Damen im Gespräch: "Lange Nacht der Frauen" im Sommer in der CSU-Landesleitung. (Foto: A.Schuchardt)
Frauenunion

Vom Gedöns zur Gleichheit

Die Einführung des neuen Unterhaltsrechts nahm sie persönlich: Aus Empörung über diesen Affront ging Astrid Gabler in die politische Aktion - die Bezirksvorsitzende der Augsburger Frauenunion beschreibt ihren Weg in die Politik.

Im Interview mit der Augsburger Allgemeinen wurde mir vor einiger Zeit die „beliebte“ Frage gestellt: Warum muss es eigentlich noch eine Frauen-Union geben? Natürlich kann man mit einem gewissen Schmunzeln sagen, dass wir uns mit der Umsetzung unserer Forderungen letztlich langfristig überflüssig machen. Und ist das nicht auch gut so?! Denn schließlich setzt unsere Gesellschaft zunehmend auf ein Miteinander von Frauen und Männern. Für unsere Mütter und Großmütter stellte sich die Situation jedoch noch ganz anders dar, wenn man bedenkt, dass bis 1962 Frauen theoretisch ohne die Zustimmung des Mannes kein Bankkonto eröffnen konnten und erst 1977 das Gesetz abgeschafft worden ist, dass eine Frau nur arbeiten durfte, wenn ihr Mann zustimmte.

 Wir sollten nicht vergessen, wie die Frauen-Union entstand!

Astrid Gabler, Frauen-Union Augsburg

Wenn man sich diese Tatsachen ins Bewusstsein rückt, bin ich fast neugierig, über was die Generation meiner drei Töchter schmunzelt, wenn sie den Blick auf uns heute richtet. Wir sollten eben nicht vergessen, wie die Frauen-Union entstand! Ein Flyer aus den Akten meiner Vor-Vorgängerinnen – vermutlich ein Flyer von Anfang der 80er Jahre – erhob die Forderung, dass Männer und Frauen einen ebenbürtigen Beitrag für den Bestand und die Fortentwicklung unserer Gesellschaft leisten müssen. Daneben klebte im Innendeckel des alten FU-Ordners ein eingeklebter Reim über die „Frau ohne Beruf“ – gemeint ist die Mutter und Hausfrau, bei der im Pass „ohne Beruf“ stand.

Das haben wir FU-Frauen eben nicht vergessen, so dass wir 2013 bei der letzten Bundestagswahl forderten „Jedes Kind ist die gleiche Rente“ wert. Diese Frauen, die vor 1992 ihre Kinder geboren haben, hatte keine Wahlmöglichkeit zwischen Elternzeit, Betreuungsgeld oder Kindertagesstätte. Ihre Generation hat vielmehr dies durchgesetzt. Denn es waren die Unionsfrauen – nicht die SPD-Frauen und nicht die Grünen –, die dies durchgesetzt haben!

Schröders abschätziger Tonfall

Denn selbst ich, die ihre Kinder Anfang der 2000er Jahre zur Zeit von Kanzler Schröder (SPD) geboren hat, musste mir anhören: Familienpolitik sei „Gedöns“. Dies war eine Zeit, in der sich mein Weltbild über Politik und Gesellschaft gewandelt hat: Ich war bereits mit dem Selbstverständnis groß geworden, Frauen und Männern haben die gleichen Chancen und Rechte. Doch als ich nach einem erfolgreichen Studium und einem hervorragenden beruflichen Start in die Phase der Familiengründung einstieg, stellte ich fest, dass die Vereinbarkeit bei weitem keine Selbstverständlichkeit war. Ohne private familiäre Unterstützung oder ohne große finanzielle Ressourcen stellte sich die Vereinbarkeit von Berufstätigkeit beider Eltern und der Wunsch nach mehreren Kindern als nahezu unmöglich dar.

Kanzler Schröder hatte also Recht: Familienpolitik waren eben Gedöns. Nachdem ich sechs Jahre beruflich pausiert hatte, um mich um die Erziehung der drei gemeinsamen Kinder zu kümmern und mein Mann sich niedergelassen hatte, begann die mühsame Phase des Wiedereinstiegs. Ich hatte meinem Mann mit voller Überzeugung den Rücken freigehalten und zeitgleich die Phase von Windeln, Schnuller und Spracherwerb der Kinder mit Herzblut bewältigt. Da las ich eines Morgens im Januar 2008 in der Zeitung, dass Bundesjustizministerin Zypries (SPD) das Unterhaltsrecht geändert hat.

Unterhaltsrecht klammheimlich geändert

Dies geschah ohne großen Aufschrei in der öffentlichen Debatte und ohne die Anhörung der Betroffenen: der Frauen. Die damalige Justizministerin hatte quasi den Vertrag der Zugewinngemeinschaft zwischen meinem Mann und mir klammheimlich geändert – ohne mich zu fragen. Ich war schockiert! Wie kann es sein, dass der Gesetzgeber einen im privaten Vertrauen geschlossenen Vertrag ändert, ohne die Vertragspartner zu fragen. Parallel gab es nach dem dritten Armuts- und Reichtumsbericht der Bundesregierung zu der Zeit zahlreiche Veröffentlichungen über die dramatische Situation von alleinerziehenden Frauen in Deutschland. Sie und vor allem ihre Kinder waren die großen Verlierer der rot-grünen Hartz IV-Gesetzgebung.

Ich war schockiert.

Astrid Gabler

Da war für mich klar, da läuft gewaltig etwas schief und ich begann mein Engagement in der Arbeitsgruppe „Familien“ der Frauen-Union Bayern. Denn die Union – und zu allerforderst die CSU – hat verstanden, auf die Themen der Frauen, zu hören: Neben der Förderung von Familien, appellieren wir beispielsweise für die Notwendigkeit einer sicheren Geburt, einer gesunden Ernährung mit qualitativ hochwertigen Lebensmittel, die Selbstverständlichkeit einer Sicherheit für Frauen im öffentlichen Raum, eine gute und bezahlbare Pflege im Alter und eben mehr soziale Sicherung von Frauen im Alter.