Häusliche Pflege: Eine Ehefrau rasiert ihren dementen Ehemann. (Foto: Imago/M. Wagner)
Pflege

Die Angehörigen entlasten

Waschen, anziehen, umbetten: Wenn Menschen alt oder krank werden, übernehmen oft Angehörige die Pflege - mit erheblichen Belastungen. Bayerns Gesundheitsministerin Melanie Huml will sie mit dem seit Herbst eingeführten Landespflegegeld unterstützen.

Rund 280.000 Menschen in Bayern pflegen nach Daten der Krankenkasse Barmer einen Angehörigen – doch 21.000 von ihnen möchten damit aus gesundheitlichen Gründen aufhören. „Viele pflegende Angehörige sind an der Grenze der Belastbarkeit angekommen“, sagt Barmer-Landesgeschäftsführerin Claudia Wöhler. „Der Großteil der Pflegenden ist auch in Bayern über 50 Jahre alt und ihr Gesundheitszustand hat eine deutlich schlechtere Bewertung als der Zustand bei Nicht-Pflegenden.“

Existenznöte und psychische Belastung

Dies betreffe besonders psychische Störungen wie Depressionen, aber auch Wirbelsäulenerkrankungen und Rückenschmerzen. 7,4 Prozent der Pflegenden wollen laut dem „Pflegereport 2018“ der Versicherung deshalb entweder komplett ihren Einsatz einstellen oder nur mit Unterstützung weitermachen. Das ist nach Berechnungen der Barmer immerhin jeder 14. Pflegende im Freistaat.

Zur körperlichen und psychischen Belastung kommen bei jeder fünften Hauptpflegeperson Zukunfts- und Existenzängste. „Viele pflegende Angehörige haben ihren Beruf aufgegeben oder massiv reduziert“, erläuterte Wöhler. Deshalb haben 44 Prozent ein Haushaltseinkommen von unter 1000 Euro – ebenso wie ein Drittel der Pflegebedürftigen selbst.

Zwei Drittel der Pflegebedürftigen leben daheim

Den Daten zufolge leben rund 70 Prozent der Betroffenen weiterhin im eigenen Zuhause. 24 Prozent bekommen Hilfe von einem Pflegedienst, 46 Prozent nehmen Pflegegeld in Anspruch – mit dem sie beispielsweise Angehörige entlohnen können. Die Pflegenden sind zu einem Großteil Frauen im Alter von 50 bis 70 Jahren.

Seit vergangenem Herbst bezahlt der Freistaat Betroffenen das Landespflegegeld – 1000 Euro pro Jahr, um Angehörige bei der Hilfe für ihre Liebsten zu unterstützen. Bis Ende des vergangenen Jahres lagen bereits 345.000 Anträge vor. Gesundheitsministerin Melanie Huml ist mit der bisherigen Entwicklung der finanziellen Hilfsleistung für Pflegebedürftige sehr zufrieden: „Damit stärken wir ihre Selbstbestimmung und auch ihre gesellschaftliche Teilhabe.“ Im Doppelhaushalt für die Jahre 2019/20 stellt die Landesregierung knapp 750 Millionen Euro für das Pflegegeld bereit.

(dpa/BK)