Erste Festnahme nach Anschlag
Nach dem Anschlag auf den Mannschaftsbus von Borussia Dortmund hat die Polizei einen Verdächtigen festgenommen. Die Bundesanwaltschaft spricht von einem terroristischen Hintergrund mit möglichen islamistischen Bezügen. Bei der Explosion von drei Sprengkörpern wurden gestern Abend ein Spieler und ein Polizist verletzt.
Dortmund

Erste Festnahme nach Anschlag

Nach dem Anschlag auf den Mannschaftsbus von Borussia Dortmund hat die Polizei einen Verdächtigen festgenommen. Die Bundesanwaltschaft spricht von einem terroristischen Hintergrund mit möglichen islamistischen Bezügen. Bei der Explosion von drei Sprengkörpern wurden gestern Abend ein Spieler und ein Polizist verletzt.

Die Polizei hat im Zusammenhang mit dem Anschlag auf den BVB-Mannschaftsbus einen Verdächtigen festgenommen. Insgesamt gebe es zwei Verdächtige, sagte die Sprecherin der Bundesanwaltschaft, Frauke Köhler, in Karlsruhe. Sie sprach von einem terroristischen Hintergrund der Tat und möglichen islamistischen Bezügen. Die Wohnungen der Verdächtigen seien durchsucht worden. Nach Medienberichten stammen die Männer aus der nordrhein-westfälischen Islamisten-Szene. Ihnen werde eine Nähe zur Terrormiliz IS vorgeworfen.

Bereits in einem Bekennerschreiben fanden sich offenbar Hinweise auf einen islamistischen Hintergrund der Tat. Nach Informationen von Süddeutscher Zeitung, NDR, WDR sowie der Deutschen Presse-Agentur wird in dem Schreiben auf den Anschlag auf den Berliner Weihnachtsmarkt und den Einsatz deutscher Tornado-Kampfflugzeuge in Syrien Bezug genommen.

„Todesliste“ für Sportler

Wie Spiegel Online berichtet wurden am Tatort wurden drei textgleiche Bekennerschreiben gefunden. Darin werde der Abzug von Bundeswehr-Tornados aus der Türkei gefordert. Sie kommen im Kampf gegen die Terrormiliz „Islamischer Staat“ zum Einsatz. Zudem wird verlangt, die US-Basis Ramstein in Rheinland-Pfalz zu schließen.

In den Schreiben werde zudem behauptet, dass die deutschen Kampfflugzeuge daran beteiligt seien, Muslime im Kalifat des „Islamischen Staates“ zu ermorden. Weiter heiße es, ab sofort stünden Sportler und andere Prominente „in Deutschland und anderen Kreuzfahrer-Nationen“ auf einer „Todesliste“.

Zweites Bekennerschreiben

Die Ermittler prüfen zudem die Authentizität eines zweiten Bekennerschreibens, das möglicherweise aus der antifaschistischen Szene kommt. Nach Informationen der Deutschen Presse-Agentur wird in einem am späten Dienstagabend im Internet verbreiteten Schreiben in Antifa-Duktus erklärt, der Bus sei mit eigenes für den Anschlag angefertigten Sprengsätzen als „Symbol für die Politik des BVB“ attackiert worden, die sich nicht genügend gegen Rassisten, Nazis und Rechtspopulisten einsetze.

Zwei Verletzte durch Detonationen

BVB-Verteidiger Marc Bartra und ein Polizeibeamter waren durch die drei Explosionen nahe dem Bus vor dem Champions-League-Spiel gegen AS Monaco verletzt worden. Die Partie wird am Abend (18.45 Uhr) nachgeholt.

Für das Nachholspiel werden verschärfte Sicherheitsmaßnahmen ergriffen. „Wir werden alles Menschenmögliche dafür tun, dass das Spiel morgen sicher ablaufen kann“, sagte Dortmunds Polizeipräsident Gregor Lange.

Verdacht auf versuchtes Tötungsdelikt

Die Staatsanwaltschaft Dortmund gibt vorerst keine weiteren Details bekannt. „Wir geben aktuell keine weiteren Presseinfos raus“, sagte ein Sprecher der Staatsanwaltschaft Dortmund. „Wir haben den Grundsachverhalt geschildert, jetzt ermitteln wir“, betonte er. Die Polizei geht von einem gezielten Angriff auf den Bus der Dortmunder Mannschaft aus, die gerade auf dem Weg ins Stadion war. Sie sprach vom Verdacht auf ein versuchtes Tötungsdelikt.

Der BVB erhielt Solidaritätsbekundungen aus der Sportwelt und der Politik. „Meine Gedanken sind bei der Mannschaft“, wurde Bundesinnenminister Thomas de Maiziere am Abend über den Twitter-Account seines Ministeriums zitiert.

Bundeskanzlerin Angela Merkel hat den Anschlag auf den Mannschaftsbus von Borussia Dortmund als widerwärtige Tat verurteilt. In einem Telefonat mit BVB-Geschäftsführer Hans-Joachim Watzke habe sie dem Trainerstab, der Mannschaft und den Fans alles Gute gewünscht, sagte Regierungssprecher Steffen Seibert in Berlin. Sie habe ein großes Lob an die Fans beider Mannschaften und an die Polizei ausgesprochen. Sie sei wie viele Millionen Menschen entsetzt. „Das ist eine widerwärtige Tat“, sagte Seibert. Man könne nur erleichtert sein, dass es nicht noch schlimmere Folgen gegeben habe.

Mehr Polizei beim Bayern-Spiel

Nach der Attacke auf den Mannschaftsbus von Borussia Dortmund wird die Münchner Polizei beim Champions-League-Spiel zwischen dem FC Bayern und Real Madrid mehr Beamte einsetzen. „Wir haben die Zahl der Beamten auf 450 aufgestockt“, sagte ein Sprecher der Polizei in München. Damit werden 80 Polizisten mehr im Einsatz sein als ursprünglich geplant.

Zudem hat die Polizei Suchmaßnahmen eingeleitet und wird die Busse mit Spürhunden durchsuchen, bevor die Mannschaften einsteigen. Auch eine andere Route zum Stadion wird geprüft. Diese Maßnahmen beliefen sich aber alle in einem noch üblichen Rahmen. „Denn wir haben derzeit keine Hinweise auf Gefährdungen in München“, sagte der Sprecher.

(dpa)