Franz Neubauer hat sich große Verdienste um die Aussöhnung zwischen Deutschen und Tschechen nach dem Zweiten Weltkrieg erworben. (Foto: imago / Thomas Eisenhuth)
Franz Neubauer gestorben

Trauer um „Mittler und Brückenbauer“

Die CSU trauert um den ehemaligen bayerischen Arbeits- und Sozialminister Franz Neubauer. Er starb am Mittwoch im Alter von 85 Jahren. Innenminister Joachim Herrmann und CSU-Landtagsfraktionssprecher Thomas Kreuzer würdigten den Verstorbenen als einen großen „Versöhner“ und „Brückenbauer“ zwischen Deutschland und Tschechien.

Franz Neubauer war ein verdienstvoller und hoch angesehener bayerischer Politiker. Als Bundesvorsitzender der Sudetendeutschen Landsmannschaft vertrat er mit hohem Engagement die Interessen des vierten Bayerischen Stammes, der Sudetendeutschen. Er war ein Mittler und Brückenbauer zur Aussöhnung zwischen Deutschen und Tschechen nach dem Zweiten Weltkrieg.

Joachim Herrmann

Mit diesen Worten würdigte Bayerns Innenminister Joachim Herrmann den am Mittwoch im Alter von 85 Jahren verstorbenen ehemaligen bayerischen Arbeits- und Sozialminister sowie Innen- und Justizstaatssekretär Franz Neubauer. Zu Recht habe Neubauer, so Herrmann, höchste Auszeichnungen und Anerkennung für seine herausragenden Verdienste erhalten – wie etwa den Bayerischen Verdienstorden, die Bayerische Verfassungsmedaille in Gold und das Große Bundesverdienstkreuz.

Zahlreiche Verdienste erworben

Auch der Sprecher der CSU-Landtagsfraktion, Thomas Kreuzer, bedauert den Tod Neubauers und erwähnt dabei dessen „zahlreiche Verdienste um die bayerische Landespolitik“, insbesondere dessen Verdienste um die deutsch-tschechischen Beziehungen:

Franz Neubauer hat sich in seiner Funktion als Sprecher der Sudentendeutschen Landsmannschaft große Verdienste um die Aussöhnung mit Tschechien erworben. Unsere Fraktion und auch ich persönlich werden ihm ein ehrendes Andenken bewahren.

Thomas Kreuzer

„Der Fels in der Brandung“

Der Sprecher der Sudetendeutschen Volksgruppe und Bundesvorsitzende der Sudetendeutschen Landsmannschaft, Bernd Posselt, der wie einst Neubauer beide Führungsämter in Personalunion ausübt, würdigte seinen Vorgänger als „Sudetendeutschen Fels in der Brandung einer stürmischen Wendezeit.“ Der heimatbewusste Egerländer Neubauer habe schon als Staatssekretär und Minister unter Strauß energisch die Anliegen der Heimatvertriebenen vertreten, zielstrebig auf die Wiedervereinigung Deutschlands und Europas hingearbeitet und nach dem Fall des Eisernen Vorhanges Brücken zum tschechischen Volk geschlagen. Dabei habe er erleben müssen, „bei nationalen Betonköpfen auf beiden Seiten“ anzuecken. Trotz mancher Enttäuschungen sei er „unbeirrt seinen Weg“ weitergegangen, was heute wesentlich zum derzeit sehr erfolgreichen Annäherungsprozess zwischen Tschechen und Sudetendeutschen sowie der Tschechischen Republik und Bayern beitrage.

Neubauer war ein Pionier mit festen Prinzipien und als solcher immer wieder im Widerstreit mit dem Zeitgeist. Seine starke Persönlichkeit wird uns fehlen, aber auch durch ihre Vorbildwirkung immer wieder die Richtung weisen.

Bernd Posselt, Sudetendeutsche Landsmannschaft

Ehrendes Gedenken

Mit großer Trauer hat auch Landtagspräsidentin Barbara Stamm die Nachricht vom Tod des langjährigen Landtagsabgeordneten, Staatssekretärs und ehemaligen Bayerischen Sozialministers Franz Neubauer aufgenommen.

Mit Franz Neubauer verband mich mehr als die gemeinsame Zeit im Landtag. Es war eine große gegenseitige Wertschätzung, die sich auch in der Art äußerte, wie wir aufeinander zugingen: mit Sympathie, mit Offenheit und mit viel Wohlwollen. Zwischen uns hat sich über die Jahre ein enges freundschaftliches Verhältnis entwickelt. Darum konnte ich mit Franz Neubauer auch schwierigste Themen besprechen.

Barbara Stamm, Landtagspräsidentin

Mit Ihm als Bundesvorsitzendem der Sudetendeutschen Landsmannschaft habe sie in ihrer Zeit als Sozialministerin „eng und vertrauensvoll“ zusammengearbeitet. „Gemeinsam konnten wir uns mit aller Kraft für die Rechte der Vertriebenen engagieren. Der Bayerische Landtag wird Franz Neubauer ein ehrendes Gedenken bewahren“, so Stamm abschließend.

Gebürtig im Egerland

Geboren am 10. Mai 1930 im Egerland und aufgewachsen im oberbayerischen Nußdorf am Inn trat Neubauer nach seinem Jurastudium 1958 in die bayerische Finanzverwaltung ein. 1970 wurde er in den Bayerischen Landtag gewählt, dem er bis 1986 angehörte. Dem Bayerischen Kabinett gehörte er von 1977 bis 1978 als Justizstaatssekretär, von 1978 bis 1984 als Innenstaatssekretär sowie von 1984 bis 1986 als Bayerischer Staatsminister für Arbeit und Sozialordnung an. Anschließend, von 1987 bis 1993, war er geschäftsführender Präsident des Bayerischen Sparkassen- und Giroverbandes, danach, von 1993 bis 1998, Vorstandsvorsitzender der Bayerischen Landesbank. Zudem war er von 1982 bis 2000 Bundesvorsitzender der Sudetendeutschen Landsmannschaft und ab 1986 Sprecher der sudetendeutschen Volksgruppe.