Für den Ausflug ins TV-Geschäft bringt Dagmar Wöhrl, 63, beste Voraussetzungen mit. Die langjährige CSU-Politikerin hat Show-Erfahrung: 1977 setzte sie sich bei der Wahl zur „Miss Germany“ durch. Und sie bringt jede Menge ökonomischen Sachverstand mit: Wöhrl war nicht nur wirtschaftspolitische Sprecherin der CDU/CSU-Bundestagsfraktion sondern auch parlamentarische Staatssekretärin im Wirtschaftsministerium. 23 Jahre saß die Juristin und Vertreterin des Wahlkreises Nürnberg-Nord CSU im Bundestag, für die diesjährige Wahl kandidiert sie nicht mehr. Nun fängt sie als neue Jurorin in der Vox-Show „Die Höhle der Löwen“ (Start 5. September) an, neben Carsten Maschmeyer und Start-up-Finanzier Frank Thelen. Junge Unternehmer stellen den erfahrenen Geschäftsleuten in der Sendung ihre Business-Ideen vor. Wöhrls Ehemann, der Unternehmer Hans Rudolf Wöhrl, bot in den vergangenen Tagen um die ins Trudeln geratene Fluggesellschaft Air Berlin mit.
Wenn sich Politiker in der Wirtschaft versuchen, ist das nicht immer von Erfolg gekrönt. Warum ist das bei Ihnen anders?
Ich war schon immer ein wirtschaftlich engagierter Mensch – immerhin war ich auch vor meiner politischen Laufbahn Juristin und Unternehmerin. Eine Wirtschaftsfachfrau bin ich nicht erst durch die Politik geworden, sondern ich bin mit meinem unternehmerischen Wissen in die Politik gegangen und habe mich dort besonders für den Mittelstand eingebracht. Meine Praxiserfahrung hat mir dabei sehr geholfen. Heute habe ich neben dem unternehmerischen Blickwinkel auch noch den politischen.
Das heißt, Sie investieren bei „Die Höhle der Löwen“ eigenes Geld?
Ja, genauer gesagt ist es unser Geld. Wir haben ein Familienunternehmen, die „Intro Invest GmbH“. Wir sind nicht nur an vielen Start-ups beteiligt, sondern auch zum Beispiel im Airlinebereich, im Medienbereich, im Handel und der Hotellerie – wirklich sehr breitgefächert.
Gibt es Geschäftsideen, mit denen man bei Ihnen besonders landen kann?
Wir sind stark im Handels- und Hotelbereich. Wenn es etwas gibt, das dort funktioniert, ist das natürlich besonders interessant. Mein Mann begeistert sich immer für ausgefallene Ideen. Wir haben kein Ausschlusskriterium. Ich glaube allerdings, dass ich bei dieser Staffel den Nachteil hatte, dass viele Gründer nicht wussten, dass ich neben der Politik auch für ein Familienunternehmen stehe, das in Start-ups investiert. Ich habe deswegen auch Deals in der Show nicht bekommen.
Die Investoren in der Show sind ganz schöne Alphatiere. Fühlen Sie sich da wohl? Kennen Sie das aus der Politik?
Ich kenne es aus der Politik, ich kenne es aber auch aus der Familie. Bei uns zu Hause sind alle Alphatiere. Es gibt kein Abendessen der Familie, bei dem nicht über das Geschäft geredet wird. Die Firma wird nicht an der Haustür abgegeben.
Würden Sie anderen Politikern raten, sich als TV-„Löwe“ zu versuchen?
Du brauchst natürlich jemanden, der sich nicht nur in Talkshows verbal gut schlägt – das könnten sicherlich viele. Sondern sie müssten auch bereit sein, mit eigenem Geld ein Risiko einzugehen. Dazu sind aber die wenigsten bereit. Zudem endet die Geschichte nicht mit dem Ende der Sendung. Die Arbeit geht nach der Show erst richtig los. Man muss die Gründer betreuen und ihnen beim Aufbau ihres Unternehmens helfen.
Sind Gründer unkomplizierte Leute?
Es gibt tolle Gründer, aber es ist oft auch ganz schwierig, ihnen verständlich zu machen, was es heißt, ein Unternehmen zu führen. Denn ein guter Unternehmer sein, heißt alles andere zu Priorität „B“ zu machen, was vielen nicht bewusst ist. Die anderen Löwen können davon sicher auch berichten. Viele Gründer verwechseln eine Idee mit einem Geschäftsmodell, sind davon aber total überzeugt. Sie denken, sie seien die großen Stars, haben aber noch keine Markterkundung gemacht. Manchmal habe ich auch das Gefühl, die fragen sich überhaupt nicht, wer der Kunde sein soll und wo der Mehrwert für diesen liegt.
(dpa)