Preisträger Lutz Seiler. (Foto: Suhrkamp)
Kaschnitz-Preis

Lutz Seiler ist diesjähriger Preisträger

In diesem Jahr geht der Marie-Luise-Kaschnitz-Preis der Evangelischen Akademie Tutzing an den eigentlich als Lyriker bekannten Schriftsteller Lutz Seiler. Der Roman „Kruso“ überzeugt die Akademie Tutzing von der Sprachbegabung des Autors. Der Preis ist mit 7.500 Euro dotiert.

In diesem Jahr geht der Marie-Luise-Kaschnitz-Preis der Evangelischen Akademie Tutzing an den eigentlich als Lyriker bekannten Schriftsteller Lutz Seiler. Die Verleihung des mit 7.500 Euro dotierten Literaturpreises, den die Akademie seit 1984 an deutschsprachige Autoren vergibt, findet am 19. April im Musiksaal der Akademie statt und bildet zugleich den Abschluss einer dreitägigen Tagung über das Gesamtwerk des in Gera geborenen 51-Jährigen.

Für jenes und insbesondere für dessen 2014 erschienenen Roman „Kruso“ hatte ihn die Akademie-Jury Anfang des Jahres zu ihrem diesjährigen Preisträger bestimmt. Über sein Romandebüt, für das er bereits den Deutschen Buchpreis erhielt, sagt die Jury: „In seinem Roman ‚Kruso‘ steigert sich Seilers Vergangenheitsrecherche zu einer mitreißenden Abenteuergeschichte über die untergehende DDR. Das Abwaschbecken einer Gastwirtschaft wird zum Hort der Freiheit. Ein atemberaubender Weltentwurf, eine moderne Legende und ein Sprachereignis.“

Starker Sog auf den Leser

Von der Sprache geht in der Tat ein starker Sog auf den Leser aus. Der Roman ist in klassischer Form geschrieben; dadurch wird die Lesbarkeit erhöht. Der Autor unterscheidet sich von vielen anderen Schriftstellern, weil er ein bewusstes, durchdachtes Verhältnis zur Sprache hat. In diesem Sinne findet man in dem Buch nicht nur erfundene oder beschriebene Sprache, sondern auch eine durch Sprache fast zur Wirklichkeit erhobene Erzählung.

Der zentrale Ort des Romans ist die mythische Insel Hiddensee, der zentrale Ort auf Hiddensee wiederum die Gaststätte „Der Klausner“ und der zentrale Ort im „Klausner“ wiederum der Personaltisch, an dem sich alle Beschäftigten am Morgen treffen. Die wichtigste Person der Tafelrunde ist Kruso, der verspricht, alle Schiffbrüchigen des Lebens zu den Wurzeln der Freiheit zurückzuführen. Kruso und Edgar, der Ich-Erzähler, werden fortan beste Freunde und bilden eine Art Seelenverwandtschaft. Doch die politischen Ereignisse von 1989 berühren die Gruppe, so dass sich diese wieder auflöst. Edgar und Kruso führen das Lokal mit großen Schwierigkeiten alleine weiter. Schließlich ist Edgar der Einzige, der auf Hiddensee von der Gemeinschaft übrig bleibt.

Am Schluss des Buches ist ein langer Epilog, der die zeitgeschichtlichen Umstände betrachtet und die Suche nach den letzten Ruhestätten der ertrunkenen Flüchtlinge in Dänemark beschreibt. Er führt uns in die Realität zurück. Roman und Epilog sind eng miteinander ver­woben.

Lutz Seiler: Kruso. Berlin: Suhrkamp 2014. 484 Seiten. 22,95 Euro.