Augsburg mit seinem historischen Wassersystem, hier im Lechviertel, möchte Teil des Weltkulturerbes werden. (Foto: Imago Images/Westend61)
Auszeichnung

Wird Augsburg zum Weltkulturerbe?

Ab Sonntag tagt in Aserbeidschan das Unesco-Welterbekomitee. Ein Kandidat für den prestigeträchtigen Titel ist die Stadt Augsburg mit ihrem historischen Wassersystem. Und noch eine zweite Bewerbung aus Bayern kann sich Hoffnungen machen.

Nach jahrelangen Vorbereitungen hofft die Stadt Augsburg auf den Titel des Weltkulturerbes für das historische Wassersystem der Stadt. Bei der diesjährigen Sitzung des Unesco-Welterbekomitees soll in wenigen Tagen über den Antrag der schwäbischen Stadt entschieden werden.

Von Sonntag (30. Juni) an beraten die Vertreter des Fachgremiums in Baku in Aserbaidschan. Die Tagung wird bis 10. Juli dauern. Nach Angaben eines Sprechers der Deutschen Unesco-Kommission wird damit gerechnet, dass in dem Zeitraum vom 5. bis 7. Juli über die vorgeschlagenen Welterbeanwärter beraten wird. Darunter sind auch zwei weitere Bewerbungen, an denen Deutschland beteiligt ist.

Die Kraft des Wassers

Augsburg bemüht sich seit acht Jahren um den Titel, der neben Renommee auch zusätzliche Touristen verspricht. Die 300.000 Einwohner große Stadt stützt ihre Bewerbung insbesondere auf die Lechkanäle im historischen Handwerkerviertel. Dort wurden die Wasserläufe früher genutzt, um mit Wasserrädern Maschinen anzutreiben. Ein weitereres Denkmal ist das rund 600 Jahre alte Wasserwerk am Roten Tor, nach Angaben der Stadt das älteste bestehende Wasserwerk Mitteleuropas. Auch mehrere prachtvolle Brunnen, historische Wassertürme sowie Wasserkraftwerke sind Teil des Antrags.

In den Unesco-Unterlagen wird erläutert, dass das Augsburger Wassermanagementsystem den Umgang mit Wasserressourcen und die Herstellung von Trinkwasser als Basis für das Wachstum einer Stadt und den Wohlstand seit dem Mittelalter dokumentiere. In Augsburg seien diesbezüglich „außergewöhnlich gut erhaltene Strukturen“ zu sehen.

Das Augsburger Wasser ist in diesem Jahr der deutsche Hauptkandidat für die Unesco. Die Bundesrepublik ist allerdings darüber hinaus auch an zwei weiteren, internationalen Bewerbungen beteiligt. So soll im Rahmen des bereits bestehenden Welterbes „Die Grenzen des Römischen Reiches“ der sogenannte Donaulimes aufgenommen werden.

Die Donau als Grenze

Bayern hat dafür gemeinsam mit Österreich, der Slowakei und Ungarn eine 2300 Seiten starke Bewerbung erarbeitet. Der Obergermanisch-Raetische Limes auf dem Festland ist schon seit 2005 Welterbe. Die Donau wurde von den Römern ab dem Kastell Eining, bei der niederbayerischen Stadt Neustadt/Donau (Kreis Kelheim), als Verlängerung des Grenzwalls genutzt. An dem Donaulimes-Projekt sind auch die Städte Regensburg, wo schon die Altstadt Welterbestatus hat, Straubing, Passau und die Gemeinde Künzing beteiligt.

Bei dem dritten diesjährigen deutschen Antrag geht es um die Montanregion Erzgebirge/Krušnohoří, die gemeinsam mit Tschechien nominiert wurde. Das historische Bergbaugebiet in Sachsen und Böhmen wollte eigentlich schon vor wenigen Jahren das Unesco-Siegel erhalten, nach Bedenken des Weltdenkmalrats (Icomos) wurde die Bewerbung aber zurückgezogen und überarbeitet.

38 neue Kandidaten

Über diese Anträge müssen nun die Mitglieder des Welterbekomitees entscheiden. Das Gremium setze sich aus 21 gewählten Vertragsstaaten der Welterbekonvention zusammen, erläutert die Deutsche Unesco-Kommission. Ein Hauptthema der Tagung ist der Schutz von gefährdeten Welterbestätten und die Weiterentwicklung des Welterbeprogramms. Bei zahlreichen Orten auf der Welterbeliste soll der Erhaltungszustand geprüft werden.

Auf der Liste des Welterbes stehen derzeit knapp 1100 Kultur- oder Naturstätten in 167 Staaten, 38 Orte sind in diesem Jahr neu nominiert. Deutschland ist bislang mit 44 Stätten auf der Liste vertreten. Der Aachener Dom war 1978 der erste Beitrag der Bundesrepublik, später kamen beispielsweise die Würzburger Residenz, die Hansestadt Lübeck, die Berliner Museumsinsel, die Völklinger Hütte und die Fossilienlagerstätte Grube Messel in Hessen hinzu.

(dpa/BK)