Kabel für die Gigabit-Gesellschaft: Rolle mit Glasfaserkabeln in Walderbach in der Oberpfalz. (Foto: W.Heider-Sawall)
Mobilfunk

Schluss mit den Funklöchern!

Wirtschaftsminister Franz Pschierer plant die Verdichtung der Mobilfunknetze auf dem Land. Der Präsident des Landkreistages, Christian Bernreiter, fordert weitergehende Maßnahmen, um die Breitbandnetze für die Digitalisierung zu ertüchtigen.

Die Staatsregierung will noch vor den Sommerferien einen neuen Mobilfunkpakt mit Kommunen und Wirtschaft schließen, um die Funklöcher im Freistaat zu stopfen. Wirtschaftsminister Franz Pschierer plant die Unterzeichnung für den Juni. „Mobile Netze sind ein entscheidender Standortfaktor für alle Bereiche der Digitalisierung“, erklärte Pschierer. Der Pakt soll konkrete Ziele für den Ausbau der mobilen Netze festlegen und eine enge Zusammenarbeit von staatlichen Behörden, Gemeinden und Netzbetreibern sicherstellen.

Mehr Sendemasten

Ebenfalls für den Sommer erwartet Pschierer die Brüsseler Genehmigung eines neuen Mobilfunk-Förderprogramms für ländliche Regionen. Die Staatsregierung will den Bau neuer Sendemasten fördern, an denen dann wiederum die Netzbetreiber gegen Miete ihre Sendeantennen montieren können. Für dünn besiedelte Gebiete, enge Täler oder sonst schwierig zu versorgende Regionen werde das Förderprogramm deutliche Fortschritte bringen, sagte Pschierer.

Seit Jahresbeginn haben die drei Betreiber Telekom, Vodafone und Telefonica nach seinen Angaben 46 neue Mobilfunk-Sendemasten errichtet und 758 bestehende Anlagen auf neuen LTE-Standard gebracht. „Die Netzbetreiber halten ihre Zusagen ein und konzentrieren sich stark auf den Freistaat“, sagte Pschierer. „Wir konnten das Tempo beim Ausbau bereits im ersten Quartal deutlich beschleunigen. Einen weiteren Schub vor allem in unterversorgten Gebieten verspreche ich mir, sobald unser Förderprogramm gestartet ist.“

Wir konnten das Tempo beim Ausbau deutlich beschleunigen.

Franz Pschierer, Wirtschaftsminister

Die Vereinigung der Bayerischen Wirtschaft (VBW) unterstützt Pschierer in seinem Anliegen. Zugleich aber stellt VBW-Präsident Alfred Gaffal fest: „Beim Ausbau der Mobilfunknetze geht es zwar spürbar voran, aber es gibt immer noch deutlich zu viele Funklöcher. Bayern tut gut daran, Tempo aufzunehmen. Dabei sind Staat, Kommunen und Netzbetreiber gefragt. Wir gehen davon aus, dass das mit dem Mobilfunkpakt gelingen wird.“ Er verweist dabei auf eine vbw Studie, wonach 71 Prozent der Unternehmen in Bayern angeben, auf mobile Technik und schnelle Datenverbindungen angewiesen zu sein.

Mehr Breitband in die Erde

Auch auf der Agenda der bayerischen Landkreise kommt die Digitalisierung an. Flächendeckende Breitbandnetze auf Glasfaserbasis bis 2025 und die durchgängige digitale Verwaltung, sind langjährige Grundsatzforderungen des Bayerischen Landkreistages. Dessen Präsident, der Deggendorfer Landrat Christian Bernreiter, will aber weiter gehen: „Wir werden die Glaubwürdigkeit des Freistaates und des Bundes auch daran messen, ob unsere Forderungen endlich und tatsächlich umgesetzt werden. Aber wir müssen auch in einem anderen Bereich anpacken. Mit Geld allein ist es nicht getan.“ Die Digitalisierung sei ein „Schlüsselelement“ für gleichwertige Lebensverhältnisse im ganzen Land.

Um bei der Digitalisierung aufzuholen, fordert Bernreiter ein starkes politisches, wirtschaftliches und gesellschaftliches Netzwerk. Finanzielle Förderung sei wichtig, aber nicht alles. Die Politik müsse Multiplikator, Förderer und Berater werden. „Digitalisierung ist ein schier unermessliches Feld. Um hier richtig durchzusteigen, braucht man einen Plan.“ Der Freistaat müsse Kleinstbetriebe und den Mittelstand bestärken, auf die vorhandenen digitalen Herausforderungen mit eigenen Lösungen zu reagieren. Unternehmen vor Ort müssten sensibilisiert und beraten werden. „Wir sind gefordert, Ängste vor der raschen Veränderung ernst zu nehmen. Wir müssen die Menschen mitnehmen“, sagt Bernreiter.

(dpa/BK)