Bundesentwicklungsminister Gerd Müller (CSU). (Imago/Metodi Popov)
Klima

„Die Überlebensfrage der Menschheit“

Zu Beginn der Weltklimakonferenz in Kattowitz fordert Bundesentwicklungsminister Gerd Müller die Industrieländer auf, den Ausstoß klimaschädlicher Gase weiter zu reduzieren. Gleichzeitig verlangt er mehr Investitionen in Entwicklungsländer.

Bundesentwicklungsminister Gerd Müller hat gewarnt, vor der Erderwärmung die Augen zu verschließen. „Wir können so tun, als bekämen wir von den katastrophalen Folgen des Klimawandels nichts mit. Aber nichts würde dadurch besser“, sagte der CSU-Politiker dem Redaktionsnetzwerk Deutschland (RND/Montag). „Klimaschutz ist die Überlebensfrage der Menschheit.“ Die Erde werde mit drei, vier Grad plus zurechtkommen. „Menschliches Leben, wie wir es kennen, wird dann kaum mehr möglich sein“, warnte der Minister vor der Eröffnung der Weltklimakonferenz im polnischen Kattowitz (Katowice) an diesem Montag.

Die reichsten zehn Prozent der Welt sind für 50 Prozent der Kohlendioxidemissionen verantwortlich.

Gerd Mülller, Bundesentwicklungsminister

Zugleich hob Müller die Verantwortung der entwickelten Industrieländer hervor. „Die reichsten zehn Prozent der Welt sind für 50 Prozent der Kohlendioxidemissionen verantwortlich. Von den Folgen sind am stärksten die armen Länder mit den niedrigsten Emissionen betroffen“, sagte Müller. „Entwicklungsländer wie Bangladesch, Somalia und Äthiopien tragen fast null Prozent zur Erderwärmung bei. Dort hat der Klimawandel aber dramatische Auswirkungen.“

Millionen verlassen ihre Heimat

Müller warnte davor, dass aufgrund des Klimawandels Millionen Menschen ihre Heimatländer verlassen müssten. „20 Millionen Menschen mussten bereits aus Hitze- und Dürreregionen fliehen, weil sie ihre Lebensgrundlage verloren haben“, sagte der Minister. „In den nächsten 20 Jahren könnten es möglicherweise bis zu 100 Millionen werden.“

Das Weltklima könne aber nicht nur mit Maßnahmen in Deutschland gerettet werden. Es komme darauf an, international zu denken und zu handeln und so Vorreiter zu sein. „Klimapolitik heißt, in Entwicklungs- und Schwellenländer zu investieren. Afrika, Brasilien, Indien und China: Der Klimaschutz entscheidet sich maßgeblich dort“, betonte Müller angesichts der in diesen Regionen schnell steigenden Bevölkerungszahlen. Deutschland hat bereits angekündigt, seinen jährlichen Beitrag zum Grünen Klimafonds der Vereinten Nationen ab 2019 auf 1,5 Milliarden Euro zu verdoppeln. In den Fonds zahlen wohlhabendere Länder ein, finanziert werden Klimaschutzprojekte in Schwellen- und Entwicklungsländern.

Maßnahmen gegen die Erderwärmung

Vertreter aus knapp 200 Staaten verhandeln in Kattowitz zwei Wochen lang darüber, wie die Beschlüsse der Pariser Klimakonferenz von 2015 durch klare Regeln zur Umsetzung und Überprüfung ergänzt werden können. In der französischen Hauptstadt war beschlossen worden, die Erderwärmung auf unter 2 Grad, möglichst sogar auf unter 1,5 Grad zu begrenzen.

Bereits am Sonntag kamen in Kattowitz Klima-Diplomaten zu einer ersten Plenumssitzung zusammen. „Wir müssen in den nächsten zwei Wochen Kreativität und Flexibilität an den Tag legen, um die Zeit klug zu nutzen und die Vereinbarungen zu liefern, nach denen wir alle streben“, sagte Polens Vize-Umweltminister Michal Kurtyka, der im Namen Polens die Präsidentschaft der zweiwöchigen Konferenz übernahm. In Berlin, Köln und Brüssel hatten am Wochenende Zehntausende Menschen für eine Energiewende demonstriert.

Kohlendioxid unter die Erde?

Bei den Bemühungen zur Verhinderung einer Überhitzung der Welt geht es im Kern darum, möglichst bald und vollständig die Freisetzung von Treibhausgasen zu stoppen. Die Verbrennung von Kohle, Öl und Gas, bei der Kohlendioxid frei wird, steht dabei im Mittelpunkt. Darüber hinaus müssen andere Quellen für Klimagase – etwa bei der Viehzucht und der Industrieproduktion – reduziert und letztlich auch Kohlendioxid aus der Luft abgeschöpft werden, etwa durch Aufforstung von Wäldern oder CO2-Einlagerung unter der Erde.

(dpa)