Vertreter aus der Pflegebranche zusammen mit MdL Walter Taubeneder (7.v.r.) und MdL Gerhard Waschler (6.v.l.). (Foto: Stefanie Starke)
Pflegestammtisch

Die Herausforderungen im Visier

Auf Einladung der Landtagsabgeordneten Walter Taubeneder und Gerhard Waschler fand im Seniorenheim „Haus an der Rott“ in Pocking ein Pflegestammtisch mit Vertretern der örtlichen Pflegebranche statt. Die Diskussionsrunde wollen die Beteiligten beibehalten, um weiterhin drängende Themen im Zusammenspiel von Pflege und Politik anzugehen.

„Die Pflege betrifft uns alle. Allerdings ist der Bereich so umfassend, dass es von besonderer Bedeutung ist, sich entsprechend auszutauschen und die unterschiedlichen Problematiken ausführlich zu diskutieren“, so Taubeneder. „Das Berufsbild Pflege hat nicht nur eine Zukunft, sondern muss eine Zukunft haben“, so Waschler. Der gegenseitige Austausch und die Diskussion seien ein erster wichtiger Schritt, betonten die beiden Abgeordneten. Zu dem Stammtisch gekommen waren Vertreter aus dem Azurit-Seniorenzentrum in Fürstenzell und Bad Höhenstadt, dem Seniorenheim Vitalis in Pocking und Osterhofen, dem KWA-Pflegeheim Bad Griesbach sowie dem BRK-Seniorenwohnen in Bad Füssing und dem Gastgeber-Haus in Pocking. Sie alle berichteten von ihren Erfahrungen und schilderten die aktuellen Gegebenheiten sowie Herausforderungen ihrer Häuser.

Umstrittene Fachkraftquote

„Nach wie vor macht uns die Fachkraftquote in der Pflege zu schaffen“, sagte Michael Huber, Gesellschafter im „Haus an der Rott“, gleich zu Beginn der Diskussion. Obwohl an der Quote nicht gerüttelt werde – „hier wird der Gesetzgeber nicht verhandeln“ – wie Waschler zu berichten wusste, sei es den Abgeordneten – auch unter Berücksichtigung des demografischen Wandels – bewusst, dass neue Wege der Fachkraftgewinnung gefunden werden müssten. Ulrich Becker-Wirkert, Einrichtungsleiter des Azurit-Seniorenzentrums in Fürstenzell, empfahl daher, die Definition von Fachkräften und den Zugang zu Fachkraftpositionen zu überdenken: „Auch ich bin gegen die Absenkung der Fachkraftquote – wir brauchen die Fachkräfte. Die Frage ist nur, wann ist man eine Fachkraft; und hier können und müssen wir wesentlich kreativer werden!“ Es gelte, aus alten Denkmustern herauszutreten und beispielsweise Arzthelferinnen einfachere Brücken in den Pflegebereich zu ebnen. Erfahrenen Pflegemitarbeiterinnen sollte die Möglichkeit einer externen Prüfung nach entsprechender Qualifizierung gegeben werden. „Das Heimgesetz sollte novelliert werden – eine Öffnungsklausel wäre hier sinnvoll“, so Becker-Wirkert weiter.

Schlechtes Image der Altenpflege

Der Stellenwert der Altenpflege in der Gesellschaft sei ein weiteres Dilemma, waren sich die Anwesenden einig. „Unsere Tätigkeit ist in der Öffentlichkeit wenig wert und wird oft auch von der Medienlandschaft als unattraktiv und schlecht bezahlt dargestellt“, bemängelte Gerold Mück-Krell vom BRK-Seniorenwohnen in Bad Füssing das Negativimage der gesamten Branche und kritisierte weiter: „Gesellschaftspolitisch wird vermittelt: Wer sonst nichts kann, soll in die Pflege gehen – das kann doch nicht sein!“ Hier gelte es dringend nachzuarbeiten und Signale zu setzen, lautete die einhellige Meinung der Stammtisch-Runde. Hausleiterin Sabine Rottbauer vom Azurit-Seniorenzentrum in Bad Höhenstadt setzt hier bereits auf die junge Generation: „Wir müssen in die Schulen, Kooperationen schaffen und die jungen Menschen in unsere Häuser holen – nur so können wir zeigen, dass die Altenpflege durchaus ein attraktive und erfüllende Branche ist.“