Inntal-Schienenverkehr: Österreichischer Zug auf der Bahnstrecke bei Kufstein. (Foto: Imago/Roland Mühlanger)
Verkehr

Vorsicht am Gleis

Zug um Zug zur Bahnanbindung des neuen Brennerbasistunnels: Bei einem Ortstermin in Rosenheim demonstriert Bundesverkehrsminister Alexander Dobrindt Rücksichtnahme auf die Gegner des Ausbaus der Inntal-Schienenstrecke. Der Planungsdialog mit den Bürgern soll neu beginnen. Die Bundestagsabgeordnete Daniela Ludwig freut sich über einen "ersten Durchbruch" für die Gemeinden.

Der Bürgerdialog zur Planung der Bahn-Zulaufstrecke für den Brennerbasistunnel wird in der Region Rosenheim neu aufgerollt und zu einer deutlichen Verzögerung beim Baubeginn führen. Dies hat Bundesverkehrsminister Alexander Dobrindt (CSU) am Montag vor betroffenen Bürgern angekündigt.

Mehrere Jahre für das Gespräch

Mit seiner Ankündigung reagiert Dobrindt auf zunehmenden Widerstand in der oberbayerischen Region gegen oberirdische Trassen für mögliche neue Gleise. Zuvor hatten etwa 1500 Menschen in Rosenheim gegen den viergleisigen Ausbau der Zulaufstrecke durchs Inntal protestiert. „Die Anliegen der Region sind auch unsere Anliegen“, sagte Dobrindt am Abend. Der Neustart beim Bürgerdialog werde dazu führen, dass mit dem Baubeginn neuer Zulaufstrecken erst in etwa zwanzig Jahren und damit deutlich nach der Eröffnung des Brennerbasistunnels zu rechnen sei. Allein der Dialogprozess werde „mehrere Jahre dauern“, so der Minister. Erst danach könnten Raumordnungs- und Planfeststellungsverfahren beginnen, die auch noch Gerichtsverfahren überstehen müssten.

Ich höre Ihnen zu und wir sagen auch, dass einiges am Anfang nicht richtig gelaufen ist.

Alexander Dobrindt, Verkehrsminister

Dobrindt nannte die Stimmung während des vierstündigen Gesprächs mit Bürgermeistern betroffener Gemeinden und Vertretern von Bürgerinitiativen „ausgesprochen positiv, ja exzellent“. Dem Eindruck stimmten die Rosenheimer Oberbürgermeisterin Gabriele Bauer und Rosenheims Landrat Wolfgang Berthaler (beide CSU) ausdrücklich zu.

Derzeit 180 Züge täglich

Der Planungsdialog wird, so ein Ergebnis der Gespräche, fortgeführt. Der Landkreis Rosenheim soll künftig nicht mehr in zwei unterschiedlich gewichtete Planungsregionen aufgespalten werden. Ein Tunnel unter dem Samerberg, der im Gespräch war, ist vom Tisch.

Von einem „ersten Durchbruch“ spricht deshalb die CSU-Abgeordnete Daniela Ludwig, die für die Region Rosenheim im Bundestag sitzt. Sie war von morgens bis zum Abend an den Gesprächen beteiligt und stellt fest: „Der Bundesverkehrsminister hat bei seinem Termin in Rosenheim wichtige Forderungen aus der Resolution von 37 Städten und Gemeinden meines Wahlkreises erfüllt.“ Der Neustart des Planungsdialoges müsse nun zügig in Angriff genommen werden. Dabei sei wichtig, „die Balance zwischen einem funktionierenden Personen- und Güterverkehr mit einer modernen Infrastruktur und dem größtmöglichen Schutz von Mensch und Umwelt zu schaffen“.

Klar ist aber auch, dass die Planung dauern wird. Allein der Planungsdialog wird einige Jahre in Anspruch nehmen.

Daniela Ludwig, Bundestagsabgeordnete

Bisher rollen auf der zweigleisigen Brennerzulaufstrecke in Bayern täglich etwa 180 Züge. Wieviele es bis ins Jahr 2030 sein werden, berechnet das Bundesverkehrsministerium derzeit. Minister Dobrindt kündigte darüber hinaus an, er werde auch ein weiteres Szenario bis zum Jahr 2050 berechnen lassen.

Dass der Dialog mit den betroffenen Bürgern neu beginnt, hält auch der CSU-Landtagsabgeordnete der Region, Klaus Stöttner, für ein „sehr gutes Zeichen“. Die Bedarfsermittlung anhand belastbarer Zahlen sei die beste Grundlage für alle weiteren Schritte. Grundlegend ist nach Stöttners Ansicht aber auch, „dass die Stadt Rosenheim beim Personenfernverkehr auf der Schiene nicht abgehängt werden darf“.

Tunneleröffnung nicht vor 2026

Auf österreichischer Seite ist der Brennerzulauf weit vorangeschritten. Der bereits im Bau befindliche 60 Kilometer lange Brennerbasistunnel selbst soll frühestens 2026 in Betrieb gehen.

(dpa/grd)