In der Pfarrkirche von Rott am Inn nahmen mehrere hundert Menschen am Gedenkgottesdienst für Franz Josef Strauß teil. (Foto: Joerg Koch/ CSU)
30.Todestag FJS

„Dankbar rückwärts, mutig vorwärts, gläubig aufwärts“

Den 30. Todestag von Franz Josef Strauß beging die CSU mit einer Gedenkveranstaltung an seinem Grab in Rott am Inn. Der Pfarrer der Kirchengemeinde, Klaus Vogl, hielt dabei eine Predigt, die jeder Politiker lesen sollte.

Als Pfarrer von Rott am Inn kommt man an Franz Josef Strauß nicht vorbei, selbst dann nicht, wenn man wie ich kaum persönliche Erinnerungen mit ihm verbindet, weil man einfach noch zu jung ist.

Wenn ich auswärts erzähle, dass ich Pfarrer von Rott am Inn bin, dann kommt meist sehr schnell: „Das ist doch da, wo der Strauß begraben ist.“ Und ob es nun die unterschiedlichsten Menschen sind, die das ganze Jahr über neben unserer wunderbaren Rokokokirche die Straußgruft besuchen oder Sie heute an seinem 30. Todestag – immer geht es um die Erinnerung an ein Original, das Bayern, Deutschland und Europa maßgeblich mitgeprägt und gestaltet hat.

Zeitlos gültige Fixpunkte

Das Gedenken an Franz Josef Strauß ist bisweilen mit Wehmut verbunden – „Das waren noch Zeiten“ sagen alte Freunde und Weggefährten. „So oan brauchat ma heid a wieder“ sagt mancher, der sich Sorgen macht um die politische Zukunft unseres Landes. Auch wenn sich die Zeiten geändert haben und wir in ihnen, so kann man aus dem Tun und Denken eines Franz Josef Strauß mitunter zeitlos gültige Fixpunkte für eine im guten Sinne konservative Politik erkennen.

Franz Josef Strauß hatte tiefe menschliche, aber auch geistig-geistliche Wurzeln, die ihm Halt, Heimat und verbindliche Orientierung waren.

Pfarrer Klaus Vogl

Franz Josef Strauß hatte Tiefe, Weite und Gewicht. Er hat die Zeichen der Zeit erkannt und ging mutig und zielstrebig neue Wege. Obwohl er einer der Großen in der Nachkriegsgeschichte unseres Landes war, der es verstand sich auf unterschiedlichem mitunter rutschigem Parkett zu bewegen, hatten gerade auch die normalen Bürgerinnen und Bürger das Vertrauen, dass er für sie da war, dass er ihr Landesvater war, der sie kannte, verstand und für sie Politik machte. Dabei zeichnete ihn auch in turbulenten Zeiten eine Standhaftigkeit und Zielstrebigkeit aus, auf die man sich verlassen konnte. Er verhielt sich nie wie ein flatternder Hühnerhaufen, der vom Fuchs gejagt wird, dabei alle möglichen Richtungen einschlägt und dann am Ende doch gefressen wird. Er blieb den „Schneisen des Realismus und der Vernunft“ treu, die seinem Reden und Tun vorausgingen.

Weder Heiliger noch Dämon

Franz Josef Strauß hatte tiefe menschliche, aber auch geistig-geistliche Wurzeln, die ihm Halt, Heimat und verbindliche Orientierung waren. Diese Wurzeln bewahrten ihn davor, einem leeren Pragmatismus zu verfallen, der bereit ist, das ureigene weltanschauliche Fundament preiszugeben und somit zum Spielball des schnelllebigen Zeitgeistes zu werden. Er war sich der vielen ihm anvertrauten Talente bewusst und ging daran, mit ihnen zu wirtschaften. Zu diesen Talenten zählten seine persönliche Begabung aber auch die ihm anvertrauten Menschen mit ihren Möglichkeiten. Im Bewusstsein, dass ihm all das nur zeitweise anvertraut ist von einem anderen, der ihn eines Tages fragen würde, was er denn damit gemacht habe, strebte er danach, aus christlicher Verantwortung heraus Politik zu machen.

Dabei war er sich auch seiner Schwächen und Fehler bewusst. Sehr realistisch sagte er über sich selbst: „Ich bin weder ein Heiliger noch ein Dämon, sondern ein Mensch im Widerspruch.“ Sehr beeindruckend finde ich auch den Satz: „Ich weiß, dass ich Fehler gemacht habe. Ich meine aber größtenteils andere, als die, die man mir vorwirft.“ Welche er gemeint hat, darüber können wir nur spekulieren.

Nur wer keine oder die schlechteren Argumente hat, muss sich vor einer politischen Debatte ohne Rede- und Denkverbote fürchten.

Pfarrer Klaus Vogl

Einen Franz Josef Strauß kann und darf man nicht kopieren. Wenn, dann höchstens als Schauspieler. Man kann und darf sich aber manche Maximen zu eigen machen, die zeitlos gültig sind. Ich denke da zum Beispiel an das „Argumente statt Agitation“. Emotionen allein sind zu wenig, zumal wenn die gefühlte Wirklichkeit und die tatsächliche weit auseinander liegen. Empörung allein hat noch kein Problem gelöst. Ich glaube, dass wir eine neue politische Diskussions- und Streitkultur brauchen. Nur wer keine oder die schlechteren Argumente hat, muss sich vor einer politischen Debatte ohne Rede- und Denkverbote fürchten. Nur so können rechte oder linke Sümpfe trockengelegt werden. Nur so können die richtigen Weichen für unser Land gefunden und gestellt werden.

Mut zu den christlichen Wurzeln

Was mir ebenfalls wichtig erscheint, ist der Mut, zu den eigenen christlichen Wurzeln zu stehen und daraus zu leben. Ich bin dankbar für jedes Kreuz in der Öffentlichkeit. Es ist das Zeichen des christlichen Glaubens schlechthin, jenes Glaubens, der unser Reden und Denken über Gott und den Menschen bis heute mehr prägt als uns bewusst ist. Religionsfreiheit und Toleranz kann nicht heißen, dass man die eigenen religiösen Wurzeln verleugnen muss, aus denen die Werte erwachsen sind, die unser Land zu dem gemacht haben, was es ist. Leider gibt es auch in Bayern bereits Verkäuferinnen, die kein Kreuz mehr an der Halskette tragen dürfen um andersgläubige Kunden nicht vor den Kopf zu stoßen. Umso wichtiger erscheint mir das Bekenntnis christlicher Politiker zum Zeichen des Kreuzes.

Wenn wir uns vom Gekreuzigten und Auferstandenen in die Pflicht nehmen lassen und vor ihm allein unser Knie beugen, dann wird das Kreuz für uns zum Segen.

Pfarrer Klaus Vogl

Dabei muss deutlich werden, dass es sich hierbei nicht nur um politisches Kalkül handelt sondern um eine Herzensangelegenheit. Das Kreuz und die damit verbundenen Werte dürfen weder zum ängstlich vergrabenen Talent noch zum Kostüm werden, das man an Sonn- und Feiertagen überzieht. Wenn wir uns vom Gekreuzigten und Auferstandenen in die Pflicht nehmen lassen und vor ihm allein unser Knie beugen, dann wird das Kreuz für uns zum Segen. Dann wird es zum Mahnmal des christlichen Gottes- und Menschbildes, dem sich Franz Josef Strauß und gewiss auch viele unter uns verpflichtet wussten und wissen. Wer Bayern regiert, dem hat der Herrgott viele Talente anvertraut und der tut gut daran folgende Worte von Franz Josef Strauß zu beherzigen:

„Dankbar rückwärts, mutig vorwärts, gläubig aufwärts. Ich möchte als Ergebnis meiner politischen Arbeit und als Summe meines politischen Lebens sagen können: Ich habe vielen Menschen geholfen, dem Frieden gedient und meinen Beitrag geleistet, Deutschland zu erhalten und Bayern auf dem Weg zum schönsten Land der Welt ein gutes Stück vorangebracht.“

Möge Gott seinen guten Geist ausgießen über die, die heute und in Zukunft die Geschicke unseres Landes lenken und ihr Wirken zum Segen werden lassen. Amen.