Frisch aus dem Kreißsaal: Neugeborenes auf der Geburtsstation eines Krankenhauses. (Foto: Imago/Westend61)
Geburten

Deutschlands anonyme Babys

Erstmals gibt Familienministerin Katarina Barley Zahlen zur "vertraulichen Geburt" bekannt: Seit Einführung des Gesetzes im Mai 2014 brachten 345 Frauen anonym Nachwuchs zur Welt. In den "Babyklappen" werden jedoch immer weniger Kleine abgegeben.

Seit Mai 2014 haben 345 Frauen von ihrem Recht Gebrauch gemacht, ihr Kind per so genannter „vertraulicher Geburt“ zur Welt zu bringen. Wie aus einem Bericht des Bundesfamilienministeriums hervorgeht, ließen sich bis Ende 2016 insgesamt 1277 werdende Mütter in entsprechenden Beratungsstellen aufklären. Von ihnen entschieden sich nach dem Termin 26 Prozent für ein Leben mit ihrem Baby, 15 Prozent wählten den Weg einer regulären Adoptionsfreigabe und 19 Prozent für die vertrauliche Geburt. Rund 40 Prozent seien jedoch einen anderen Weg gegangen, beispielsweise den einer Abtreibung.

Auskunftsrecht zum 16. Geburtstag

Das im Frühjahr 2014 in Kraft getretene neue Gesetz räumt Frauen, die ihre Schwangerschaft geheim halten, die Möglichkeit ein, mit professioneller medizinischer Hilfe zu entbinden. Nach der anonymen Geburt erhält der Säugling über das Jugendamt einen Vormund. Ab dem 16. Lebensjahr hat das Kind das Recht, den Namen der Mutter zu erfahren. Bei den bis dahin nur geduldeten anonymen Geburten fiel dieses Anrecht des Kindes auf spätere Kenntnisnahme seiner Mutter unter den Tisch.

Nur in besonderen Fällen kann eine Mutter heute ihr Recht auf Anonymität auch nach dem 16. Geburtstages des Nachkommen erklagen – etwa wenn aus der Einsicht des Kindes „eine Gefahr für Leben, Gesundheit, persönliche Freiheit oder ähnliche schutzwürdige Belange erwachsen kann“, wie es im Gesetz heißt.

Nun hat Familienministerin Katarina Barley eine erste Bilanz über die Wirkung des Gesetzes vorgelegt. „Viele der beratenen Frauen litten schwere persönliche Not, darunter auch Frauen mit Gewalterfahrungen oder mit Angst vor Gewalt“, hält sie in einem Text für das Bundeskabinett fest. Überforderung, Vergewaltigung, gewalttätige Väter – solche Gründe für eine anonyme Geburt waren in der Debatte um das neue Gesetz 2013 von Befürwortern genannt worden.

Babyklappen in Bayern

Bis zu seiner Verabschiedung gab es für Mütter nur eine Möglichkeit, ihr Kind nach der Geburt anonym abzugeben: die so genannte „Babyklappe“. Davon existieren bis heute 93 in Deutschland, davon 11 in Bayern (in Augsburg, Ingolstadt, Kempten, Landshut, Mainburg, München-Schwabing und -Solln, Regensburg, Roth, Straubing und Weilheim). Verlässliche Zahlen, wieviele Kinder hier abgelegt werden, existieren nicht. Dem Bericht von Ministerin Barley zufolge sind sie jedoch angeblich rückläufig.