Die ehemalige Außenministerin Hillary Clinton bei der wichtigen Vorwahl im Bundesstaat Iowa, wo sie einen hauchdünnen Vorsprung vor Bernie Sanders erringen konnte. (Foto: imago/UPI Photo)
US-Vorwahlen

Clinton und Cruz siegen in Iowa

Im Präsidentschaftswahlkampf der USA hat Ted Cruz bei den Republikanern die erste Vorwahl im Bundesstaat Iowa für sich entschieden. Cruz, der erzkonservative Senator aus Texas, verwies Donald Trump auf Platz zwei. Bei den Demokraten holte sich Hillary Clinton mit einem hauchdünnen Abstand von nur wenigen zehntel Prozentpunkten den Sieg vor Bernie Sanders.

Iowa hat gewählt – und Donald Trump (24 Prozent) erst einmal entzaubert. Der wurde bei den Republikanern nur zweiter hinter dem erzkonservativen Senator und Tea-Party-Liebling Ted Cruz (28 Prozent). Im Feld der Republikaner kommen die beiden auf gut 50 Prozent der Stimmen – was auf eine lange Suche nach dem Kandidaten für die Präsidentschaftswahlen im Herbst schließen lässt.

Der Unterschied zwischen Trump und Cruz wird mehr in ihrem Auftreten als in ihren Inhalten sichtbar. Trump, der laute Polterer, und Cruz, das Idealbild der christlichen Rechten – beide stehen für das weiße Amerika, dass sich ein Leben nach den christlichen Maßstäben wünscht. Dennoch dürfte es Trump schwer gefallen sein, seinem Konkurrenten Cruz zu dessen Wahlergebnis zu gratulieren. Schließlich wurde Ted Cruz in Kanada geboren. Und ist nach Trumps Ansicht aus diesem Grund gar nicht zur Wahl berechtigt. Laut Verfassung darf der US-Präsident „No Person Except Natural Born Citizen“ (Niemand außer einem geborenen Staatsbürger) sein, also muss er ein geborener US-Bürger sein. Nach herrschender Meinung reicht es dafür, von Geburt an US-Bürger zu sein – was auf Cruz, Sohn einer Amerikanerin und eines Kubaners, zutrifft. Ein kleinere Gruppe legt diesen Begriff aber so aus, dass man in den USA geboren sein muss. Der Oberste Gerichtshof hat diese Frage bisher noch nicht entschieden.

Entscheidung per Münzwurf

Ähnlich eng wie Trump und Cruz war das Ergebnis für die beiden Spitzenkandidaten der Demokraten Hillary Clinton und Bernie Sanders. Nur 0,3 Prozent liegt die Ex-Außenministerin (49,9 Prozent) vor Sanders (49,6 Prozent). Martin O’Malley, der dritte Kandidat der Demokraten, schafft es grade mal auf 0,6 Prozent der Stimmen und trat deshalb von seiner aussichtslosen Kandidatur zurück.

Mit ihren beiden Spitzenkandidaten müssen sich nun die Wähler der Demokraten entscheiden: Zwischen der Welt des alten politischen Establishment, das Hillary Clinton vertritt, und wo Macht, Geld und Einfluss zum täglichen Leben gehören. Und der Welt von Bernie Sanders, dem Senator aus Vermont, der der Macht des Geldes in den USA den Kampf angekündigt hat und strengere Regeln für Wall-Street-Banken fordert.

Wie Des Moines Register berichtet, wurde bei einigen Vorwahlentscheidung zwischen Clinton und Sanders per Münzwurf getroffen. Zum Beispiel im 60.000-Einwohner-Städtchen Ames. Dort sollten eigentlich acht Wahlmänner der Demokraten auf überregionalen Treffen für einen der Kandidaten stimmen  – doch als es Zeit für die Abstimmung war, fehlten 60 Parteimitglieder.

Ein Anruf der Demokraten bei der Wahl-Hotline brachte Klarheit: Ein Münzwurf solle entscheiden. Das Clinton-Lager wählte „Kopf“, die Münze flog – und bescherte der früheren First Lady schließlich den zusätzlichen Wahlmann. Auch in Iowas Hauptstadt Des Moines, wo es einen Patt zwischen Clinton und Sanders gab, und in vier weiteren Wahlbezirken wurde zur Entscheidungsfindung eine Münze geworfen. Jedes Mal gewann Clinton.

Ein Underdog als Gewinner

Die nächsten Vorwahlen finden in New Hampshire statt. Ob Ted Cruz dort einen weiteren Sieg holen kann, ist fraglich. In Iowa spielte ihm die Bevölkerungsstruktur in die Hände: Weiße Einwohner mit christlicher Prägung. In anderen Bundesstaaten, die nicht diesem Bild entsprechen, dürfte es der erzkonservative Cruz schwer haben.

Aus diesem Grund darf man den dritten Kandidaten der Republikaner, Marco Rubio, nicht aus den Augen lassen. Dieser kam in Iowa immerhin auf 23 Prozent. Denn Rubio wird vor allem von den Gebildeten gewählt. Wer einen College-Abschluss hat, wählte am ehesten den kubanischstämmigen Senator aus Florida. Ihm werden die größten Chancen eingeräumt, bei den Präsidentschaftswahlen am 8. November die Republikaner ins Weiße Haus zu führen. Fast die Hälfte der Republikaner, für die die Siegchancen gegen den demokratischen Konkurrenten ausschlaggebend für den Kandidaten sind, setzte auf Rubio.

Iowa gehört zu den Bundesstaaten, die nach dem Caucus-System wählen.

Caucus bezeichnet eine Versammlung der Mitglieder und Anhänger einer Partei oder politischen Gruppierung, häufig zur Vorwahl eines Kandidaten für hohe politische Ämter. Dabei versammeln sich Parteimitglieder bzw. nur zum Zwecke der Wahl registrierte Anhänger zunächst in kleinen Zirkeln auf unterer, lokaler Ebene. Auch wenn es in den Bundesstaaten, die das Caucus-System haben, leicht Unterschiede gibt, gilt generell folgender Ablauf:

Jeder Amerikaner kann sich bei einer der beiden Parteien (Demokraten oder Republikaner) registrieren lassen. Vor der eigentlichen Wahl wird darüber beraten und diskutiert, welchen von mehreren parteiinternen Präsidentschaftskandidaten die Partei in die Wahl um das höchste Amt im Staat schicken sollte.

Die eigentliche Wahl läuft auf den Caucuses sehr unterschiedlich ab, teilweise durch geheime Wahl, teilweise aber versammeln sich die Anhänger um ein Namensschild ihres Wunschkandidaten. Die noch Unentschlossenen bilden eine eigene Gruppe und bekunden so ihren Wunsch nach weiterer Information. Die Anhänger jeder Gruppe werden nun ermutigt, für ihren Wunschkandidaten durch Vorträge oder individuelle Gespräche einzutreten, um möglichst viele Andersdenkende umzustimmen und zur eigenen Gruppe zu holen. Am Ende der Veranstaltung zählen Parteifunktionäre die Mitglieder der verschiedenen Gruppen ab und berechnen daraus nach wiederum unterschiedlichen Verfahren, wie viele Delegierte jeder Kandidat zugewiesen bekommt.

Quelle: dpa/sz/Spiegel