Die Königin von Saba in Mindelheim: Fackler-Krippe im wiedereröffneten Museum. (Fotos: Allgäu GmbH9
Schnitzkunst

Die Spur der Krippen

Wie sich die Darstellung des Christkinds von der biblischen Weihnachtssgeschichte löste: Das Krippenmuseum in Mindelheim zeigt Holzschnitzereinen, die zu den ältesten Darstellungen der Symbolfigur der Heiligen Nacht gehören.

Mit dem „ältesten Christkind der Welt“ und historischen Krippen will ein Spezialmuseum im Allgäu in der Weihnachtszeit an die Tradition der Krippenkunst aus Schwaben erinnern. Das Krippenmuseum in Mindelheim dokumentiert mit 500 bis 700 Jahre alten Jesusfiguren die Bedeutung der Region für die kirchliche Kunstgeschichte. „Im neuen Krippenmuseum verfolgen die Besucher die Spur der Weihnachtskrippen vom Anfang bis in die Gegenwart“, teilte die Stadt Mindelheim mit.

Wieder eröffnet im Oktober

Das Museum in einem ehemaligen Jesuitenkolleg ist aber nicht gänzlich neu, im kommenden Jahr feiert es das 30-jährige Bestehen. Es war aber mehrere Jahre für den Umbau geschlossen und ist zur diesjährigen Weihnachtssaison neu konzipiert wieder geöffnet worden.

Solche Museen sind das Gedächtnis einer Region.

Franz Josef Pschierer

Bayerns ehemaliger Wirtschaftsminister, der schwäbische Landtagsabgeordnete Franz Josef Pschierer, hob bei der Wiedereröffnung die Bedeutung des Museums als „Gedächtnis einer Region“ hervor. Er sagte, Museen sollten nicht nur Orte des Versenkens in die Vergangenheit sein, sondern auch Orte des Lernens und der Begegnung. Eine „lebendige Stätte“ zu sein, das wünschte Pschierer dem neuen Schwäbischen Krippenmuseum.

Historisches Christkind

In dem Museum werden mehrere Dutzend Krippen präsentiert. Zwei Einzeldarstellungen von Jesus als Kind sind dabei die wichtigsten Exponate des Hauses. Darunter sei das „älteste Christkind“, das um das Jahr 1300 von Nonnen im Dominikanerinnen-Kloster in Leutkirch im Allgäu verehrt worden sein soll. Der kleine Jesus sitzt bei der Darstellung im Schneidersitz und lutscht an einem Finger. In der damaligen Zeit habe sich die Darstellung des Christkinds von der Weihnachtsgeschichte gelöst, erklärt das Museum den kunstgeschichtlichen Hintergrund.

Wertvolle Jesus-Statue

Schwerpunkt der Verehrung solcher Andachtsbilder seien in früheren Jahrhunderten schwäbische Frauenklöster gewesen. Das zweite Prunkstück des Museums ist ein in diese Linie einzureihendes spätgotisches Jesuskind. Erst vor wenigen Jahren wurde die 40 Zentimeter große Figur als Werk des Künstlers Michel Erhart identifiziert. Der Bildhauer hatte Ende des 15. Jahrhunderts in Ulm gewirkt und dort auch an der Ausstattung des Münsters mitgewirkt. Der Wert seiner Jesus-Darstellung wird auf mindestens eine Million Euro geschätzt.

(dpa/BK)