Schlachtfeld Aleppo
Auf der Flucht vor Kämpfen in der syrischen Großstadt Aleppo haben sich nach russischer Darstellung mehr als 320 Zivilisten über sogenannte humanitäre Korridore in Sicherheit gebracht. In der Stadt sind zwischen 250.000 und 300.000 Menschen eingeschlossen. Beim Abschuss eines russischen Transporthubschraubers über Syrien sind fünf Soldaten getötet worden.
Bürgerkrieg in Syrien

Schlachtfeld Aleppo

Auf der Flucht vor Kämpfen in der syrischen Großstadt Aleppo haben sich nach russischer Darstellung mehr als 320 Zivilisten über sogenannte humanitäre Korridore in Sicherheit gebracht. In der Stadt sind zwischen 250.000 und 300.000 Menschen eingeschlossen. Beim Abschuss eines russischen Transporthubschraubers über Syrien sind fünf Soldaten getötet worden.

Auf der Flucht vor Kämpfen in der syrischen Großstadt Aleppo haben sich nach russischer Darstellung mehr als 320 Zivilisten über sogenannte humanitäre Korridore in Sicherheit gebracht. Zudem hätten sich 82 Kämpfer ergeben und erwarteten nun einen Straferlass durch die syrische Regierung, sagte der russische Generalleutnant Sergej Rudskoj in Moskau. Inzwischen seien in der Stadt sieben solcher Korridore für humanitäre Hilfe eingerichtet worden.

Syrische Regierungstruppen hatten im Juli alle wichtigen Versorgungswege nach Aleppo erobert und dort bis zu 300.000 Bewohner eingekesselt. Am Donnerstag hatten die Streitkräfte die ersten Korridore geöffnet. Die Vereinten Nationen hatten Moskau aufgerufen, deren Verwaltung UN-Experten zu überlassen. Rudskoj sagte, Russland unterstütze den Vorschlag. Der Generalleutnant ließ aber offen, was Russland und Syrien nun konkret machen wollten.

Dschihadisten-Offensive

Zu Kämpfen gegen islamistische Rebellen sagte Rudskoj, die syrische Armee habe mit russischer Unterstützung einen Angriff von 5000 Kämpfern abgewehrt. Dabei seien rund 800 Extremisten getötet worden. Zuvor hatten auch Aktivisten von den Gefechten berichtet. Für die Zahlen lag zunächst keine Bestätigung vor. Die Aufständischen wollen den Ring aus Einheiten von Machthaber Baschar al-Assad durchbrechen und eine neue Nachschubroute für die eingeschlossenen Rebellen im Ostteil der Stadt freikämpfen. Die syrische Beobachtungsstelle für Menschenrechte berichtete am Montag von heftigen Gefechten im Südwesten der Stadt, wo die Islamisten Gebiete erobert hätten. Von dort aus ist der belagerte Teil Aleppos nur wenige Kilometer entfernt.

300.000 Menschen von der Außenwelt abgeschnitten.

Aleppo gilt als wichtigstes Schlachtfeld im syrischen Bürgerkrieg. Bewohner der von den Regimetruppen eingekesselten Viertel bestätigten der Deutschen Presse-Agentur, dass Rebellen flüchtende Menschen zurückgewiesen hätten. Als Begründung hätten sie angegeben, dass die humanitären Korridore nicht sicher seien. Hilfsorganisationen befürchten eine humanitäre Katastrophe. Staatliche syrische Medien bestätigten Kämpfe zwischen der Armee und Rebellen in der Region. Allerdings hätten die Aufständischen keine Gebiete erobern können.

Angeführt wird die Offensive von radikalislamischen Gruppen wie der Fatah al-Scham – noch vor wenigen Tagen als Al-Nusra-Front der offizielle Ableger des Terrornetzwerkes Al-Kaida in Syrien.

Angeführt wurde die Offensive, die am Sonntagabend begann, von radikalislamischen Gruppen. So handelt es sich bei Fatah al-Scham − noch vor wenigen Tagen als Al-Nusra-Front der offizielle Ableger des Terrornetzwerkes Al-Kaida in Syrien − um Dschihadisten. „Die Kämpfer von Aleppo stoßen vor, und mit Gottes Willen werden wir siegen, um unsere Leute in Aleppo zu befreien”, sagte ein Fatah-al-Scham-Aktivist der Deutschen Presse-Agentur. Auch die mächtige islamistische Miliz Ahrar al-Scham, die sich etwas pragmatischer und weniger radikal gibt, ist Teil des Bündnisses. Aktivisten in Aleppo veröffentlichten in Sozialen Netzwerken Bilder von brennenden Reifen nahe den umkämpften Gebieten. Der aufsteigende Rauch soll die Sicht der Regime-Kampfflugzeuge behindern.

Russischer Hubschrauber abgeschossen

In der Nachbarprovinz Idlib wurde ein russischer Militärhubschrauber abgeschossen − drei Mann Besatzung und zwei andere russische Offiziere starben, wie das Verteidigungsministerium in Moskau mitteilte. Der Helikopter soll auf dem Rückflug aus Aleppo gewesen sein. Für die russischen Streitkräfte bedeuten die fünf Toten des Hubschrauberabsturzes nach offizieller Zählung den höchsten Tagesverlust seit Beginn des Syrien-Einsatzes im September 2015. Die beiden Offiziere arbeiteten in dem Stab, der lokale Waffenruhen vermittelt und überwacht sowie humanitäre Hilfe leistet. Die Maschine sei auf dem Rückflug von einem Hilfseinsatz in Aleppo gewesen.

Zuletzt war Anfang Juli ein angeblich syrischer Kampfhubschrauber abgeschossen worden, in dem auch zwei russische Ausbilder saßen.

Der Transporthubschrauber vom Typ Mi-8 wurde nach Militärangaben in der Provinz Idlib vom Boden aus getroffen und stürzte ab. Der Syrischen Beobachtungsstelle für Menschenrechte zufolge wurde er über einem Gebiet abgeschossen, das von der Gruppe Fatah al-Scham kontrolliert wird. Die fünf Soldaten seien „heldenhaft gestorben, weil sie noch versuchten, die Maschine so zu lenken, dass es am Boden keine Opfer gibt”, sagte Kremlsprecher Dmitri Peskow. Ob dies tatsächlich so war, lässt sich nicht überprüfen. Seit Beginn des Militäreinsatzes in Syrien im September hat die russische Luftwaffe mehrere Hubschrauber verloren und einen Kampfjet Suchoi Su-24, der von der türkischen Luftwaffe abgeschossen wurde. Zuletzt war Anfang Juli ein angeblich syrischer Kampfhubschrauber abgeschossen worden, in dem auch zwei russische Ausbilder saßen. (dpa/H.M.)