Zweiter Goldjunge für pakistanische Filmerin
Sharmeen Obaid Chinoy hat als erste pakistanische Dokumentarfilmerin einen zweiten Oscar gewonnen. Bei der legendären Verleihung in Los Angeles wurde sie mit dem Academy Award für „A Girl in the River – The Price of Forgiveness“ ausgezeichnet.
Oscar-Verleihung

Zweiter Goldjunge für pakistanische Filmerin

Sharmeen Obaid Chinoy hat als erste pakistanische Dokumentarfilmerin einen zweiten Oscar gewonnen. Bei der legendären Verleihung in Los Angeles wurde sie mit dem Academy Award für „A Girl in the River – The Price of Forgiveness“ ausgezeichnet.

2012 hatte sie ihren ersten Oscar für „Saving Face“ gewonnen – ein Film über Frauen als Opfer von Säureattacken. Nun folgte für die pakistanische Dokumentarfilmerin Sharmeen Obaid Chinoy der zweite Oscar. Diesen erhielt die 37-Jährige von der Oscar-Academy für „A Girl in the River – The Price of Forgiveness“ verliehen – und erhielt damit die weltweit bedeutendste Auszeichnung für Filmschaffende. Für Obaid Chinoy dürfte dies aber noch etwas mehr bedeuten – vor allem eine Bestätigung ihrer Arbeit, denn für ihre Filme bekommt die Pakistanerin in ihrem Heimatland zum Teil viel Kritik. Die Pakistaner werfen ihr vor, unpatriotisch zu sein, weil sie in ihren Produktionen die dunklen Seiten der Gesellschaft aufdeckt.

Film als Kritik und Anstoß

„A Girl in the River – The Price of Forgiveness“ handelt von einer jungen Frau namens Saba, deren Vater auf sie schießt und sie in einen Fluss wirft, nachdem sie sich verliebt und unerlaubt geheiratet und so vermeintlich Schande über die Familie gebracht hat. Saba überlebt knapp und erzählt, wie Familie und Gemeinde sie unter Druck setzen, den Täter ohne Strafe davonkommen zu lassen.

Die Geschichte ist mehr oder weniger typisch: Mehr als 1.000 Morde an Mädchen und Frauen im Namen der Ehre wurden 2014 in Pakistan registriert. Aber die Täter werden selten bestraft. Das bisherige Gesetz enthält eine Klausel, nach der der Vormund des Opfers dem Täter verzeihen kann. Und weil Morde zur Rettung der vermeintlichen Ehre einer Familie oft von Verwandten begangen werden, wird den Tätern oft vergeben. Der Staat kann die Mörder dann nicht mehr bestrafen.

Der Deutschen Presse-Agentur (dpa) hatte die Regisseurin bereits vor der Preisverleihung gesagt, dass sie diesen Film machen wollte, um eine Debatte in der pakistanischen Gesellschaft anzustoßen und die Gesetzgebung zu ändern. Tatsächlich hat sie dies geschafft: Pakistans Ministerpräsident Nawaz Sharif hatte schon nach der Oscar-Nominierung des Films ein neues Gesetz zu den Morden angekündigt, die vermeintlich im Namen der Ehre begangen werden. Auch der Präsident des Landes, Mamnoon Hussain, sandte die Botschaft, „entschlossen, die Rechte der Frauen zu schützen“. „Das ist die Macht des Films“, freute sich Obaid Chinoy bei der Verleihung in Los Angeles.

Auch Babelsberg feiert

Grund zum Feiern gab es bei den diesjährigen Oscars auch für das Studio Babelsberg und das Medienboard Berlin-Brandenburg. Mit großer Freude haben beide auf den Oscar für den 56-jährigen britisch-amerikanischen Schauspieler Mark Rylance reagiert, der als bester Nebendarsteller in der deutschen Koproduktion „Bridge of Spies – Der Unterhändler“ ausgezeichnet wurde. Im vergangenen Jahr waren sogar vier Oscars an den vom Studio Babelsberg koproduzierten Film „Grand Budapest Hotel“ gegangen. Insgesamt heimsten Filme, an denen das Studio seit 2002 beteiligt war, bisher 15 Oscars und 46 Oscar-Nominierungen ein.

Die Gewinner in den 24 Oscar-Kategorien 2016:

  • Bester Film: „Spotlight“ (Regie: Thomas McCarthy)
  • Regie: Alejandro González Iñárritu für „The Revenant – Der Rückkehrer“
  • Hauptdarsteller: Leonardo DiCaprio („The Revenant – Der Rückkehrer“)
  • Hauptdarstellerin: Brie Larson („Room“)
  • Nebendarstellerin: Alicia Vikander („The Danish Girl“)
  • Nebendarsteller: Mark Rylance („Bridge of Spies – Der Unterhändler“)
  • Nicht-englischsprachiger Film: „Son of Saul“ (Regie: László Nemes)
  • Kamera: Emmanuel Lubezki für „The Revenant – Der Rückkehrer“
  • Original-Drehbuch: Thomas McCarthy und Josh Singer für „Spotlight“
  • Adaptiertes Drehbuch: Charles Randolph und Adam McKay für „The Big Short“
  • Schnitt: Margaret Sixel für „Mad Max: Fury Road“
  • Filmmusik: Ennio Morricone für „The Hateful 8“
  • Filmsong: „Writing’s On The Wall» aus dem Film „Spectre“, Musik und Text von Jimmy Napes und Sam Smith
  • Produktionsdesign: Colin Gibson und Lisa Thompson für „Mad Max: Fury Road“
  • Tonschnitt: Mark Mangini und David White für „Mad Max: Fury Road“
  • Tonmischung: Chris Jenkins, Gregg Rudloff und Ben Osmo für „Mad Max: Fury Road“
  • Spezialeffekte: Andrew Whitehurst, Paul Norris, Mark Ardington and Sara Bennett für „Ex Machina“
  • Animationsfilm: „Alles steht Kopf“ (Regie: Pete Docter und Jonas Rivera)
  • Animations-Kurzfilm: Gabriel Osorio und Pato Escala für „Bear Story“
  • Dokumentarfilm: Asif Kapadia und James Gay-Rees für „Amy“
  • Dokumentar-Kurzfilm: Sharmeen Obaid-Chinoy für „A Girl In The River: The Price Of Forgiveness“
  • Make-up/Frisur: Lesley Vanderwalt, Elka Wardega und Damian Martin für „Mad Max: Fury Road“
  • Kostümdesign: Jenny Beavan für „Mad Max: Fury Road“
  • Live-Action-Kurzfilm: Benjamin Cleary und Serena Armitage für „Stutterer“

(Quelle: dpa)