Ein bewaffneter Polizist bewacht in Paris am den Eingang zur Redaktion der Satirezeitschrift Charlie Hebdo. Am 7. Januar 2015 war fast die gesamte Redaktion bei einem islamistisch motivierten Terroranschlag ermordet worden. Bild: Imago/Winfried Rothermel
Pressefreiheit

Gezielt ermordet

Von den bei der Arbeit getöteten Journalisten sind dieses Jahr nach Angaben von Menschenrechtlern mehr als zwei Drittel gezielt ermordet worden. Sie seien wegen ihres Berufs ausgewählt und vorsätzlich getötet worden, heißt es in der heute veröffentlichten Bilanz des Komitees zum Schutze von Journalisten (CPJ) in New York.

Dem „Komitee zum Schutze von Journalisten“ (CPJ) zufolge wurden in diesem Jahr weltweit insgesamt 69 Journalisten bei ihrer Tätigkeit getötet – acht mehr als im Jahr zuvor. Der Verband „Reporter ohne Grenzen“ (ROG) spricht in seinem gleichzeitig veröffentlichten Jahresbericht von 67 im Dienst getöteten Journalisten – und damit „einem mehr als im Jahr 2014“. In zusätzlichen 43 Fällen sind laut ROG die Motive für die Taten bislang noch nicht eindeutig zu klären gewesen. Insgesamt wären es damit rund 110 Journalisten, die während der Ausübung ihres Berufs im Jahr 2015 getötet wurden.

Frankreich erstmals auf der Liste vertreten

Sicher jedenfalls ist: Allein 40 Prozent der getöteten Journalisten sind von Islamisten wie Al-Kaida oder der Terrormiliz Islamischer Staat (IS) ermordet worden. Und wie 2014 war auch 2015 das gefährlichste Land Syrien, auch wenn dort die Zahl der toten Reporter leicht zurückging. Das sei aber eher damit zu erklären, dass es nicht mehr viele Journalisten in dem Land gebe und ausländische Medien kaum noch Reporter in das Kriegsgebiet schicken würden, erläutern CPJ und ROG.

In viel zu vielen Ländern riskieren Journalisten ihr Leben, wenn sie über brisante Themen recherchieren oder die Mächtigen kritisieren.

Britta Hilpert, ROG-Vorstandssprecherin

Auch im Irak, in Brasilien, Bangladesch, im Südsudan und im Jemen wurden den Jahresbilanzen von CPJ und ROG zufolge mindestens jeweils fünf Journalisten getötet. Neu auf der Liste der für Journalisten gefährlichsten Länder ist heuer auch ein europäisches Land: Frankreich, das sich durch den islamistischen Angriff auf die Redaktion des Satiremagazins „Charlie Hebdo“ rein zahlenmäßig in die Riege jener Länder einreihen muss. Bei dem Anschlag in Frankreich starben in den Redaktionsräumen des Magazins acht Journalisten.

Lebensgefährliche Recherche in bestimmten Ländern

Doch auch in anderen Ländern sei Journalismus ein lebensgefährlicher Beruf, wie ROG verkündete. In Indien etwa lebten Journalisten besonders gefährlich, die über Verbindungen zwischen organisiertem Verbrechen und Politik oder über heikle Umweltthemen recherchierten. In Bangladesch hätten mutmaßliche Islamisten innerhalb eines Jahres vier Blogger ermordet. Und in Mexiko habe die Ermordung eines Fotojournalisten in der Hauptstadt gezeigt, dass sich die Gewalt gegen Reporter nicht nur auf die bekannt berühmt-berüchtigten, gefährlichen Regionen beschränken lasse, so der Verband.

„In viel zu vielen Ländern riskieren Journalisten ihr Leben, wenn sie über brisante Themen recherchieren oder die Mächtigen kritisieren“, sagte hierzu ROG-Vorstandssprecherin Britta Hilpert. Die neuen Zahlen zeigten erneut, so Hilpert weiter, „dass bislang alle internationalen Bemühungen ins Leere laufen, gezielte Gewalt gegen Journalisten zurückzudrängen“.

(dpa/dia)