Im Osloer Friedensnobelpreiscenter wurde schon die ein oder andere überraschende Entscheidung getroffen. So auch in diesem Jahr. Foto: imago/Marc Schüler
Auszeichnung

Friedensnobelpreis geht an Dialoggruppe aus Tunesien

Die Buchmacher hatten vermehrt auf die deutsche Bundeskanzlerin Angela Merkel gesetzt. Doch die Jury in Oslo hat sich anders entschieden und verlieh den Friedensnobelpreis an ein Quartett aus Tunesien, das sich für den nationalen Dialog einsetzt. Damit geht die Auszeichnung, die das erste Mal 1901 verliehen wurde, nach Nordafrika.

Überraschung in Norwegen: Der diesjährige Friedensnobelpreis geht an das tunesische Quartett für den nationalen Dialog. Das gab die norwegische Jury an diesem Freitag in Oslo bekannt.

Der Preis werde für die Bemühungen um eine pluralistische Demokratie in dem nordafrikanischen Land im Zuge des Arabischen Frühlings vergeben, hieß es in der Begründung für die Auszeichnung. Das Quartett besteht aus dem tunesischen Gewerkschaftsverband, dem tunesischen Arbeitgeberverband, der tunesischen Menschenrechtsliga und der Anwaltskammer.

Nach den Ereignisse im Zuge des Arabischen Frühlings haben die Mitglieder eine entscheidende Rolle dabei gespielt, die Demokratisierung Tunesiens voranzubringen, führte die Jury in ihrer Begründung aus. Die Auszeichnung solle zudem eine Ermutigung an das ganze tunesische Volk sein, das schon viel bewegt hat, aber immer noch vor großen Herausforderungen steht.

Gratulation aus Bayern

Europaministerin Dr. Beate Merk hat Bayerns Partnerland Tunesien zur Verleihung des Friedensnobelpreises an das Quartett für den nationalen Dialog gratuliert.

Ich bin sehr glücklich darüber, dass das norwegische Nobelpreiskomitee mit dieser weltweit beachteten Auszeichnung die Bemühungen Tunesiens um eine pluralistische Demokratie gewürdigt hat.

Dr. Beate Merk

Sie betonte weiter, dass sie auf ihren Reisen in Bayerns Partnerland Tunesien den beeindruckenden Reformprozess beobachten habe können, den Regierung und Parlament auch nach den schrecklichen Terroranschlägen vom März und Juni dieses Jahres mutig fortgesetzt haben. Bayern wird diesen Prozess weiterhin nachhaltig unterstützen. Die Europaministerin sieht in Tunesien ein Vorbild für die ganze Region.

„Diese konsequente und unerschütterliche Haltung hat jetzt die verdiente Würdigung erfahren. Ich gratuliere dem ganzen tunesischen Volk zu dieser Auszeichnung.“

Angela Merkel galt als Favoritin

Insgesamt waren in diesem Jahr 273 Menschen und Organisationen für den Friedensnobelpreis nominiert. Kristian Berg Harpviken, Leiter des Osloer Friedensforschungsinstituts Prio, hatte Angela Merkel ganz oben auf seiner Liste. Sie habe in der Flüchtlingskrise „moralische Führungsstärke“ gezeigt, begründete Harpviken seine Vermutung.

Verliehen wird der mit 8 Millionen schwedischen Kronen (etwa 850 000 Euro) dotierte Friedensnobelpreis am 10. Dezember, dem Todestag des Preisstifters und Dynamit-Erfinders Alfred Nobel, in Oslo. Im vergangenen Jahr hatten sich die Kinderrechtsaktivisten Malala Yousafzai aus Pakistan und Kailash Satyarthi aus Indien den Nobelpreis geteilt.