Zum Tag der Deutschen Einheit: Die Bundesflagge weht vor dem Reichstagsgebäude in Berlin. (Foto: Imago/Jürgen Ritter)
Deutsche Einheit

Vom Zonenrand in die Mitte Deutschlands

Gastbeitrag Für Oberfranken, ganz besonders für das ehemals geteilte Dorf Mödlareuth, hat der Tag der Deutschen Einheit eine ganz besondere Bedeutung – rückten doch Region und Dorf dadurch vom Rand in die Mitte Deutschlands. Davon zeugt seit 26 Jahren das große Deutschlandfest, das die CSU seit 1990 jährlich am 3. Oktober auf dem ehemaligen Todesstreifen veranstaltet. Ein Gastbeitrag von Hans-Peter Friedrich.

Vor 26 Jahren fand das erste Deutschlandfest der CSU im ehemals geteilten Dorf Mödlareuth statt. Was damals bei strömendem Regen mit zigtausenden Besuchern aus Thüringen, Sachsen und Bayern begann, hat eine unglaubliche Entwicklung genommen. Nach dem Auftakt 1990 mit dem Kanzler der Deutschen Einheit, Helmut Kohl, waren in den Folgejahren alle da, die in CDU und CSU Rang und Namen hatten und haben: Angela Merkel, Edmund Stoiber, Bernhard Vogel, Horst Seehofer, Norbert Blüm, Markus Söder, Peter Gauweiler – das Who is Who der Union also.

Ergreifender Moment, wenn Tausende die deutsche Nationalhymne singen

Aber nicht nur das: Tausende Menschen, überwiegend aus den angrenzenden Bundesländern, aber auch aus dem Rheinland, aus Baden-Württemberg oder Niedersachsen, finden alljährlich den Weg in das beschauliche Dorf, das halb zu Bayern und halb zu Thüringen gehört. Manche kommen aus Neugier, manche aus Gewohnheit, die meisten aber sind erkennbar ergriffen von der Atmosphäre, den Reden und dem Singen der Nationalhymne, mit der die Einheit unsere Vaterlandes gefeiert wird.

Viele Ältere, die die Zonengrenze im wahrsten Sinne des Wortes erlebt und erlitten haben, schwelgen in der Nostalgie der Jahre 1989 und 1990. Und auf die Jungen, die 1990 noch gar nicht geboren waren, überträgt sich die Freude über die Einheit auf beeindruckende Weise. Alle spüren den Hauch der deutschen Geschichte, der deutschen Identität und die Liebe zu Volk und Vaterland, die mit dem Deutschlandfest in Mödlareuth auf anrührende Weise verbunden sind.

Der Süden Thüringens wird von Rot-Rot-Grün vernachlässigt

Vieles ist 26 Jahre später Alltag geworden. Bei der Suche nach einem Arbeitsplatz spielt nur noch die Entfernung eine Rolle, aber nicht mehr die Frage, ob er in Bayern, Thüringen oder Sachsen liegt. Die Autokennzeichen von Plauen, Hof oder dem Saale-Orla-Kreis gehören zum Straßenbild auf beiden Seiten der Landesgrenze und viele wissen gar nicht mehr so genau, wo einst der Eiserne Vorhang verlief. Lediglich bei den Verkehrsverbindungen bleibt Einiges zu wünschen übrig: Neben den Autobahnen gibt es nur ein paar unbedeutende Sträßchen, die kaum eine Erschließungsfunktion haben. Dass der Süden Thüringens nicht gerade im Fokus der Erfurter Landesregierung steht, ist offensichtlich und deswegen ist es auch kein Wunder, dass sich mancher Ort in Thüringen heimlich oder ganz offen eine Zugehörigkeit zu Bayern wünscht.

CDU und CSU verbinden eine erfolgreiche Geschichte, die Liebe zur Nation und zum Vaterland und das Bekenntnis zur Erhaltung des christlich-jüdisch geprägten Europas.

Hans-Peter Friedrich

In diesem Jahr steht das Deutschlandfest unter einem besonderen Vorzeichen. Schließlich ist es das einzige große Fest, bei dem das orange-weiße Logo der CDU neben dem in weiß-blau-grünen Farben der CSU die Bühne schmückt. Und so mancher der weniger wohlmeinenden Beobachter ist gespannt darauf, wie sich das Verhältnis von CDU und CSU denn in diesem Jahr präsentieren wird. Zu ihrer Enttäuschung werden sie feststellen, dass die Anhänger von CDU und CSU wie jedes Jahr eine beeindruckende Einheit bilden werden. Denn unabhängig von tagespolitischen Fragestellungen verbinden uns eine erfolgreiche Geschichte, die Liebe zur Nation und zum Vaterland und das Bekenntnis zur Erhaltung des christlich-jüdisch geprägten Europas. Und so passt es gut, dass in diesem Jahr der Vorsitzende der Europäischen Volkspartei im Europäischen Parlament, Manfred Weber, die Festrede hält.

Einheit Deutschlands – Einheit Europas

In Mödlareuth, an einem Ort, der Geschichte atmet, weiß man um die Bedeutung des Erhalts Europas. Und so haben wir in diesem Jahr den ungarischen Botschafter eingeladen. Denn es waren die Ungarn, die 1989 als erste den Eisernen Vorhang zerrissen und Hoffnung in die Herzen aller Deutschen brachten. Wir fühlen uns unseren ungarischen Freunden deshalb auch heute noch zu großem Dank verpflichtet.

Mödlareuth steht aber auch für die Einheit Europas. Hier, wenige Kilometer von der tschechischen Grenze entfernt, weiß man, dass Tschechen und Bayern, Sachsen und Polen, aber auch alle anderen europäischen Völker, in dem großen gemeinsamen Europa ihre Identität und ihre Mentalität behalten wollen. Europa soll ein Kontinent der Vielfalt sein und nicht ein zusammengepresstes künstliches Gebilde. Auch diese Botschaft geht von Mödlareuth aus: eine fröhliche Feier zur Einheit Deutschlands in einem friedlichen Europa.