Insgesamt wurden 96 Prozent nach der Ausbildung entweder sofort unbefristet oder befristet übernommen. Bild: Fotolia, Industrieblick
Berufliche Ausbildung

OECD lobt deutsches Vorbild

Wenn es um eine berufsnahe Ausbildung geht, könne man von Ländern wie Deutschland eine Menge lernen, heißt es bei der OECD. Nicht überall in Europa ist die Lage für junge Menschen auf dem Arbeitsmarkt so gut. Es gibt aber auch in Deutschland in einem Punkt noch viel Potenzial nach oben.

Die Chancen für junge Menschen am Arbeitsmarkt sind nach Angaben der OECD in Deutschland besser als in vielen anderen Industriestaaten weltweit. Grund dafür ist unter anderem die enge Anbindung des Bildungssystems an den Arbeitsmarkt, wie aus dem neuen Qualifikationsbericht der Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD) hervorgeht. „In Deutschland hat die berufliche Bildung eine starke Tradition und hilft dabei, junge Menschen in Arbeit zu bringen und ihre Karrieren zu fördern“, sagte OECD-Generalsekretär Angel Gurría am Mittwoch in Berlin.

Insgesamt waren 2013 in allen 34 OECD-Ländern mehr als 39 Millionen junge Menschen arbeitslos und auch nicht in Ausbildung. Das waren fünf Millionen mehr als vor der Weltwirtschaftskrise 2008. Deutlich geringer war der Anteil in Deutschland – er lag bei 9,7 Prozent der 15- bis 29-Jährigen, die sich 2013 weder in einer Beschäftigung noch in Bildung oder Ausbildung befanden. Der OECD-Schnitt lag bei 14,9 Prozent. In anderen Ländern ist die Situation dramatischer: In Spanien liegt die Rate bei 26,8 Prozent, in Griechenland sind es 28,5 in der Türkei 31,3 Prozent. Positiver als in Deutschland sieht die Situation aber zum Beispiel in den Niederlanden (8,9 Prozent) und Norwegen (9,1 Prozent) aus. Deutschland liegt insgesamt auf Platz acht, Luxemburg auf Platz eins (6,1 Prozent).

Auch wenn es um die Kompetenzen der jungen Menschen geht, stellt der Bericht Deutschland ein positives Zeugnis aus. In den vergangen Jahren habe Deutschland laut des Berichts seine PISA-Leistungen verbessert. In den Bereichen Mathematik, Lesekompetenz und Naturwissenschaft liege Deutschland über dem OECD-Schnitt, bei Lese- und Problemlösungskompetenzen liege man allerdings darunter.

Unter 25 Jahren fünf Mal so häufig befristet beschäftigt

Dennoch bleibt ein Wermutstropfen: Ein negatives Bild zeichnet sich in Deutschland hinsichtlich der befristeten Arbeitsverträge ab. In Deutschland ist die Kluft zwischen den 15- bis 24-Jährigen und den 25- bis 54-Jährigen so groß wie sonst nur in der Schweiz. Bei den Jüngeren hat etwa jeder Zweite einen befristeten Vertrag, in der älteren Gruppe ist es dagegen nur jeder Zehnte.

Das sei ein Skandal, erklärte der Bildungsexperte des Deutschen Gewerkschaftsbunds, Matthias Anbuhl. „Nur wer jungen Menschen eine gute Ausbildung, einen anständigen Lohn und gute Karriereperspektiven bietet, wird diese auch für eine berufliche Ausbildung gewinnen können.“ Hinzu kommen Faktoren wie Sicherheit in der Planung familiärer Verhältnisse: Wer erst nach längerer Zeit ein zuverlässiges, regelmäßiges Einkommen erreicht, wird sich auch erst dann über Themen wie Familienplanung, Altersvorsorge oder den Erwerb von Wohneigentum Gedanken machen können. (tw/dpa)