Natur, Beschaulichkeit, Bier – Oberfranken will sich nicht auf diese Vorzüge beschränken lassen, sondern auch zukunftsfähig bleiben. Bild: fkn
Strukturwandel

Oberfranken stellt sich dem demografischen Wandel

Trotz vielfältiger Bildungsmöglichkeiten und zahlreicher Initiativen ziehen immer mehr junge Menschen aus den strukturschwachen Regionen in die Ballungsräume der bayerischen Großstädte. Oberfranken hat darunter besonders zu leiden. Der Verein "Oberfranken Offensiv" unter Vorsitz von Gesundheitsministerin Melanie Huml kämpft dagegen an.

Oberfranken erlebt derzeit einen demografischen Wandel, mit dem sich seit Jahren ein  Netzwerk der oberfränkischen Kommunen, Verbänden, Initiativen, Unternehmen und engagierten Privatpersonen beschäftigt, das sich Oberfranken Offensiv e.V. nennt. Unter Vorsitz von Gesundheitsministerin Melanie Huml und Regierungspräsident Wilhelm Wenning veranstaltet der in Bayreuth ansässige Verein regelmäßige Dialoge zum Strukturwandel in Oberfranken.

Zwei Themen sind dabei in jüngster Zeit in den Vordergrund gerückt:

  • eine deutliche Zunahme der Senioren
  • der Zustand der medizinischen Versorgung

Das erste Problem:  In einer Reihe von Landkreisen und Gemeinden in Oberfranken zeigt sich eine deutliche Zunahme der Senioren. Dies ist für die Kommunen eine große Herausforderung, denn es müssen neue infrastrukturelle, medizinische und pflegerische Rahmenbedingungen geschaffen werden.  Staatsministerin Huml sagt dazu, es  seien auf Landesebene bereits eine Vielzahl an Maßnahmen auf den Weg gebracht worden, um die Pflegesituation in Bayern zu verbessern. Ob der Fünf-Punkte-Plan für bessere Ausbildung der Pflegenden, das Bayerische Netzwerk Pflege oder die Erhöhung des Personalschlüssels durch die Landespflegesatzkommission – die Staatsregierung arbeite auf allen Ebenen daran, um die bestmöglichen Bedingungen in der Pflege zu erreichen.

Wir wollen eine Pflege, die sich am Menschen orientiert und ein erfülltes, selbst bestimmtes Leben bis zum Schluss ermöglicht.

Gesundheitsministerin Melanie Huml

Dafür brauche es gut qualifizierte Fachkräfte, die die zunehmende Zahl pflegebedürftiger Menschen gut versorgen können. Gleichzeitig sei die Förderung von ambulanten Angeboten und die Unterstützung und Entlastung pflegender Angehöriger von großer Bedeutung um pflegebedürftigen Senioren möglichst lange ein Leben in vertrautem Umfeld zu ermöglichen.

Innovative Konzepte gibt es bereits. Eines davon ist das Pilotprojekt „Zusammen leben“ in Coburg vor, das die Integration von Senioren in engagierte Familien ermöglichen will. Oder der Verein „Seniorengemeinschaft Kronach Stadt und Land“, der die gegenseitige Unterstützung der Mitglieder durch untereinander zur Verfügung gestellte Dienstleistungen koordiniert und ihnen so bei der Bewältigung des Alltags hilft.

Das zweite Thema, das „Oberfranken Offensiv“ derzeit bewegt, ist der Zustand der medizinischen Versorgung.  „Alle Planungsbereiche sind ausreichend mit Haus- und Fachärzten versorgt. Ein Großteil gilt sogar als überversorgt.“, sagt Melanie Huml dazu. „Um dieses hohe Niveau halten zu können, müssen vor allem in den ländlichen Bereichen Lösungen zur Sicherung des Nachwuchses an Hausärzten gefunden werden.“

Entscheidend sei es, junge Ärzte für das Land zu gewinnen und den Stellenwert der Allgemeinmedizin in Aus- und Weiterbildung zu erhöhen. Einen wertvollen Beitrag zur Herstellung gleichwertiger Lebensverhältnisse in Stadt und Land leiste hier insbesondere das Förderprogramm des Bayerischen Staatsministeriums für Gesundheit und Pflege: Durch Stipendien für Medizinstudierende, die sich für eine Weiterbildung und anschließende Tätigkeit auf dem Land verpflichten, die Förderung von innovativen medizinischen Versorgungskonzepten und der Unterstützung von Niederlassungen in kleineren Gemeinden werde der Standort Oberfranken aktiv zukunftsfähig gestaltet.

„Oberfranken Offensiv“  hat darüber hinaus gemeinsam mit dem bayerischen Staatsministerium für Gesundheit und Pflege, dem Bayerischen Hausärzteverband und dem Lehrstuhl für Allgemeinmedizin an der Universität Nürnberg-Erlangen ein Projekt ins Leben gerufen, das Studierende im frei wählbaren Tertiär des Praktischen Jahres nach Oberfranken bringen soll. Dass junge Mediziner sich für eine allgemeinärztliche Praxis im ländlichen Raum entscheiden, hängt wesentlich davon ab, ob sie die Region kennen und schätzen gelernt haben.

Zu diesem Ergebnis kommen auch fünf Bayreuther Geographie-Studierende in ihrem Studienprojekt „Medizinische Versorgung im ländlichen Raum“. Um herauszufinden, welche Anreize Kommunen im ländlichen Raum setzen können, um für angehende Ärzte ein attraktiver Arbeitsort zu sein, hatten sie unter der Anleitung von Professor Manfred  Miosga, dem Leiter des Bayreuther Lehrstuhls für Stadt- und Regionalentwicklung, 164 Medizinstudierende und 21 niedergelassene Ärzte befragt.