Kein Hinweis auf ein gekauftes Sommermärchen
Die vom DFB beauftragten Anwälte haben die Ergebnisse ihrer Ermittlungen vorgestellt. Sie konnten keine Beweise für eine mögliche Bestechung finden. Der Fußballbund habe allerdings die Rückzahlung des dubiosen Millionen-Darlehens bewusst verschleiert. Unklar bleibt die Rolle Franz Beckenbauers in der Affäre.
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Kein Hinweis auf ein gekauftes Sommermärchen

Die vom DFB beauftragten Anwälte haben die Ergebnisse ihrer Ermittlungen vorgestellt. Sie konnten keine Beweise für eine mögliche Bestechung finden. Der Fußballbund habe allerdings die Rückzahlung des dubiosen Millionen-Darlehens bewusst verschleiert. Unklar bleibt die Rolle Franz Beckenbauers in der Affäre.

Die vom DFB beauftragte Kanzlei Freshfields hat bei ihren Untersuchungen keine Beweise für einen Stimmenkauf der deutschen Bewerber vor der Vergabe der Fußball-WM 2006 finden können. Bestechung sei aber auch nicht grundsätzlich auszuschließen, hieß es in dem am Freitag vorgestellten Bericht. Viele Fragen konnten die Fachleute aber nicht klären, weil wichtige Dokumente und Daten fehlten und nicht alle Zeugen ausgesagt hätten. Ein abschließendes Bild könne der Bericht zu den Millionenzahlungen nicht liefern.

Die Wirtschaftskanzlei Freshfields Bruckhaus Deringer stellte die Ergebnisse ihrer monatelangen Ermittlungen am Freitag zunächst dem 45-köpfigen Vorstand des Deutschen Fußball-Bundes vor. Der DFB hatte durch den Skandal großen Schaden genommen, DFB-Präsident Niersbach trat im November zurück. Im Kern geht es um eine dubiose Zahlung von umgerechnet 6,7 Millionen Euro, die das WM-Organisationskomitee nach eigenen Angaben über den früheren Adidas-Chef Louis-Dreyfus an den Weltverband FIFA leistete.

Angeblicher Zuschuss zur WM-Gala

Die Rückzahlung dieses Darlehens über zehn Millionen Franken durch den Deutschen Fußball-Bund an den französischen Geschäftsmann Robert Louis-Dreyfus sei durch die deutschen WM-Organisatoren bewusst verschleiert worden, berichten die Prüfer der Kanzlei Freshfields.

Wie deren Experte Christian Duve am Freitag bei einer Pressekonferenz sagte, hätten die damaligen WM-OK-Mitglieder Horst R. Schmidt und Theo Zwanziger ihren Plan im April 2005 umgesetzt, die Rückzahlung über eine fingierte Überweisung an ein FIFA-Konto vorzunehmen. Der Betrag wurde als Zuschuss für die geplante WM-Gala an den Weltverband deklariert.

Von dem FIFA-Konto floss die Summe dann an ein Konto von Louis-Dreyfus weiter. Als die WM-Gala im Januar 2006 abgesagt wurde, habe es vom DFB keine Rückzahlungsforderung gegeben. Louis-Dreyfus hatte dem DFB drei Jahre zuvor den Betrag von 10 Millionen Franken geliehen. Laut Freshfields floss das Geld anschließend über ein Schweizer Konto nach Katar.

Fragen an Franz Beckenbauer

Neue Fragen werfen die Untersuchungen zur Rolle Franz Beckenbauers auf. So sollen zwischen Mai und Juli 2002, also nach dem WM-Zuschlag für Deutschland, in vier Tranchen sechs Millionen Schweizer Franken über ein Konto von Beckenbauer und seines damaligen Beraters Robert Schwan an das Schweizer Anwaltsbüro Gabriel & Müller geflossen sein. Dieser Betrag soll weiter an das Konto einer Gesellschaft in Katar gegangen sein, deren einziger Anteilseigner der mittlerweile lebenslang gesperrte Ex-FIFA-Funktionär bin Hammam war. Im August 2002 streckte dann der frühere Adidas-Chef Robert Louis-Dreyfus offensichtlich dem WM-OK ebenso wie Beckenbauer Geld vor und überwies zehn Millionen Franken auf das Konto der Juristen Gabriel & Müller.

Von dort gingen sechs Millionen auf das Beckenbauer-Konto zurück und vier weitere Millionen nach Katar. Bin Hammam bestreitet laut Freshfields das Geld bekommen zu haben. Nach Auskunft seines Anwalts war Beckenbauer überrascht „über die gewonnenen Erkenntnisse, die aber seine bisherige Erinnerung durchaus zutreffend ergänzen“.

Gesperrter FIFA-Funktionär unter Verdacht

Bin Hammam steht unter Verdacht, die finanziellen Zuwendungen an asiatische WM-Wahlmänner des Fußball-Weltverbandes FIFA weitergereicht zu haben. Andere ebenso nicht bewiesene Vermutungen besagen, dass das Geld für den Präsidentschaftswahlkampf von FIFA-Boss Joseph Blatter im betreffenden Jahr 2002 verwendet worden sein könnte. Dies wird von den Beschuldigten bestritten.

„Es ist ein völliges Versagen der internen DFB-Kontrollgremien“, sagte DFB-Interimspräsident Rainer Koch zu den bislang bekannt gewordenen Vorgängen. „Das darf sich auf keinen Umständen wiederholen.“ Die Untersuchung ist nach Angaben von Koch noch nicht abgeschlossen. „Der rechtliche Bewertungsteil fehlt noch, deshalb ist der Auftrag noch nicht abgeschlossen“, sagte Koch. Es müsse noch geklärt werden, ob, und wenn ja welche Ansprüche vonseiten des Verbandes zu verfolgen sind. „Dies ist Bestandteil des Auftrages“, so Koch.

(Quelle: DPA)