Zahl der offenen Stellen auf Rekordhoch
Gute Nachrichten aus Nürnberg: Dank voller Auftragsbücher in vielen Unternehmen hat sich der Stellenboom der vergangenen Monate fortgesetzt - und das trotz gedämpfter Hoffnungen für den deutschen Arbeitsmarkt. Dennoch gehen Experten davon aus, dass dieser positive Trend nicht ungebremst anhält.
Arbeitsmarktzahlen

Zahl der offenen Stellen auf Rekordhoch

Gute Nachrichten aus Nürnberg: Dank voller Auftragsbücher in vielen Unternehmen hat sich der Stellenboom der vergangenen Monate fortgesetzt - und das trotz gedämpfter Hoffnungen für den deutschen Arbeitsmarkt. Dennoch gehen Experten davon aus, dass dieser positive Trend nicht ungebremst anhält.

Im Mai sei die Nachfrage nach Arbeitskräften so hoch gewesen wie seit vielen Jahren nicht mehr, berichtete die Bundesagentur für Arbeit (BA) bei der Veröffentlichung ihres monatlichen Stellenindex BA-X. Der Indikator kletterte im Mai auf 187 Punkte und damit auf das höchste Niveau seit Einführung des Index im Jahr 2004.

„Die Arbeitskräftenachfrage ist damit weiterhin nach aufwärts gerichtet, auch wenn ihr Wachstum etwas an Schwung verloren hat“, erklärte die Bundesagentur. Der Grund sei anscheinend das abgeschwächte Wachstumstempo der deutschen Wirtschaft im ersten Quartal. Im Vergleich zum April war der Stellenindikator im Mai nur noch um einen Punkt gestiegen.

Getrieben wird die Entwicklung nach BA-Einschätzung keineswegs nur von der guten Auftragslage in vier Fünfteln aller Branchen. Eine Rolle spiele in vielen Bereichen auch die steigende Nachfrage nach qualifizierten Arbeitskräften. Viele Beschäftigte wechselten deswegen häufiger als in Krisenzeiten ihren Job – und hinterließen damit Lücken in Betrieben. Da es immer schwerer werde, geeignete Nachfolger für sie zu finden, blieben freie Stellen zudem länger unbesetzt.

Gefahren: hoher Ölpreis und Zinsanstieg

Für die kommenden Monate gehen neben Arbeitsmarktforschern auch Volkswirte deutscher Großbanken nur noch von einer geringen Dynamik auf dem deutschen Arbeitsmarkt aus. Zwar rechneten sie in diesem Jahr weiterhin mit sinkender Arbeitslosigkeit, aber nicht mehr mit dem Tempo wie zum Jahresanfang, berichteten sie in einer Umfrage der Deutschen Presse-Agentur. Bereits vergangene Woche hatte das Nürnberger Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB) für die kommenden Monate eine Stagnation prognostiziert. Diese dürfte umso heftiger einsetzen, je teurer der Euro werde und je mehr die Preise für Rohstoffe – allen voran Rohöl – anstiegen. Auch ein Ende der Niedrigzinsphase würde die vergleichsweise entspanne Situation schnell beenden, so Experten.

Für den Mai gehen die Ökonomen von einem Rückgang der Arbeitslosigkeit um rund 80.000 auf 2,763 Millionen Menschen aus. Dies wären rund 120.000 weniger als vor einem Jahr, berichteten die Experten unter Berufung auf eigene Berechnungen. Ähnlich stark war die Mai-Arbeitslosigkeit im Schnitt der vergangenen drei Jahre gesunken. Die offiziellen Arbeitslosenzahlen will die Bundesagentur für Arbeit (BA) an diesem Dienstag in Nürnberg bekanntgeben. Im April waren in Bayern noch etwa 259.600 Männer und Frauen ohne Arbeit. Nach Expertenansicht dürfte diese Zahl, auch im Vergleich zum Vorjahr, unterschritten werden. Zum Vergleich: Im Mai 2014 lag die Arbeitslosenzahl im Freistaat bei etwa 255.000.

Gebremste Entwicklung in den kommenden Monaten

„Wir gehen weiter davon aus, dass sich die Arbeitslosigkeit leicht reduziert, aber weniger als am Jahresanfang“, sagte der Deutsche-Bank-Volkswirt Heiko Peters. Neben der etwas abgeschwächten Konjunktur im ersten Quartal spiele dabei wohl auch der milde Winter eine Rolle. „Dadurch wurde die Arbeitsmarktentwicklung am Jahresanfang positiv überzeichnet“, glaubt der Volkswirt. Nach Abzug saisonaler Faktoren wäre die Zahl der Erwerbslosen im Mai nur um 5000 gesunken, prognostizieren die Fachleute.