurt Flasch seine Übersetzung präsentieren, und man wird auch erfahren, dass in ihrem nächsten Roman Lewitscharoff die Vielfalt an Übersetzungen von Dantes „Göttlicher Komödie“ verarbeitet.

Vielfältige gesellschaftspolitische Themen

„Was hält Europa noch zusammen?“ fragt dann die traditionelle Sonntagsmatinee mit Rebecca Harms, Henryk Jarczyk, Alexander S. Kritikos und Robert Menasse. Politisch geht es aber auch bei anderen Diskussionsforen zu: Mit dem Anschlag auf „Charlie Hebdo“ und den Folgen für das Selbstverständnis des Westens beschäftigen sich beispielsweise Ulrike Ackermann, Jens Jessen und Alexander Kissler. Dagegen fragen sich Hartmut Bobzin, Patrick Franke und Samuel Schirmbeck, inwieweit sich Islamisten auf den Koran berufen können, wenn sie Attentate verüben. Über die Zukunft des Geldes sprechen Martin Burckhardt und Ulf Schmidt, und mit dem Ausspruch, dass das Feuilleton ein „elendes Kumpelsystem“ sei, eröffnet der Verleger Jörg Sundermeier die Diskussion mit René Aguigah, Ursula März und Lothar Struck. Der 70. Jahrestag des Kriegsendes dieses Jahr ist zudem Anlass für eine Reihe von Neuerscheinungen, die sich mit den Auswirkungen des Krieges auf Familiengeschichten befassen und daher ebenfalls in den Fokus der Betrachtung des diesjährigen Festivals rücken.

Unersetzliche Bühne für Literaturschaffende

Auch Franken selbst als Bühne von und für Literatur wird neben seiner Eigenschaft als Austragungsort des Festivals zum Thema, wenn Hermann Glaser sein Opus magnum „Franken – Eine deutsche Literaturlandschaft“ vorstellt und zusammen mit Rolf-Bernhard Essig, Ursula März, Christiane Neudecker und Norbert Treuheit über die Bedeutung der Herkunft für die Literatur spricht. Das Poetenfestival gilt mittlerweile überhaupt als in Literaturkreisen beliebte und bedeutende Plattform der Präsentation und des Austauschs im Vorfeld der jährlichen Frankfurter Buchmesse; viele Autoren nutzen die Gelegenheit, erste Einblicke in ihre Neuerscheinungen zu geben und sich untereinander sowie mit dem Publikum zu treffen.

Veranstalter des Festivals ist das Kulturamt der Stadt Erlangen. Medienpartner dieses Jahr sind die Erlanger Nachrichten, das Polit-Magazin Cicero und Bayern 2. Finanziell unterstützt wird das Poetenfest aus den Mitteln der Literaturförderung des Bayerischen Staatsministeriums für Bildung und Kultus, Wissenschaft und Kunst. Hauptsponsor der Veranstaltung ist seit über zehn Jahren das ortsansässige Unternehmen AREVA, das mit rund 3.500 Mitarbeitern einer der größten privaten Arbeitgeber der Region ist.

Nähere Informationen zu Programm, Veranstaltungsorten und Eintrittskarten unter: www.poetenfest-erlangen.de.