Umjubelt: Schauspieler vor begeistertem Publikum im Prunksaal des Erlanger Theaters. (Fotos: J. Quast)
Theater

300 Jahre Schlussapplaus

Das Theater in Erlangen feiert einen absolut runden Geburtstag: Seit drei Jahrhunderten zeigen Schauspieler Klassisches, Erbauliches, Komödiantisches. Ein ganzes Jubiläumswochende Ende Januar füllen die Theatermacher mit Premieren und Debatten.

Es ist eines der ältesten bespielten Barocktheater Süddeutschlands: Das Theater Erlangen feiert sein 300-jähriges Bestehen. Am 10. Januar 1719 öffnete das von außen eher unscheinbar wirkende Haus seine Pforten. Der Spielbetrieb im rot-goldenen Prunksaal des Baus begann freilich damals nicht mit einem Theaterstück, sondern mit einer Oper.

Barock in schummerigem Licht

Im Eröffnungsjahr 1719 mussten Kulissen noch per Hand durch ein kompliziertes Seilsystem aufgezogen oder zur Seite gerollt werden, wie ein Buch zum Jubiläum festhält. Die Bühnenbeleuchtung bestand aus Kerzen und Öllampen – was schlechte Luft und hohe Brandgefahr verursachte.

Seitdem ist viel passiert. Licht, Ton und Kulissen sind mittlerweile automatisiert, die zehn am Theater engagierten Schauspieler müssen keine Angst mehr vor einem plötzlichen Feuer haben. Seit Intendantin Katja Ott 2009 in Erlangen anfing, wurden 119 Eigeninszenierungen aufgeführt. Nicht eingerechnet sind dabei Extras wie kleine Inszenierungen, Podiumsdiskussionen und Lesungen. Wie viele Stücke es seit der Gründung gab, lässt sich nach Mitteilung des Theaters nicht mehr nachvollziehen.

Geld zurück für eine Drittklässlerin

Einige Stücke blieben jedoch in Erinnerung – oft aufgrund der Reaktionen des Publikums. In dem Jubiläumssammelband beschreibt die Leitende Dramaturgin, Karoline Felsmann, wie die Zuschauer auf Märchen reagieren. Die Inszenierung des Märchens „Hänsel und Gretel“ etwa aus dem Jahr 1989 sei nicht gut angekommen, manche Eltern hätten sogar ihre Kinder aus dem Theater geholt. Ausdrücke in dem Stück wie „alte Sau“ missfielen auch Kindern. Eine Drittklässlerin forderte das Eintrittsgeld zurück. Besser fiel dagegen das Urteil über Stücke wie Ottfried Preußlers „Ronja Räubertochter“ aus dem Jahr 1995 aus.

Heute zeigt das Theater Klassiker der Modern von Brecht bis Dürrenmatt, aber Bühnenadaptionen von Literaturklassikern wie Goethes „Die Leiden des jungen Werther“. Hinzu kommen Dramatisierungen moderner Stoffe wie „Golden House“ von Erfolgsautor Salman Rushdie, die auf der Erlanger Bühne zu sehen sind. Sein 300-jähriges Bestehen feiert das Theater unter anderem mit einem Fest, einer Premiere und einer Podiumsdiskussion am „Jubiläumswochenende“ (18. bis 20. Januar). Außerdem gibt es im Mai ein Festwochenende mit Premieren.

(dpa/BK)