Gerade junge Familien brauchen Unterstützung. (Foto: Imago/Westend61)
Gesellschaft

Familien brauchen unsere Hilfe

Gastbeitrag Aus dem BAYERNKURIER-Magazin: Heiraten und Kinder bekommen – wer das tut, steht unter dem besonderen Schutz von Staat und Gesellschaft. Dennoch fühlen sich gerade junge Eheleute häufig überfordert, wenn sie Familie und Beruf vereinbaren wollen. Von Monika Meier-Pojda.

„Ehe und Familie sind die natürliche und sittliche Grundlage der menschlichen Gemeinschaft und stehen unter dem besonderen Schutz des Staates“, lautet der Artikel 124 der Bayerischen Verfassung. Auch das Grundgesetz enthält eine sinngemäße Formulierung. Auf dieser Grundlage ist jedem der Rahmen, innerhalb dessen er/sie sich bewegt, vorgegeben. Familie und Ehe sind nach wie vor die wünschenswerteste Lebensform, die aber Wandlungsprozessen unterliegt. Seit vielen Jahren ist eine Pluralisierung der familialen Lebensform festzustellen. Die Zahl der Alleinerziehenden und der Stieffamilien nimmt zu, ebenso prägen nichteheliche Lebensgemeinschaften das herkömmliche „Bild“ der Familie in unserer Zeit.

Viele fühlen sich überfordert

Viele junge Menschen, die eine Ehe eingehen und eine Familie gründen wollen, wünschen sich, dass ihre Beziehung gelingen möge. Sie tun ihr Möglichstes, werden aber in ihrer positiven Ausgangssituation von äußeren Bedingungen nicht immer unterstützt. Um ihre Aufgaben erfüllen zu können, brauchen Familien die notwendige Freiheit, ihr Modell von Familie leben zu können.

Familien sind mit mehr zusätzlichen Kosten und Einkommensnachteilen belastet.

Monika Meier-Pojda

Eine bessere Vereinbarkeit von Familie und Beruf ist heute dank ausgebauter Betreuungsangebote möglich, birgt allerdings auch Fallstricke. Junge Familien haben in der sogenannten „Rushhour des Lebens“ viele Anforderungen zu bewältigen. Sie möchten beruflich Karriere machen, Kinder erziehen und auch ihre Partnerschaft leben. Anforderungen also, die über ein zu erbringendes Maß hinausgehen können.

Kinder als Armutsrisiko

Eine Familiengründung hat in der Regel auch erhebliche Konsequenzen für die finanzielle Lage der Familie. Sie geht oft einher mit einer Reduzierung des Umfangs der Erwerbstätigkeit, was sich in finanzieller Hinsicht gerade in Ballungsgebieten stark auswirkt. Die eheliche Wohnung ist mit Kindern nicht mehr ausreichend, die Miete für eine größere Wohnung eine durchaus erhebliche Belastung. Familien sind mit mehr zusätzlichen Kosten und Einkommensnachteilen belastet. In den Beratungsstellen wird der Sozialdienst katholischer Frauen dieser Schwierigkeiten gewahr, denen Familien ausgesetzt sind. Viele Alleinerziehende und ihre Kinder, wie auch Familien mit mehreren Kindern, sind besonders von Armut bedroht. Sie sind schlechter gestellt als andere Haushaltsformen. Kommen noch Arbeitslosigkeit, Erkrankung oder Scheidung hinzu, dann vervielfacht sich dieses Risiko.

Flexible Lösungen können helfen

Familien sehen sich damit vielfältigen Überforderungen ausgesetzt. An diesem Punkt stellt sich nun die Frage, welche Ansatzpunkte braucht es, um diesen permanenten Überforderungen entgegenzuwirken: Was erwarten Paare, wie kann man sie unterstützen, damit Ehe und Familie gelingen kann. Darauf kann es einen Fächer an Antworten geben, die allerdings im Moment wohl noch nicht miteinander kompatibel sind. Noch sind die Arbeitsbedingungen nicht an die Bedürfnisse der Familien optimal angepasst. Teilzeitarbeitsverhältnisse behindern die berufliche Karriere, Betreuungsmöglichkeiten für die Kinder sind nicht überall ausreichend vorhanden und die hohen Lebenshaltungskosten belasten die Familien. Hier muss über flexiblere Berufsmodelle gesprochen werden, die Lebensarbeitszeit überdacht und die „Rushhour des Lebens“, entschleunigt werden. Das aber gelingt nur, wenn alle gesellschaftlichen Partner gemeinsam ohne ideologische Grabenkämpfe zu diesem Gelingen beitragen. Dann haben Ehe und Familie wieder eine bessere Zukunft.

Monika Meier-Pojda

ist Landesgeschäftsführerin des Sozialdiensts katholischer Frauen in Bayern und Mitglied der CSU-Familienkommission.