Fahrerlos durch die Stadt
Im niederbayerischen Kurort Bad Birnbach fährt ab Herbst der erste selbstlenkende Linienbus. Die Deutsche Bahn will in der Gemeinde neue Konzepte für den Nahverkehr testen. CSU-Landrat Michael Fahmüller verspricht sich Signalwirkung von dem Projekt.
Verkehr

Fahrerlos durch die Stadt

Im niederbayerischen Kurort Bad Birnbach fährt ab Herbst der erste selbstlenkende Linienbus. Die Deutsche Bahn will in der Gemeinde neue Konzepte für den Nahverkehr testen. CSU-Landrat Michael Fahmüller verspricht sich Signalwirkung von dem Projekt.

Niederbayern wird Vorreiter beim autonomen Fahren: Der erste fahrerlose Bus im öffentlichen Nahverkehr soll ab Herbst durch Bad Birnbach (Kreis Rottal-Inn) rollen. Die Deutsche Bahn (DB) hat das auf zwei Jahre angelegte Pilotprojekt jetzt in dem niederbayerischen Kurort vorgestellt. „Wir werden hier Verkehrsgeschichte schreiben“, sagte der DB-Konzernbevollmächtigte für Bayern, Klaus-Dieter Josel. Auf Privatgelände sei der Betrieb bereits erprobt worden, nun erfolge der Test mit einem Linienbus auf öffentlichen Straßen.

Fahrerlos mit 20 km/h

Das von einer französischen Firma entwickelte Elektrofahrzeug EZ10 bietet Platz für zwölf Passagiere – sechs Steh- und sechs Sitzplätze. Es pendelt künftig zwischen dem Bahnhof, dem Ortszentrum und der Therme von Bad Birnbach. 20 Stundenkilometer schnell ist das Fahrzeug unterwegs. „Der Betrieb ist effizient und dank des elektrischen Antriebes umweltfreundlich“, sagte Josel. Die Marktgemeinde Bad Birnbach rechnet mit Gesamtkosten für das Projekt in Höhe von rund 900.000 Euro, wie deren Geschäftsleiter Kurt Tweraser sagte.

Am vergangenen Samstag führte die Bahn den Minibus in dem 6000-Einwohner-Ort vor. Bürger und Kurgäste hatten die Möglichkeit, auf einer Teststrecke mitzufahren.

Vertrauen in die Technik

„Man fühlt sich sehr sicher“, kommentierte Familienvater Ludger Jürgens die Fahrt. „Ich vertraue schon der Technik“, sagte Jörg Hecklinger aus Besigheim bei Stuttgart. Ob es immer funktioniere, auch in kniffligen Verkehrssituation, werde sich zeigen. Hecklinger stieg mit seiner Frau und seiner Schwägerin in den Bus. Bedenken hatten sie nicht. „Es hat sich ein Mann davor gestellt, und dann hat der Bus gehalten und geblinkt. Als der Mann zur Seite gegangen ist, fuhr der Bus weiter.“

Das deutsche Silicon Valley heißt Bad Birnbach.

Regierungspräsident Rainer Haselbeck

Bad Birnbach sei ein idealer Ort für das Pilotprojekt, erläuterte Josel. In der Marktgemeinde sei eine Nachfrage zu erwarten, die kompatibel sei mit der Fahrzeuggröße. Zudem stünden die Verantwortlichen in der Region mit großem Engagement hinter dem Projekt. Der Landkreis Rottal-Inn und die Marktgemeinde Bad Birnbach sind Partner der Bahn und stolz darauf, für den Testbetrieb ausgewählt worden zu sein. In Bad Birnbach sei die Vision vom selbstlenkenden Fahrzeug nun Realität geworden, sagte Landrat Michael Fahmüller (CSU). Von Bad Birnbach solle eine Signalwirkung ausgehen.

Innovationen in Niederbayern

Regierungspräsident Rainer Haselbeck unterstrich ebenfalls die Innovationsbereitschaft in der Region: „Deutschland schaut nach Niederbayern. Das deutsche Silicon Valley heißt Bad Birnbach.“ Noch stehe das autonome Fahren zwar vor großen Hürden, jedoch werde die Entwicklung kommen. „Wir wollen dabei sein. Wir sind dabei.“

Erste Testfahrten mit dem autonom fahrenden Elektro-Minibus gab es bereits. So erprobt die Deutsche Bahn ein Fahrzeug auf Privatgelände in Berlin und Leipzig. In Mannheim gab es Anfang des Jahres Probefahrten rund um den historischen Wasserturm, und im vergangenen Herbst war ein autonomer Bus in Karlsruhe unterwegs. (dpa)