Bayern fördert Nanotechnologie: Nanobots greifen ein Cholera Virus an. (Illustration: imago images/StockTrek Images)
Forschung

Mit Clustern in die Zukunft

Die Clusterstrategie ist ein Herzstück der bayerischen Technologiepolitik. 17 Zentren für besonders wichtige und zukunftsträchtige Schlüsselbranchen gibt es bereits. Die Staatsregierung will diesen Ansatz der Innovationsförderung weiter ausbauen.

Im Rahmen ihrer Cluster-Offensive Bayern fördert die Bayerische Staatsregierung den Betrieb von 17 landesweiten Plattformen in High-Tech-Industrien und traditionellen Branchen der bayerischen Wirtschaft. Cluster ist das englische Wort für Netzwerk. Zentrale Aufgabe der Clusterplattformen ist es, Unternehmen untereinander beziehungsweise Unternehmen und Forschungseinrichtungen miteinander zu vernetzen.

17 Cluster in Bayern

Die fünf Bereiche Energie, Mobilität, Digitalisierung, Gesundheit und Materialien gibt es bereits. Darunter sind die 17 Cluster-Bereiche Energietechnik, Umwelttechnik, Aerospace (Luft- und Raumfahrt), Automotive (Automobil), Bahntechnik, Information und Kommunikation, Leistungselektronik, Mechatronik & Automation, Sensorik, Biotechnologie, Ernährung, Medizintechnik, Chemie, Forst und Holz, MAI Carbon (Kohlenstofffaserverstärkte Kunststoffe), Nanotechnologie sowie Neue Werkstoffe.

Mit der weißen Biotechnologie greifen wir einen wichtigen neuen Trend auf.

Hubert Aiwanger, Wirtschaftsminister

Der Ministerrat hat nun frühzeitig die Fortsetzung der erfolgreichen Cluster-Offensive in einer vierten Förderperiode von 2020 bis 2023 beschlossen. Dafür sollen das Leistungsportfolio weiter geschärft und innovative Impulse für die Clusterarbeit gesetzt werden. Mit dem Thema „Industrielle Biotechnologie“ wird eine weitere Clusterplattform in die Förderung aufgenommen. „Mit der weißen Biotechnologie greifen wir einen wichtigen neuen Trend auf und unterstützen die technologische Grundlage für viele Anwendungsfelder, etwa die Gewinnung von Kraftstoffen aus Biomasse“, betonte Bayerns Wirtschaftsminister Hubert Aiwanger.

Daneben sollen Innovationen an den Schnittstellen verschiedener Cluster mittels „Cross-Cluster-Projekten“ gestärkt sowie die Vernetzung mit europäischen und internationalen Forschungsnetzwerken weiter vorangetrieben werden. Aiwanger weiter: „Der Aktions- und Einflussradius der Cluster soll über Bayern hinaus noch ausgeweitet werden.“ Zudem soll die Zusammenarbeit der Cluster-Unternehmen mit erfolgreichen Technologie-Startups ausgebaut werden. Für die vierte Förderperiode sind im Entwurf des Doppelhaushalts 2019/20 16 Millionen Euro veranschlagt.

Neue Produkte und Ideen

Die Clusterpolitik wird seit 2006 durch den Freistaat betrieben. Das Netzwerk hilft landesweit dabei, neue Produkte zu entwickeln, neue Ideen zu prüfen, neue Geschäftskontakte zu knüpfen, das aktuelle Know-how von Hochschulen und Forschungseinrichtungen wie der Technischen Universität München, der Hochschule Landshut oder den Fraunhofer-Instituten zu verbreiten, Zugang zu Auslandsmärkten zu schaffen sowie Ausbildungs- und Finanzierungsfragen zu klären. Dies hilft besonders dem Mittelstand, denn im Gegensatz zu Großunternehmen fehlen kleineren Unternehmen oft die Möglichkeiten, passende Kooperationspartner und Forschungseinrichtungen ausfindig zu machen oder gar Innovationen auf eigene Faust im täglichen Geschäft umzusetzen.

Zentrales Ziel der bayerischen Cluster-Offensive ist es, die gesamten Wertschöpfungsketten von der Forschung bis zum Endprodukt im Land zu halten, die Wettbewerbsfähigkeit durch Kooperationen zu fördern, Forschungsergebnisse schnell als Produkte auf den Markt zu bringen und somit die Innovationsdynamik im Freistaat zu erhöhen. Dadurch leisten die Cluster aber auch einen wichtigen Beitrag, um Arbeitsplätze in allen bayerischen Landesteilen zu sichern und zu schaffen.

Weltweite Erfolgsgeschichte

Mit mittlerweile rund 8500 beteiligten Unternehmen, davon rund 6500 aus Bayern, haben sich die Cluster zu wichtigen Akteuren in der bayerischen Innovationslandschaft entwickelt. Durch mehr als 12.000 Veranstaltungen mit über 640.000 Teilnehmern erhöhen sie die Transparenz in ihren jeweiligen Kompetenzfeldern. Sie vernetzten bisher durch mehr als 1800 einzelne Projekte mit einem Volumen von rund 783 Millionen Euro zahlreiche kleinere und mittlere Unternehmen und führten auch bisher forschungsferne Unternehmen an Wissensträger heran. Zudem haben sie mehr als 300 Millionen Euro an Fördermitteln von Bund und Land akquiriert. Eine externe Evaluation der Cluster-Offensive Bayern hat erneut eine durchweg positive Bilanz zur Leistungsfähigkeit der Cluster gezogen, wie die Staatsregierung jetzt bekannt gab. Die 17 Cluster besitzen einzeln und im Zusammenspiel eine hohe Zukunftsrelevanz.

Weltweit erweisen sich Cluster als Erfolgsgeschichte. Das Silicon Valley, die Biotechnologie in Oxford oder der IT-Standort München haben Weltrang. Der Clusterpolitik liegt der Grundsatz zugrunde, dass die Wettbewerbsfähigkeit von Unternehmen in einer globalen Wirtschaftsordnung auch ganz klar von lokalen Faktoren abhängt: räumliche Nähe, persönlicher Austausch und informelle Treffen. Unternehmen in Clustern sind innovativer und produktiver, weil sie auf ein dichtes Netz von spezialisierten Zulieferern, einschlägigen Forschungseinrichtungen und spezialisierten Fachkräften in räumlicher Nähe zugreifen können.