Höhle in den Hügeln: das neue Denkmal im Münchner Olympiapark, derzeit noch für die Eröffnung gesperrt. (Foto: G.Dolak)
Denkmal

Schnitt in den Park

Im Münchner Olympiapark eröffnet die multimediale Erinnerungsstätte an den Terroranschlag auf die Olympischen Spiele von 1972. Beim Tag des offenen Denkmals an Wochenende wird sie zugänglich sein, ebenso wie hunderte Gebäude in ganz Bayern

Blumenkränze vor dem zweistöckigen Beton-Stadthaus in der Münchner Connollystraße 31 und eine wie frisch in die Hügel des Olympiaparks geschnittene Gedenkstätte – dieser Tage jährt sich die palästinensische Geiselnahme israelischer Sportler bei den Olympischen Spielen vor 45 Jahren. Mit der Attacke von 1972, in deren zweitägigem Verlauf elf Israelis, fünf der acht Angreifer und ein deutscher Polizist starben, begann der internationale Terrorismus auf dem Boden der Bundesrepublik. „Wir wollen den Opfern im öffentlichen Bewusstsein ihre Persönlichkeit wiedergeben“, erklärte Bayerns Kunstminister Ludwig Spaenle bei einer Vorbesichtigung am Montag. Multimedial wird in dem Bauwerk an die getöteten Olympioniken erinnert.

Geben wir Hass und Gewalt keine Chance.

Ministerpräsident Horst Seehofer

Jetzt hat Bayerns Ministerpräsident Horst Seehofer gemeinsam mit Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier und Israels Staatspräsident Reuven Rivlin den Erinnerungsort Olympia-Attentat München 1972 eröffnet. An dem Festakt nahmen auch Landtagspräsidentin Barbara Stamm und Innenminister Joachim Herrmann sowie Angehörige der elf israelischen Sportler und des bayerischen Polizisten teil, die zu Opfern des terroristischen Attentats geworden waren. Zu den Gästen gehörten auch der Vorsitzende des Zentralrats der Juden in Deutschland Josef Schuster und die Vorsitzende der Israelitischen Kultusgemeinde in München und Oberbayern Charlotte Knobloch.

„Geben wir Hass und Gewalt keine Chance“, sagte Seehofer. Er rief dazu auf, sich gegen Antisemitismus und Terror stark zu machen. Seehofer nannte den multimedialen Erinnerungsort im Olympiapark ein lebendiges Zeichen des Zusammenhalts, vor allem mit der Heimat der Ermordeten. „Die starke und unverbrüchliche Freundschaft mit Israel gehört zur bayerischen Staatsraison“, erklärte der Ministerpräsident.

Erinnerung in der Landschaft

„Einschnitt“ nennen seine Architekten diesen Erinnerungsort. Denn wie eingeschnitten ist er nicht nur in den Park – einschneidend war auch das historische Ereignis, dem über die Jahrzehnte immer neue Wellen des Terrors aus dem Nahen Osten folgten. Bis hin zu Anschlägen im Freistaat, zu denen sich die Terrororganisation „Islamischer Staat“ bekannt hat.

Wenn am Sonntag der Tag des offenen Denkmals läuft, wird auch die sehenswert in die Landschaft eingepasste Gedenkstätte begehbar sein. Wie hunderte Gebäude in ganz Bayern. Der Denkmal-Tag am Wochenende steht unter dem Motto „Macht und Pracht“. In Nürnberg erläutern zu diesem Thema Archäologen Funde am Pfarrhaus der Lorenzkirche, in Augsburg öffnet die Regierung von Schwaben die ehemalige fürstbischöfliche Residenz für Besucher. In München gibt es Führungen durch den Nymphenburger Schlosspark – und durch den Olympiapark. Heutige Bewohner das einstigen Olympiadorfes führen durch die spektakulär aufragende 70er-Jahre-Architektur. Filme aus der Bauphase sind zu sehen – am Haus in der Connollystraße, in dem 1972 die erhofften „heiteren Spiele“ ins Blutige kippten, kommen die Besucher dann auch vorbei.

Ungewöhnliche Einblicke

Der Tag des offenen Denkmals ist der deutsche Beitrag zu den European Heritage Days, die in rund 50 Ländern jedes Jahr im September stattfinden. Der Aktionstag ist in der Bundesrepublik immer am zweiten Sonntag im September. Die meisten Angebote sind kostenfrei. Hauptsächlich geht es darum, historische Gebäude und Orte zu zeigen, die sonst nicht oder nur eingeschränkt für das Publikum zugänglich sind.

(BK)