Von Coburg nach Hollywood
In Berlin geboren, in Oberfranken aufgewachsen und in Hollywood gefeiert: Der international bekannte Kameramann Michael Ballhaus ist gestorben. Ballhaus, der in den USA mit Star-Regisseuren wie Martin Scorsese, Robert Redford, Francis Ford Coppola und Wolfgang Petersen gedreht hatte, verstarb mit 81 Jahren.
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Von Coburg nach Hollywood

In Berlin geboren, in Oberfranken aufgewachsen und in Hollywood gefeiert: Der international bekannte Kameramann Michael Ballhaus ist gestorben. Ballhaus, der in den USA mit Star-Regisseuren wie Martin Scorsese, Robert Redford, Francis Ford Coppola und Wolfgang Petersen gedreht hatte, verstarb mit 81 Jahren.

Hollywoodgrößen trauern um den berühmtesten deutschen Kameramann in der Filmmetropole. Wie sein Verlag DVA Sachbuch in München unter Berufung auf die Familie mitteilte, ist Michael Ballhaus in Berlin gestorben. Oscar-Preisträger Martin Scorsese (74) nannte den Tod einen „schweren Verlust“. Über mehr als 20 Jahre hinweg habe er mit Ballhaus eine „sehr kreative Partnerschaft und eine sehr enge, fortwährende Freundschaft“ gehabt, teilte er der Deutschen Presse-Agentur mit. Ballhaus und Scorsese drehten zusammen sieben Filme, vom ersten Low-Budget-Film „After Hours“ (1985) bis zum 100 Millionen Dollar teuren Abschiedswerk „Departed“ (2006) mit Leonardo DiCaprio und Jack Nicholson.

Er war ein wunderbarer Mensch, der immer ein warmes Lächeln hatte, auch in den schwierigsten Situationen – jeder der ihn kannte, wird sein Lächeln in Erinnerung behalten.

Oscar-Preisträger Martin Scorsese

„Einer der ganz, ganz Großen“

Auch für den deutschen Hollywood-Regisseur Wolfgang Petersen (76) ist der Tod des Kameramanns „ein schlimmer Schlag“. Sie hätten sich vor 50 Jahren an der Filmhochschule in Berlin kennengelernt, Ballhaus sei damals sein Lehrer gewesen. Später in Hollywood drehten sie den Virus-Thriller „Outbreak“ (1995) mit Dustin Hoffman und das Action-Spektakel „Air Force One“ (1997), in dem Harrison Ford als US-Präsident gegen Terroristen kämpft. Neben den „fantastischen Kamerabewegungen“ von Ballhaus schätzte der Regisseur auch „seine Magie mit dem Licht. Da lag ein Zauber drin, wie er die Schauspieler enorm gut ins Licht setzten konnte und sie gut aussehen ließ“, erzählte Petersen der dpa.

Vor seiner Hollywood-Karriere hatte Ballhaus in den 1970er Jahren mit Rainer Werner Fassbinder 15 Filme gedreht. Im vergangenen Jahr hatte der gebürtige Berliner bei der Berlinale den Goldenen Ehrenbären für sein Lebenswerk erhalten. Für Berlinale-Chef Dieter Kosslick ist mit Ballhaus „nicht nur ein großartiger Künstler“ gestorben, sondern „auch ein großer Mensch“. 

Kindheit in Coburg

Die Kriegswirren brachten Ballhaus im Kindesalter nach Oberfranken. Sein Vater Oskar Ballhaus und seine Mutter Lena Hutter hatten 1946 den Coburger Kulturkreis gegründet und wollten damit Theater auf das Land bringen. Dies gelang ab 1948 in Unterfranken auf Schloss Wetzhausen. Hier hatten seine Eltern ein Domizil für ihr Fränkisches Theater samt Schauspieler-Kommune gefunden.

Die Scholle, von der ich komme, ist in Franken. Dort bin ich aufgewachsen. Deshalb ist auch dieser Ort in Franken für mich der Ort, bei dem ich das Gefühl habe zurückzukehren, wenn man älter wird, wenn man sich erinnert.

Michael Ballhaus, im BR-Interview im Jahr 2010

Porträt über seine alte Heimat

2009 kehrte der inzwischen international gefeierte Kameramann zurück und produzierte gemeinsam mit seiner Schwester Ulla Ballhaus für den Bayerischen Rundfunk ein 60-minütiges Porträt über seine Heimat. Für den Dokumentarfilm „Unser Franken“ besuchte er die Plätze seiner Jugend und drehte unter anderem in der Rhön, in den Haßbergen und an der ehemaligen deutsch-deutschen Grenze.

Hierhin, in die Ruhe und Beschaulichkeit der alten Heimat, zog sich der damals 75-Jährige gerne zurück. Mit seiner Schwester bewohnte er auch lange Zeit ein Haus in Unterfranken. Zuletzt lebte Michael Ballhaus in Berlin, dort starb der gefeierte Kameramann in der Nacht zum Mittwoch nach kurzer Krankheit in seiner Wohnung.