Alles im Floß: Faßbier, Blaskapelle, Gebete - die "Thalkirchner Flößer-Wallfahrt" Anfang September über die Isar. (Foto: G. Dolak)
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In Bayern lässt es sich gut leben

Gastbeitrag Sichere Jobs, Wohlstand, gute Schulen und Ärzte - laut dem "Heimatindex" der Volks- und Raiffeisenbanken sind die meisten Bayern hochzufrieden mit den Zuständen im Freistaat, schreibt der Präsident des Genossenschaftsverbands Bayern, Jürgen Gros.

Mehrere Millionen Gäste, die frisch aus ihrem Sommerurlaub irgendwo zwischen Spessart und Zugspitze zurückgekehrt sind, werden es bestätigen: Bayern ist liebens- und vor allem lebenswert. Auch die Bewohner des Freistaats sehen das so. Den empirischen Beleg dafür liefert der in diesen Tagen erstmals veröffentlichte Heimatindex der bayerischen Volksbanken und Raiffeisenbanken. Dieses Zufriedenheits-Barometer misst 71 von 100 möglichen Punkten. Ein Spitzenwert, der zeigt, wie sehr sich die Bayern im Freistaat wohlfühlen.

Heimat als Zahlengröße

Der Heimatindex basiert auf einer repräsentativen Erhebung. Ein Meinungsforschungsinstitut fragte im Auftrag der Kreditgenossenschaften die Zufriedenheit der Bürgerinnen und Bürger mit ihrem Lebensumfeld ab – vom Arbeitsplatz über das Wohnumfeld, der Nähe zu Familien und Freunden bis hin zur Versorgung mit Ärzten oder Schulen. Am Ende ergaben sich in allen übergeordneten Themenkategorien gute bis sehr gute Zufriedenheitswerte, aus denen sich der passable Startwert errechnet.

In Bayern lässt es sich also gut leben. Das ist keine überraschende, für die Volksbanken und Raiffeisenbanken aber eine bedeutende Tatsache. Die 244 Institute sind in allen Regionen des Freistaats tief verwurzelt und bereichern die mittelständische Wirtschaft. Gemeinsam zählen sie mehr als sechs Millionen Kunden, gut 2,7 Millionen Mitglieder und rund 32.000 Mitarbeiter. Die allermeisten dieser Menschen sind im Freistaat daheim. Deshalb ist es für die Genossenschaftsbanken von besonderer Relevanz zu wissen, welche Bedürfnisse die Bayern haben. Und deshalb werden die Institute den Index künftig halbjährlich ermitteln, um ihre Schlüsse aus möglichen Veränderungen ziehen zu können.

Überdurchschnittlich zufrieden

Die Pilot-Erhebung für den Heimatindex macht auch deutlich, dass es sich in Bayern besser leben lässt als anderswo im Bundesgebiet. Die Lebensqualität ragt im Bundesvergleich heraus. Die bayerischen Bürgerinnen und Bürger vergaben bei der Grundsatzfrage „Wie zufrieden sind Sie alles in allem mit Ihrem Leben?“ 79 von 100 Punkten. Ein höherer Wert wurde in keinem anderen Bundesland gemessen. Der Bundesdurchschnitt beträgt 73 Punkte.

Die Bayern sind gerne hier, sie mögen ihre Heimat – und zwar unabhängig vom Wohnort.

Auch das zeigt der Heimatindex. In Altbayern, Franken und Schwaben erreicht er 71 bis 72 Punkte. Und die Lebensqualität in Landgemeinden unterscheidet sich mit 70 Punkten nur geringfügig von den in Städten gemessenen 72 Punkten. Daraus lässt sich schließen, dass der seit nunmehr fünf Jahren in der Landesverfassung verankerte Auftrag zur Förderung und Sicherung gleichwertiger Lebensverhältnisse in ganz Bayern Raum greift.

Besonders zufrieden sind die Bayern mit ihrer finanziellen Situation und ihrem Arbeitsplatz. Angesichts der noch immer robusten Konjunktur und der rekordhohen Beschäftigung im Freistaat überrascht das nicht. Bemerkenswert ist, dass sich der gute Wert des Heimatindex darüber hinaus aus der stark ausgeprägten Verankerung der Bayern in ihrem sozialen Umfeld ergibt. Sie trägt wesentlich zur hohen Lebensqualität bei. Ebenfalls zufrieden sind die Befragten mit dem Bildungs-, Kultur- und Freizeitangebot. Und ungeachtet der Diskussionen über Wohnungsmangel in Großstädten äußern sie sich positiv zu ihrem engeren Wohnumfeld.

Im Freistaat geht es uns gut.

Die Herausforderung besteht allerdings darin, diesen erfreulichen Zustand zu bewahren. Und das ist nicht trivial. Was die Wirtschaft betrifft, so müssen die Weichen für Wachstum und Wohlstand von morgen gestellt und Blockaden aufgelöst werden. Bei allen Fortschritten gilt es insbesondere, den Abbau unnötiger Bürokratie voranzutreiben. Zu viele kleinteilige und praxisferne Vorschriften dämpfen die wirtschaftliche Entwicklung, anstatt sie zu fördern. Kunden und Kreditinstitute bekommen das derzeit beim Verbraucherschutz zu spüren: Regeln wie die Aufzeichnungspflicht telefonischer Beratungsgespräche zu Wertpapieren greifen übermäßig in die Kunde-Bank-Beziehung ein. Manche Institute ziehen sich wegen solch kostspieliger Regulatorik aus der Wertpapierberatung zurück – obwohl das den Interessen der Anleger widerspricht.

Straßen, Schienen, Radwege

Hinweise auf Handlungsbedarf ergeben sich auch bei der Infrastruktur, insbesondere der Verkehrsinfrastruktur, und beim Thema Sicherheit. Bei der aktuellen Heimatindex-Umfrage liegen die Zufriedenheitswerte dieser Bereiche zwar noch auf einem befriedigenden Niveau. Sie fallen allerdings merklich hinter die oben genannten Felder zurück. Daraus lässt sich eine konkrete Erwartung an die Politik ablesen, für Verbesserungen zu sorgen.

In der Gesamtschau demonstriert der Heimatindex der bayerischen Volksbanken und Raiffeisenbanken jedoch eindrucksvoll: Im Freistaat geht es uns gut. Das gesellschaftliche und wirtschaftliche Fundament ist über Jahrzehnte gewachsen. Darauf gründet das Wohl der Menschen.

Jürgen Gros ist Vorstandsvorsitzender und Präsident des Genossenschaftsverbands Bayern.