USA-Kenner: Ex-Bundesminister Karl-Theodor zu Guttenberg (Foto: Imago/IPON)
USA

Gespalten und polarisiert

Amerika-Kenner Karl-Theodor zu Guttenberg glaubt an einen Sieg von Hillary Clinton bei der US-Präsidentschaftswahl am Wochenende: "Es müsste schon mit dem Teufel zugehen, sollte sie die Wahl doch noch verlieren." Vom Stil ihres Gegners Donald Trump könnten jedoch populistische Strömungen in Europa profitieren. "Mit welchen einfachen Mitteln er die Massen beeinflusst - und wie weit er damit kommt."

Der vormalige CSU-Verteidigungsminister und Amerika-Kenner Karl-Theodor zu Guttenberg glaubt bei den US-Präsidentschaftswahlen nächste Woche an einen Sieg der demokratischen Kandidatin. „Mein Bauchgefühl sagt mir, dass Hillary Clinton die Wahl eigentlich gewinnen müsste – schon allein, wenn man die Wahlmännerstimmen ansieht, die sie bereits sicher hat. Es müsste schon mit dem Teufel zugehen, sollte sie die Wahl doch noch verlieren“, sagte Guttenberg in einem Interview mit dem Online-Portal faz.net. Allerdings erinnerte er an das Brexit-Votum in England, dessen tatsächlichen Ausgang viele vermeintliche Experten falsch prognostiziert hatten.

Polarisiertes Land

Nach Guttenbergs Einschätzung hat Clinton von ihrem umstrittenen Gegenkandidaten Donald Trump profitiert: „Es wird nach der Wahl viele Stimmen geben, die sagen, dass Trumps Kandidatur ein Segen für Clinton war. Für das Land war es allerdings eine Katastrophe – ich kann mich nicht erinnern, dass Amerika jemals so polarisiert und gespalten war wie jetzt.“ Für beispiellos in der US-Geschichte hält er zudem die mangelnde Popularität beider Präsidentschaftskandidaten. „Noch nie zuvor sind zwei so unbeliebte Kandidaten gegeneinander angetreten. Und auch der Name Clinton ist ja längst kein Familienbonus mehr, sondern eher ein Stigma, das ihr während ihrer gesamten Präsidentschaft wie ein Mühlstein am Hals hängen wird.“

Für Europa werde eine mögliche Präsidentin Clinton einige Schwierigkeiten bringen, glaubt der Freiherr. In den Punkten Freihandel und Sicherheitspolitik vertrete sie Standpunkte, „die uns Europäern die Schweißperlen auf die Stirn treiben sollten“, glaubt Guttenberg, den Bayerns Ministerpräsident Horst Seehofer in sein Kompetenz-Team für den nächsten Wahlkampf berufen hat. Nicht nur Trump stelle den amerikanischen Beitrag zur NATO in Frage, sondern auch gewichtige Stimmen bei den Demokraten.

Die Frage ist, welche Lehren die Populisten auf der ganzen Welt aus dem Phänomen Trump ziehen.

Karl-Theodor zu Guttenberg

Das Phänomen Trump wird nach Einschätzung Guttenbergs Auswirkungen auf populistische Parteien in Europa haben. „Nicht nur bei den populistischen Bewegungen in Europa ist sehr genau registriert worden, mit welchen einfachen Mitteln Trump die Massen beeinflusst hat – und wie weit er damit gekommen ist.“ Das sei „die schlimmste Hypothek“, die der Kandidat Trump hinterlasse.