Überlebensmittel Bildung: Unterricht in einer Schule in Sarfalao in Burkina Faso. (Foto: dpa)
Hilfsprojekt

Schwaben hilft Afrika

Aus dem aktuellen BAYERNKURIER-Magazin: Zehn Schulen will der Landkreis Donau-Ries in einigen der ärmsten Regionen der Welt bauen, in Burkina Faso, Malawi, Namibia. Treibende Kraft hinter dem Projekt ist Landrat Stefan Rößle.

Kommunen helfen Kommunen – diese Idee verfolgt Bundesentwicklungsminister Gerd Müller seit Jahren. Wenn es um Bildung, Abfallbeseitigung, Versorgung mit Wasser und Strom geht, verfügt kaum jemand über mehr Wissen und Erfahrung als deutsche Städte und Gemeinden, lautet Müllers Credo. Dieses Knowhow will der Minister für Afrika nutzen – auf dem Weg direkter Partnerschaften. Ziel der kommunalen Entwicklungshilfe ist es, die Lebenssituation der Menschen in ihren Heimatländern zu verbessern und so die Fluchtursachen vor Ort zu bekämpfen.

Einer, der diese Idee begeistert aufgreift, ist Stefan Rößle, Landrat von Donau-Ries. Zehn neue Schulen für die ärmsten Regionen Afrikas will Rößle mit Hilfe seines Landkreises errichten – eine stiftet der CSU-Politiker sogar aus eigener Tasche.

Wir reden und handeln.

Stefan Rößle, Landrat

Den Anstoß gab für Rößle zum einen die große Anzahl von Flüchtlingen, die auch in seiner Region angekommen waren. Vor allem aber waren die eindringlichen Worte von Entwicklungsminister Müller, der bei jeder Gelegenheit Gleichgesinnte sucht, die alles daran setzen, für notleidende Menschen Hilfe zur Selbsthilfe in ihrer Heimat zu leisten. „Wir reden und handeln“, sagt der Landrat: „Uns ist klar, dass wir konkret zur Verbesserung der Situation beitragen müssen. Und die Bildung ist eine der herausragenden Voraussetzungen dafür. Deshalb bauen wir 10 Schulen für Afrika.“

Zwei der Schulen sind in Burkina Faso, nämlich in Taliere und Boussera geplant. Dort gibt es bisher nur Notschulen. Außerdem soll im Hotel Maternel, einem Waisenhaus, das bereits über Spenden aus der Region aufgebaut wurde, eine Außenküche errichtet werden. Bei der Einrichtung handelt es sich um eine Aufnahmestation für ausgesetzte und in Gefahr gekommene Kinder vom Säuglingsalter bis 15 Jahre. Die Projekte in Burkina Faso, die vom ehemaligen Bundeswehroffizier Josef Keller aus Genderkingen betreut werden, kosten zusammen 115.200 Euro. „Bei 130.000 Einwohnern im Landkreis entfällt auf jeden Bewohner nicht einmal ein Euro. Das werden wir doch schaffen“, sagt der Landrat.

Der Landkreis hat für die Schulbauten in Burkina Faso ein Spendenkonto eingerichtet, auf das Firmen und Privatleute einzahlen können. „Wir dürfen nach Überprüfung durch das Finanzministerium dafür auch direkt Spendenbescheinigungen ausstellen“, freut sich der Landrat.

Afrikakenner als Partner

Für Rößle ist es wichtig, dass jeder Cent, der gespendet wird, vor Ort ankommt. Mit dem Unternehmer Reiner Meutsch und dessen Stiftung „Fly & Help“ hat er einen erfahrenen Partner gefunden, der weltweit schon an die 150 Schulen errichtet hat.

Bereits begonnen wurde mit dem Bau einer Schule in einem Vorort von Windhoek, der Hauptstadt von Namibia. Sie wird von Geldgebern aus der Kreisstadt Donauwörth getragen und soll den Namen Heinrich-Freissle-Schule erhalten – zu Ehren der Familien Freissle und Grenzebach, die Hauptsponsoren des Projekts sind. Die Schule soll im Februar 2018 offiziell eingeweiht werden. 37 Lehrer werden dann 1.200 Schüler unterrichten.

Eine Schule in Malawi für 726 Schüler übernimmt Rößle als Privatperson. Bisher werden die Kinder dort unter einem Strohdach unterrichtet. In einem Klassenzimmer sitzen sie eng aneinander auf dem Boden. Die Planung für die neue Schule steht schon. Bald wird mit dem Bau begonnen. Dem Mertinger Bürgermeister Albert Lohner ist es zudem gelungen, seine Gemeinde für die Unterstützung einer Schule in Namibia zu gewinnen. Auch hier kommt alles Geld aus Spenden.

Nach Gesprächen mit möglichen Kooperationspartnern sind die Kommunalpolitiker aus Bayerisch-Schwaben davon überzeugt, dass sich mindestens fünf weitere Schulbaumaßnahmen in Afrika realisieren lassen. Deshalb gab Landrat Rößle das Ziel aus, bis 2020 insgesamt zehn Schulen in Afrika über Bürgerspenden, Sponsoren und Projektpartner aus dem Landkreis Donau-Ries zu bauen.

Kinderhospital für Kabul

Neben den Schulbaumaßnahmen gibt es noch weitere Entwicklungshilfeprojekte, insbesondere in Afghanistan und Jordanien. In Kabul soll ein Kinderhospital durch die Donau-Rieser Kliniken und Seniorenheime unterstützt werden. Des Weiteren sind gezielte Hilfslieferungen für ein Flüchtlingscamp geplant. In der Jordanischen Stadt Jerash wird der Abfallwirtschaftsverband Nordschwaben zum Aufbau einer kommunalen Abfallentsorgung sein Know-How beisteuern. Dieses Projekt wird durch Engagement Global, die zentrale Anlaufstelle für entwicklungspolitisches Engagement, gefördert.

Für Landrat Rößle geht es jetzt darum, weitere Mitkämpfer für die gute Sache zu finden. Als Landesvorsitzender der Kommunalpolitischen Vereinigung der CSU (KPV) will er seine Kommunalpolitiker-Kollegen dafür gewinnen, ebenfalls den Bundesentwicklungsminister zu unterstützen. Eine erfolgreiche Informationsveranstaltung mit Gerd Müller fand hierzu auch schon statt. Die guten Beispiele sollen schnell Schule machen – weit über alle Parteigrenzen hinaus.

Für die Schulbauprojekte in Burkina Faso

wurde vom Landkreis Donau-Ries ein Spendenkonto eingerichtet: IBAN DE38 7225 0160 0020 0600 00; Stichwort: „Spende – Eine Welt“