Sie scheuten das schwierige Thema „Flucht und Vertreibung 2015“ nicht: (v.l.n.r.:) Feuchts CSU-Ortsvorsitzender Alexander Hommel, Mittelfrankens EAK-Bezirksvorsitzender Hans-Jürgen Hopf, BAMF-Asyl-Beauftragte und -Abteilungsleiterin Ursula Gräfin Praschma und Vize-EAK-Bezirksvorsitzender Norbert Potratz. (Foto: EAK Mittelfranken)
EAK Mittelfranken

„Zeichen für gutes Miteinander setzen“

Mit dem Titel „Flucht und Vertreibung 2015“ hatte sich der Evangelische Arbeitskreis (EAK) Mittelfranken bei seiner öffentlichen Bezirksversammlung in Feucht eines komplexen Themas angenommen. Als Referentin konnte er hierfür Ursula Gräfin Praschma, die für Asyl zuständige Abteilungsleiterin im Bundesamt für Migration und Flüchtlinge (BAMF), gewinnen.

Als Christin der Evangelischen Kirche einerseits und Bundesbeamtin bei der Umsetzung politischer und gesetzlicher Vorgaben andererseits habe sie täglich einen „Spagat zu bewältigen“. „Bei der Asylpolitik müssen wir uns gemeinsam dem Spannungsbogen zwischen unserer Pflicht zur humanitären Hilfe und den realen Gegebenheiten stellen“, betonte auch Hans-Jürgen Hopf, EAK-Bezirksvorsitzender von Mittelfranken, der zusammen mit CSU-Ortsvorsitzendem Alexander Hommel zu einer Diskussionsveranstaltung über das Thema „Flucht und Vertreibung 2015“ nach Feucht eingeladen hatte. In seinem geistlichen Impuls am Anfang stellte auch Pfarrer Roland Thie den biblischen Bezug her: Die Bibel erzähle von Flucht und Vertreibung – auch Jesus sei ein Flüchtling gewesen, erläuterte der Geistliche.

60 Millionen auf der Flucht

Danach berichtete Gastreferentin Ursula Gräfin Praschma als die für Asyl zuständige Abteilungsleiterin im BAMF in Nürnberg von ihrem Alltag. Dabei ging sie zunächst auf die vielfältigen Aufgaben der BAMF ein, die neben den Asylverfahren auch humanitäre Zielsetzungen sowie die Rückkehr- und Integrationsförderung beinhalteten. Weltweit seien, so Praschma, 60 Millionen Menschen auf der Flucht; angesichts der Weltbevölkerung böte dies aber keinen Grund zur Panik. Die Mehrzahl davon seien „Binnenvertriebene“; und in Deutschland würden sich derzeit rund BAMF-3.000 Mitarbeiter dieser Herausforderung stellen. Angesichts von derzeit nahezu 240.000 anhängigen Entscheidungen und rund 70.000 Gerichtsverfahren sei eine personelle Aufstockung trotzdem „unbedingt notwendig“. Denn zur Jahresmitte seien bereits die Zugänge des gesamten Vorjahres erreicht worden. Insgesamt müsse 2015 mit etwa 450.000 Asylbewerbern gerechnet werden. Tausend bereits bewilligte Stellen für 2015 und tausend in Aussicht gestellte Stellen für 2016 wertete Praschma daher als ein gutes Zeichen.

Es wird schneller entschieden

Deutlich gestiegen sei in den letzten Monaten erfreulicherweise auch die Anzahl der Entscheidungen, was für die Rechtssicherheit der Asylbewerber wichtig sei: „Wirklich Verfolgte sollen Schutz erhalten; für die anderen gibt es eine Rückkehrverpflichtung“, so Praschma. Hier stimmten auch die Diskussionsteilnehmer mit Praschma überein, dass leider die Zuwanderung aus Ländern ohne politische Verfolgung, zum Beispiel aus den sogenannten „sicheren Herkunftsländern“, nach wie vor sehr hoch sei; die Hilfe für die tatsächlich Verfolgten und Bedrohten würde dadurch erschwert. Auch insofern begrüßten die Anwesenden die von der Bayerischen Staatsregierung angestrebten gesonderten Aufnahmeeinrichtungen für Asylbewerber aus Ländern mit hohen Ablehnungsquoten. Mit dem EAK war sich die Referentin, die auch gläubige Christin ist, abschließend ebenfalls darin einig, wie Hommel zusammenfasste: „Wichtig ist die Erhaltung des gesellschaftlichen Friedens“; und dazu müssten alle beitragen und „Zeichen für ein gutes Miteinander setzen“.