Uri Chanoch mit Landtagspräsidentin Barbara Stamm bei deren Besuch in Israel im November 2014. Foto: Stiftung Bayerische Gedenkstätten
Bayerische Gedenkstätten

Trauer um engagierten Zeitzeugen

Die Stiftung Bayerische Gedenkstätten trauert um sein Stiftungsratmitglied Uri Chanoch. Der KZ-Überlebende und Vorsitzende der Vereinigung der Überlebenden der KZ-Außenlager Dachau verstarb im Alter von 87 Jahren in Israel. Chanoch war zudem als Zeitzeuge viele Male in Deutschland unterwegs, um vor Rechtsradikalismus zu warnen und für Demokratie zu werben.

Landtagspräsidentin Barbara Stamm erklärte: „Der Bayerische Landtag trauert um einen großen Versöhner und eine großartige Persönlichkeit. Mit Uri Chanoch verlieren wir einen wichtigen Zeitzeugen und einflussreichen Erinnerer. Besonders beeindruckt hat mich, dass Uri Chanoch trotz seiner unfassbar schlimmen Erlebnisse stets ein positives Menschenbild behalten hat und das auch in jeder Begegnung verkörpert hat.“ Chanoch war im Landtag regelmäßiger Ehrengast des alljährlichen Holocaust-Gedenktages. Besonders lag ihm der Erhalt einer Erinnerungskultur am Herzen, die auch die junge Generation erreicht.

Wir trauern um eine große Persönlichkeit und einen engagierten Freund und Förderer der deutsch-israelitischen Beziehungen. Uri Chanoch hat die Arbeit der bayerischen KZ-Gedenkstätten über viele Jahre nachhaltigst mitgeprägt. Sein persönlicher Einsatz als Zeitzeuge bis ins hohe Alter war von unschätzbarem Wert für die Gedenkarbeit in Bayern.

Karl Freller

Das ließ der Direktor der Stiftung Bayerische Gedenkstätten, MdL Karl Freller, zum Tod von Uri Chanoch mitteilen.

Auch für die Leiterin der KZ-Gedenkstätte Dachau, Gabriele Hammermann, bedeutet der Tod Chanochs einen schweren Verlust:

Uri Chanoch war ein langjähriger Wegbegleiter der Gedenkstättenarbeit in Dachau und ein Freund. Insbesondere die Erinnerung an die Außenlager, Jugendbegegnungen und die Versöhnung lagen ihm am Herzen.

Gabriele Hammermann

Mit großer Trauer nahm Bayerns Kultusminister Ludwig Spaenle den Tod von Chanoch zur Kenntnis. „Es war für mich eine unverdiente Gunst und persönlich ein großes Glück, Uri Chanoch als Weggefährten und Ratgeber in der Erinnerungsarbeit an meiner Seite zu wissen“, so Spaenle, der Vorsitzender des Stiftungsrats der Stiftung Bayerischer Gedenkstätten ist. Auch der 87-jährige Chanoch gehörte bis zu seinem Tod dem Stiftungsrat der Stiftung Bayerischer Gedenkstätten an. Er hatte 2003 auch zu deren Gründung wesentlich beigetragen.

Israel als neue Heimat

Chanoch wurde 1923 in Kovno in Litauen geboren. Im August 1941 zwangen die Nazis seine Familie, in das dortige Ghetto zu ziehen. Nach der Liquidation des Ghettos im Juli 1944 wurde die Familie nach Deutschland deportiert und im KZ Stutthof getrennt. Chanoch, sein Bruder und sein Vater kamen nach Landsberg/Kaufering, seine Mutter und seine Schwester verblieben in Stutthof – er sah die beiden nie wieder. Später wurden sein Bruder Dani und sein Vater nach Auschwitz transportiert, wo sein Vater vergast wurde. Uri selbst verblieb in Kaufering, bis man ihn im April 1945 mit dem „Evakuierungszug“ nach Dachau schickte. Der Zug wurde bombardiert und Uri konnte fliehen und sich verstecken, bis er kurz darauf von den Amerikanern befreit wurde. Im Jahre 1946 kamen Uri und Dani, der Auschwitz überlebt hatte, illegal auf dem Schiff „Wedgwood“ nach Israel, wo Uri später Offizier der Israel Defense Forces wurde.

Von Israel aus engagierte sich Chanoch aktiv gegen das Vergessen des NS-Terrors in Deutschland. So reiste er seit den 1990er Jahren viele Male nach Deutschland, um hier seine Erlebnisse weiterzugeben und auf diese Weise gegen Rechtsradikalismus und für Demokratie zu werben. Als engagierter Zeitzeuge war er zudem jahrelang Vorsitzender der Vereinigung der Überlebenden der KZ-Außenlager Dachau. 2013 übergab Chanoch bei der zentralen Gedenkfeier des Landtags und der Stiftung Bayerische Gedenkstätten im ehemaligen KZ-Außenlager Landsberg seine Sträflingsjacke als Dauerleihgabe der dortigen Ausstellung.