Hightech am Straßenrand: eine "Super-Rail"-Leitplanke, die sogar schwere Laster abfangen kann. (Foto: Gütegemeinschaft Stahlschutzplanken)
Verkehr

Stahlbänder, die Leben retten

Täglich fahren Bayerns Autofahrer kilometerlang an etwas entlang, das die wenigsten wirklich beachten: an den Leitplanken der Autobahnen und Bundesstraßen. Die modernsten können selbst tonnenschwere Sattelzüge aufhalten - und lassen sich auch nach Horrorcrashs binnen 24 Stunden in Stand setzen.

Zum Wandern in die Berge oder noch mal ins spätsommerliche Italien – wie zuletzt auf der Rückreisewelle nach den Sommerferien werden sich auch in den Herbstferien Ende Oktober wieder Autobahnen und Landstraßen füllen. Tausende werden auf Achse sein. „Dabei fahren sie stundenlang an etwas entlang, das die wenigsten wirklich beachten“, sagt Volker Goergen, „an den Leitplanken.“ Der genauere Blick auf die endlosen Metallbänder entlang der Autobahnen lohne indes, betont der Sprecher der „Gütegemeinschaft Stahlschutzplanken“, die Hersteller und Monteure vertritt. Denn die Planken retten Leben von Unfallopfern, seit in den 1960er-Jahren begonnen wurde, sie zu installieren, betont Goergen: „Nicht nur die Autos wurden mit Gurten und Airbags immer sicherer. Auch die Straßen.“

Sicherheits-Stahlbänder im Wert von fast 2 Milliarden Euro

In Deutschland sind 12.700 Kilometer Autobahn in drei Reihen mit den stählernen Schutzeinrichtungen versehen. An beiden Rändern, sowie auf dem Mittelstreifen. Auch ein erheblicher Teil der Bundes- und Kreisstraßen hat laut Baurichtlinien ab einem bestimmten Gefahrengrad die hüfthohe Sicherheitsvorrichtung erhalten. „Leitplankensysteme aus Stahl geben nach und nehmen dabei Energie auf. Im Fall einer Kollision sind die Anprallheftigkeitswerte für die Insassen immer günstiger als bei nicht nachgiebigen Systemen“, erklärt Goergen. Zu letzteren zählt er beispielsweise starre Betonwände, wie sie in letzter Zeit entlang der A3 und der A9 als Abfangvorrichtungen für Crash-Pkw oder –Lkw aufgebaut werden. Bei Leitplanken bleiben Fahrzeuge laut Goergen steuer- und bremsbar, weil sie nicht abheben. „Pre-collision Systeme“, wie sie in immer mehr modernen Pkw eingebaut sind, könnten wirken.

Moderne Leitplanken halten einiges aus. Beispielsweise kann die so genannte „Super-Rail“ aus deutscher Produktion selbst 38 Tonnen schwere Sattelzüge aufhalten – und so die Fahrer auf der anderen Autobahnseite schützen. Solche Systeme können selbst nach verheerenden Unfällen binnen 24 Stunden wieder in Stand gesetzt werden.

Nach starken Regenfällen ist die Aquaplaning-Gefahr bei Leitplankensystemen geringer, weil sie offen gebaut sind.

Volker Goergen, Ingenieur

Je laufendem Meter kosten Stahlleitplanken zwischen 20 und 90 Euro. Sie sind auf eine Nutzungsdauer von circa 25 Jahren ausgelegt – und danach fast vollständig recylingfähig. Neben der Gefahrenminimierung für Autofahrer und ihre Familien sieht Experte Goergen auch Vorteile für die Fauna entlang deutscher Straßen: „Tiere können die Stahlleitplanken wegen der offenen Bauweise passieren.“ Dies gelte speziell für Niederwild, aber auch für Kleintiere und selbst für Wildkatzen. Auf ihrem Weg von der einen auf die andere Autobahnseite sind sie jedoch wieder auf den Menschen angewiesen, der bei Wildwechseln auch im eigenen Interesse Acht geben muss.

Schutz für Mensch und Tier

Ein wenig die Geschwindigkeit zu drosseln, schadet dabei bekanntlich nicht – die Autoreisenden kommen sicherer und entspannter daheim an und die Tiere lebend von der rechten Leitplanke zur linken. Wer die Stauwarnungen des ADAC richtig interpretiert, weiß ohnehin: Allzu hohe Geschwindigkeiten sind nicht das größte Problem für Bayerns Autofahrer in den Ferien-Reisewellen.