Spuren einer denkwürdigen Spielzeit
Die Wagner-Festspiele fanden heuer unter besonderen Sicherheitsvorkehrungen statt. Auch wenn nicht alle Karten verkauft wurden, ziehen die Verantwortlichen eine positive Bilanz und hoffen auf eine entspanntere Lage im kommenden Jahr.
Bayreuth

Spuren einer denkwürdigen Spielzeit

Die Wagner-Festspiele fanden heuer unter besonderen Sicherheitsvorkehrungen statt. Auch wenn nicht alle Karten verkauft wurden, ziehen die Verantwortlichen eine positive Bilanz und hoffen auf eine entspanntere Lage im kommenden Jahr.

Die Bayreuther Festspiele 2016 werden ihre Spuren hinterlassen auf dem Grünen Hügel – aber womöglich anders, als es dem einen oder anderen Wagnerianer lieb ist. Denn der beeindruckende Zaun, in diesem Jahr aus Angst vor Terror um das Festspielhaus gezogen, wird bleiben. „Es wird weiterhin einen Zaun geben, und die Tore werden geschlossen sein“, sagt Festspiel-Geschäftsführer Holger von Berg. „Wir werden im Oktober auswerten, wie es in diesem Jahr gelaufen ist, und dann mit der Stadt und der Polizei entscheiden, wie es im nächsten Jahr aussehen wird.“

Staatsempfang wurde abgesagt

Die Angst vor Terror, die Anschläge von Würzburg und Ansbach und der Amoklauf von München hatten den Beginn der Festspiele überschattet: kein roter Teppich, kein Staatsempfang, Politiker sagten ab. „Wir hatten am Anfang sehr viele Absagen“, sagt der Direktor des Hotels „Rheingold“, Achim Porsch. In seinem Haus sollten die Mitglieder der bayerischen Staatsregierung ursprünglich übernachten. Im Laufe der Festspiele aber habe sich die Stimmung entspannt, sagen auch andere Bayreuther Gastronomen.

Wir sind mit der Saison selbstverständlich zufrieden. Wir haben alle Finanzziele erreicht.

Festspiel-Geschäftsführer Holger von Berg

Auch die Bayreuth Marketing & Tourismus GmbH sieht keine großen Auswirkungen auf den Festspiel-Tourismus. Den Angaben zufolge kommen immer mehr internationale Gäste nach Bayreuth, seit Festspielkarten auch im Internet zu haben sind. Nach Angaben des Polizeipräsidiums Oberfranken lief alles „bislang völlig problemlos“. Die Besucher hätten Verständnis für die schärferen Sicherheitsvorkehrungen, etwa Taschenkontrollen, gehabt.

Nicht alle Karten gingen weg

Ob die Festspiele wegen der verschärften Sicherheitsvorkehrungen auf der einen oder anderen Karte sitzen blieben, ist nicht bekannt. „Weniger als 40 Karten gingen nicht raus“, sagt Geschäftsführer von Berg. „Aber das sind für uns Marginalien“, und im Grunde gelte das als ausverkauft. Bei den übrig gebliebenen Karten handele es sich zum Teil um bestellte, aber nicht abgeholte Tickets, die dann an der Abendkasse wegen des hohen Preises nicht verkauft werden konnten, erklärte Berg. „Da gibt es so eine magische Grenze von 200 Euro, mehr bezahlt dann an der Abendkasse keiner.“

Er betont: „Wir sind mit der Saison selbstverständlich zufrieden. Wir haben alle Finanzziele erreicht.“ Auf den vierteiligen „Ring des Nibelungen“ in der Inszenierung von Frank Castorf sei „der Druck vielleicht nicht so groß“. „Es kann auch mal sein, dass Leute Karten haben, aber nicht in alle vier Vorstellungen gehen.“ Aber für die Festspiele allgemein gelte: „Wir erleben eine große Begeisterung.“ Dass nicht alle Karten für die Richard-Wagner-Festspiele verkauft würden, sei auch in vergangenen Jahren schon vorgekommen.

Zwischen Triumpf und Fremdschämen

Die Bayreuther Festspiele enden an diesem Sonntag so, wie sie am 25. Juli begonnen haben: mit Richard Wagners Oper „Parsifal“ in einer Inszenierung von Regisseur Uwe Eric Laufenberg. „Die Vorstellungen sind hervorragend gelaufen, vom Publikum sehr bejubelt und gefeiert worden“, sagt Laufenberg. „Was die Kritiken angeht, waren diese ja sehr unterschiedlich: von ein ‚Triumph‘ (5 Punkte von 5 möglichen) bis ‚Fremdschämen‘ war ja alles dabei.“

Diskussionen über das, was künftig in Bayreuth auf der Bühne zu sehen sein wird, löste im Laufe der Festspiele Operndiva Anna Netrebko mit einem Interview der Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung aus. Darin sagte die 44-Jährige auf die Frage, ob sie 2018 als Elsa im „Lohengrin“ im Festspielhaus auf der Bühne stehen wird: „Nein. Das heißt, wir sind noch im Gespräch.“ Mit Blick auf ihr Rollendebüt in Dresden betonte sie: „Elsa war wirklich hart. Jetzt singe ich erst einmal Puccini.“ Festspiel-Sprecher Peter Emmerich betonte zwar, die Verhandlungen liefen noch. Doch die Besetzung der Elsa scheint offen – ebenso wie die Frage, wer im Jahr 2020 den neuen „Ring“ inszenieren wird.

Sicherheit bleibt wichtig

Auch im kommenden Jahr wird die Sicherheit nach Ansicht von Geschäftsführer Berg eine Rolle spielen. „Veranstaltungen dieser Größe brauchen heutzutage immer ein Sicherheitskonzept, und es wird in Bayreuth auch im nächsten Jahr wieder eines geben. Ich hoffe aber und gehe davon aus, dass die Weltlage besser sein wird und wir an dem einen oder anderen Punkt werden abspecken können.“

(dpa)