Hacke auf Stein: Arbeiter packen nach einer Stollen-Sprengung an. (Foto: Salzbergwerk Berchtesgaden)
Bergbau

Die Salz-Spülmaschine im Berg

Das Berchtesgadener Salzbergwerk feiert 500-jähriges Jubiläum. Im "nassen Abbau" schwemmen 100 Bergarbeiter jährlich eine Million Kubikmeter salzhaltiges Wasser aus dem Gestein. In der Saline von Bad Reichenhall trocknen sie das "weiße Gold" heraus.

Egal ob zum Frühstücksei oder in der Chipstüte am Abend – Salz ist ein ständiger Begleiter beim Essen. Das „weiße Gold“ zum Würzen von Speisen fehlt in keiner Küche. Nicht umsonst drückt die Redensart vom „Salz in der Suppe“ Wertschätzung für etwas aus. Salz war lange Zeit ein kostbarer Rohstoff. Das erfahren auch die jährlich fast 400.000 Besucher des Salzbergwerks Berchtesgaden bei ihren Führungen. Nun feiert das Bergwerk sein 500-jähriges Bestehen.

Ablagerung aus dem Urmeer

Mit dem Anschlagen des sogenannten Petersbergstollens begann 1517 die ununterbrochene Erfolgsgeschichte des Salzabbaus aus den Tiefen des oberbayerischen Gebirges. Neben dem Gewinn des „weißen Goldes“, wie das Speisesalz auch genannt wird, ist das Bergwerk zu Füßen der Berchtesgadener Alpen auch ein Touristenmagnet.

Die Geschichte des Salzbergbaus in Berchtesgaden reicht bis ins 12. Jahrhundert. Um 1193 beginnt die Salzgewinnung am Tuval bei Schellenberg. 1194 wird Salzabbau am Gollnbach in Berchtesgaden erwähnt. Doch erst der Anschlag des Petersbergstollens durch Fürstpropst Gregor Rainer von den Augustiner-Chorherren im Jahr 1517 markiert den eigentlichen Start des Salzabbaus in Berchtesgaden.

Seit Jahrzehnten ist unser Salzbergwerk ein Besuchermagnet in unserem Landkreis.

Georg Grabner, Landrat

1816 wird der Salzbergbau in die Königliche General-Bergwerks- und Salinenadministration in München eingegliedert. Ein Jahr später rinnt die erste Berchtesgadener Sole in Holzrohren auf 29 Kilometern Länge von Berchtesgaden nach Bad Reichenhall. Die Leitung – eine technische Meisterleistung – blieb bis 1927 ununterbrochen in Betrieb. Heute gehört das Salzbergwerk zur Südwestdeutschen Salzwerke AG in Heilbronn. Die Muttergesellschaft beschäftigt an mehreren Standorten zusammen mehr als 1000 Mitarbeiter.

Damals wie heute wird das Berchtesgadener Salz im sogenannten nassen Abbau gewonnen. Dabei wird Süßwasser in einen aus dem Gestein erschlossenen Hohlraum eingeleitet. Es löst das Salz aus dem Mischgestein. Dabei entsteht Sole, eine konzentrierte Salzlösung mit 26,5 Prozent Salzgehalt. 100 Mitarbeiter holen jährlich rund eine Million Kubikmeter Salzwasser aus dem Bergwerk.

Das Salzgeschäft unterliegt einem harten Wettbewerb.

Ulrich Fluck, Vorstandssprecher

Die Sole wird zur Saline nach Bad Reichenhall gepumpt und dort zu Gewerbesalzen weiterverarbeitet. „Unser Bergwerk in Berchtesgaden liefert den Rohstoff für unsere Marke Bad Reichenhaller Alpensalz“, sagt Salzwerke-Vorstandssprecher Ulrich Fluck. Das Salzgeschäft unterliege einem harten Wettbewerb. Fluck will jedoch nicht jammern. Ohne Zahlen zu nennen, sagt er: „Die Ertragslage ist sehr gut, wir sind zufrieden.“

Rund 380.000 Besucher im Show-Bergwerk

Im Jahr 2016 kamen an die 380.000 Gäste aus aller Welt ins Besucherbergwerk Berchtesgaden. Nicht nur Kinderherzen schlagen höher, wenn sie mit der Grubenbahn erst ins Bergwerk einfahren und es dann über die Bergmanns-Rutsche zur Salzkathedrale hinuntergeht. Eine Attraktion ist auch die Fahrt mit dem Floß über den unterirdischen Salzsee. „Wir möchten den Besuchern auf unterhaltsame Weise zeigen, wie aufwendig die Gewinnung des seit 250 Millionen Jahren in den Tiefen des Berges versiegelte Salz ist“, sagt der fürs Besucherbergwerk zuständige Peter Botzleiner-Reber.

Asthmatiker und vom Heuschnupfen Geplagte kurieren derweilen im Salzheilstollen des Bergwerks ihre Leiden aus. Der salzhaltigen Luft mit einer Feuchtigkeit von 85 Prozent wird eine heilende Kraft bei Erkrankungen der Atemwege nachgesagt. Jedes Jahr suchen an die 15.000 Patienten den Heilstollen auf.

Highlight der Urlausbregion

Der zuständige Landrat Georg Grabner weiß, dass Besucherbergwerk und Heilstollen Geld in die Kassen des Einzelhandels und des Gastgewerbes spülen. „Seit Jahrzehnten ist unser Salzbergwerk ein touristischer Besuchermagnet in unserem von Naturschönheiten gesegneten Landkreis“, sagt der CSU-Politiker.

Höhepunkt der Jubiläumsfeiern ist das Bergmannsfest am Pfingstmontag mit Ministerpräsident Horst Seehofer und dem Erzbischof von München und Freising, Reinhard Marx. An den Kirchenzug und Gottesdienst vor der Stiftskirche schließt sich ein Festzug durch den Ort an.

(dpa)