Moderne und Tradition: Das Biotech-Unternehmen MenloSystems feiert mit Schuhplattlern auf dem IZB-Gelände in Martinsried. (Foto: Imago/argum)
Gründer

Hightech am Stadtrand

Lange vor dem Internet-Boom begann der Aufschwung mit Biotechnologie. Es hat lange gedauert, aber heute verzeichnet das Gründerzentrum IZB in Martinsried bei München riesige Erfolge mit innovativer Medizintechnik und neuen Medikamenten.

Bayern hat sich zur Schwerpunktregion für Biotechnologie entwickelt. Etwa ein Drittel der gut 600 deutschen Biotech-Firmen ist im Freistaat angesiedelt, viele davon im Großraum München. Die Szene entwickle sich mit hohem Tempo weiter, sagt Peter Zobel, der Geschäftsführer des Gründerzentrums IZB in Martinsried. „Da ist eine wahnsinnige Dynamik drin.“ Bis zu zehn Neugründungen gebe es in Bayern jedes Jahr, viele könnten sich fest etablieren. Auch zahlreiche Investoren sitzen in München.

Unternehmen, Jobs, Boom-Zeit

Zehn Jahre kann ein Unternehmen im IZB bleiben. Dann muss es ausziehen, wie die Firma ibidi, die sich auf die Entwicklung und Herstellung von technischem Laborzubehör spezialisiert hat. Angefangen haben die Geschäftsführer Valentin Kahl und Roman Zantl mit ihrem Start-Up nach der Physik-Promotion 2001 in Kellerräumen der Universität, später zogen sie in das IZB und sind jetzt auf dem Sprung in neue Firmenräume – als mittelständisches Unternehmen mit 60 Mitarbeitern. Ein typisches Beispiel für ein Start-Up, wie eine IZB-Sprecherin sagt.

Da ist eine wahnsinnige Dynamik drin.

Peter Zobel, IZB-Leiter

Die beiden Gründer gingen damals davon aus, dass Biologen mit lebenden Zellen arbeiten und haben Kunststoffkammern für die Analyse lebender Zellen hergestellt. Ein statisches Bild einer Zelle sei sehr aussagekräftig, jedoch könne man bei der Beobachtung lebender Zellen weitere Erkenntnisse gewinnen, sagt Zantl. „Damals wurde uns erst klar, dass die meisten Forscher bis dahin gar nicht mit lebenden Zellen arbeiteten. Das war eine schöne Ausgangssituation. Wir sind in einen Markt reingegangen, der noch nicht besetzt war.“

Außerhalb des menschlichen Organismus verhalte sich eine Zelle anders, erklärt Kahl. „Unser Ziel war es, Systeme zu entwickeln, die möglichst nah an die Lebensbedingungen im Organismus heranreichen – so dass sich die Zellen so verhalten wie im Organismus.“ Je näher man an das Original herankomme, desto aussagekräftiger seien die Ergebnisse. Kahl zieht einen Vergleich mit einer Weltraumkapsel, in der die Astronauten außerhalb der Erde leben können wie auf der Erde. Kunden sind zu 90 Prozent akademische Grundlagenforscher, aber auch Entwickler in der Industrie. „Wir wollen Marktführer werden“, bringt Kahl das Ziel auf den Punkt. Problematisch sei allerdings der Arbeitsmarkt für ihre Branche, ergänzt Zantl. Gute Leute zu finden sei schwierig. „Der Markt boomt.“

Erfolg im Netzwerk

Dieses Problem kennt Horst Domdey, Direktor der Biotech-Management GmbH BioM. Gerade technisches Personal wie Laboranten sei schwer zu kriegen. „Der Fachkräftemangel wird zunehmen.“ Es gebe schon Leute, die Jobs suchen, aber nicht gerade auf dem Gebiet, das gebraucht werde. Die BioM unterstützt die Gründer im IZB unter anderem beim Aufbau von Netzwerken und in betriebswirtschaftlichen Fragen. Der Schritt von der Idee zum Unternehmen falle nicht allen Gründern leicht. „Nicht jeder Wissenschaftler ist auch ein guter Geschäftsmann.“

Auch Investoren hätten sich im Großraum München angesiedelt, sagt IZB-Chef Zobel. Mehr als zwanzig so genannte Venture Capital Unternehmen, die auf Gründer spezialisiert sind, seien hier ansässig. Die investierten zwar nicht alle in Biotech, „aber man muss ja erst einmal zahlreiche Firmen da haben, damit sich einige davon in der Lifescience engagieren“. Dringend notwendig wäre es allerdings, steuerliche Anreize für Geldgeber zu schaffen. Da seien andere Länder Deutschland weit voraus.

(dpa)