Polizisten spannen einen Sichtschutz um den ICE, der den achtjährigen Buben im Frankfurter Hauptbahnhof überrollt hatte. (Foto: Andreas Arnold/dpa)
Seehofer

„Eine solche Tat trifft uns mitten ins Herz“

Nach der tödlichen Attacke auf einem achtjährigen Buben am Frankfurter Hauptbahnhof will Bundesinnenminister Horst Seehofer mehr Polizei, mehr technische Sicherheitsvorkehrungen sowie stärkere Videoüberwachung zum Schutz der Bevölkerung einsetzen.

Als Konsequenz aus der tödlichen Attacke auf einen Achtjährigen im Frankfurter Hauptbahnhof hat Bundesinnenminister Horst Seehofer eine größere Polizeipräsenz an Bahnhöfen verlangt. Außerdem müsse man technische Möglichkeiten zur Verbesserung der Sicherheit prüfen – „und zwar vorurteilsfrei“, sagte der CSU-Politiker in Berlin. Er erneuerte auch seine Forderung nach einer stärkeren Videoüberwachung im öffentlichen Raum.

Ein kaltblütiger Mord, ein grässliches Verbrechen.

Horst Seehofer (CSU), Bundesinnenminister

Seehofer betonte, es handle sich um eine „komplexe Aufgabe“, weil es in Deutschland rund 5600 Bahnhöfe mit völlig unterschiedlichen Strukturen gebe. Es werde jetzt ein Spitzengespräch, vermutlich auch mehrere, zwischen seinem Ressort, dem Bundesverkehrsministerium und der Deutschen Bahn AG zu der Frage geben, wie sich die Sicherheit an Bahnhöfen erhöhen lasse. Seehofer betonte, obwohl die allgemeine Kriminalität zurückgehe, sei das Sicherheitsgefühl in Deutschland „sehr angespannt“.

Am Montag hatte mutmaßlich ein 40 Jahre alte Eritreer einen achtjährigen Buben und dessen Mutter im Frankfurter Hauptbahnhof vor einen einfahrenden ICE gestoßen. Der Junge starb noch im Gleisbett, die Mutter konnte sich retten und wurde verletzt. Eine dritte Person, die der Tatverdächtige auch attackiert hatte, konnte sich in Sicherheit bringen, ohne auf die Gleise zu stürzen. Nach der Tat hatte Seehofer seinen Urlaub unterbrochen und die Chefs der Sicherheitsbehörden zum Krisen-Gipfel nach Berlin einberufen.

Schweizer Polizei fahndete seit 25.7. nach dem Täter

Seehofer sprach von einem „kaltblütigen Mord“ und „grässlichem Verbrechen“, von dem er tief bestürzt sei. Ein solches Ereignis mache fassungslos und „trifft uns mitten ins Herz“. Der Innenminister sprach der Mutter des getöteten Jungen seine Anteilnahme aus. Dieter Romann, Chef der Bundespolizei, informierte über den Festgenommenen: Er sei ein 1979 in Eritrea geborener Mann, Vater dreier Kinder, wohnhaft in der Schweiz. 2006 sei er in die Schweiz eingereist, 2008 sei ihm Asyl gewährt worden. Seit Donnerstag, 25. Juli, sei er in der Schweiz zur Fahndung ausgeschrieben gewesen, diese Fahndung sei aber in Deutschland nicht abrufbar gewesen. Der Tatverdächtige hatte demnach am vergangenen Donnerstag seine Ehefrau und die drei gemeinsamen Kleinkinder im Alter von ein, drei und vier Jahren sowie eine Nachbarin in ihren Wohnungen in Wädenswil eingesperrt. Zuvor hatte er die Nachbarin tätlich angegriffen und sie verbal sowie mit einem Messer bedroht.

Hinweise auf psychische Erkrankung

Nach Angaben der Kantonspolizei Zürich war der Mann in diesem Jahr in psychiatrischer Behandlung. Bei einer Hausdurchsuchung seien Dokumente gefunden worden, die auf eine psychische Erkrankung und eine entsprechende Behandlung deuten würden. Hinweise auf eine Radikalisierung oder ideologische Motive des Täters seien bei den Ermittlungen und der Hausdurchsuchung nicht gefunden worden.

Ansonsten sei der Eritreer unauffällig gewesen, sagte Bundespolizei-Chef Romann. „Er besitzt in der Schweiz die Niederlassungsbewilligung der Kategorie C, das heißt gut integriert“, so Romann. Der Verdächtige sei einer festen Arbeit nachgegangen, „aus Sicht der Ausländer- und Asylbehörden in der Schweiz vorbildlich“. Der Mann sei in Publikationen sogar als Beispielfall gelungener Integration genannt worden, sagte Seehofer. Die Motivation des Täters und weitere Hintergründe seien noch unklar. Es sei Aufgabe der Frankfurter Kriminalpolizei und der Staatsanwaltschaft, dies schnellstmöglich aufzuklären.