Die drängenden Probleme der Arbeitswelt
Wer einen Paternoster-Aufzug benutzen will, benötigt dafür in Zukunft eine Fahrerlaubnis. Veranlasst hat das Bundesarbeitsministerin Andrea Nahles. Hat die SPD-Ministerin keine drängenderen Probleme oder leidet sie einfach nur unter fortgeschrittener Regulierungswut?
Paternoster-Verordnung

Die drängenden Probleme der Arbeitswelt

Kommentar Wer einen Paternoster-Aufzug benutzen will, benötigt dafür in Zukunft eine Fahrerlaubnis. Veranlasst hat das Bundesarbeitsministerin Andrea Nahles. Hat die SPD-Ministerin keine drängenderen Probleme oder leidet sie einfach nur unter fortgeschrittener Regulierungswut?

Sie sind herrlich altmodisch und auch so mancher Mensch fortgeschrittenen Alters dürfte sie nur vom Hörensagen kennen: Paternoster, offiziell auch „Personen-Umlauf-Aufzüge“ genannt. Doch wer die nostalgischen Aufzüge, die vor allem bis vor rund 50 Jahren in vielen Bürogebäuden eingebaut wurden, einmal selbst nutzen will, muss sich beeilen: Paternoster dürfen nämlich ab Juni nur noch durch Beschäftigte etwa in einem Bürohaus verwendet werden, die vom Arbeitgeber in die Benutzung eingewiesen wurden, also quasi den „Paternoster-Führerschein“ besitzen. Für Besucher wären die historischen Aufzüge demnach nicht mehr oder nur noch nach einer Nutzungseinweisung durch eine befugte Person zugänglich.

Das hat nun das Bundesministerium für Arbeit und Soziales unter Ministerin Andrea Nahles (SPD) angeordnet und in der Betriebssicherheitsverordnung festgelegt. Übrigens durchaus auch kritisch beäugt von Mitgliedern der eigenen Partei, etwa von Mitgliedern der Münchner SPD-Stadtratsfraktion.

Verantwortlich ist der Betreiber

Rund hundert dieser Aufzüge gibt es überhaupt nur noch in Deutschland und viele davon befanden sich ohnehin bereits in nicht frei zugänglichen Gebäuden. Doch verantwortlich dafür, dass niemand Unbefugtes die Aufzüge nutzt oder durch sie zu Schaden kommt, ist nach dem neuen Gesetz der Betreiber. Und da es in manchen Fällen, beispielsweise an Hochschulen oder in öffentlichen Gebäuden, nicht möglich ist, zu überwachen, ob nicht doch ein Unbefugter ohne das zur Nutzung dringend erforderliche Know-how den Aufzug betritt, werden diverse Paternoster demnächst still gelegt werden.

Damit dürfte dann mal wieder ein Stück Nostalgie zumindest hierzulande aussterben. Und man fragt sich angesichts des laut wiehernden Amtsschimmels, ob die Ministerin keine anderen Sorgen hat oder ob sie mit regulatorischem Kleinkram von den wirklich drängenden Problemen in ihrem Ressort ablenken will. Am Ende ist das Ganze aber auch nur die Nahles’sche Herangehensweise, wenn es darum geht, Deutschland fit für die Zukunft der Arbeitswelt zu machen.