Durchblick: Forscherin mit Mikroskop im Bayerischen Wald. (Foto: picture alliance)
Forschung

Bayerischer Wald als Labor

Gastbeitrag Aus dem BAYERNKURIER-Magazin: Weltraumforschung im Wald? Klar! Die Technologie-Zentren im Bayerischen Wald sind eine einmalige Erfolgsgeschichte. Sie bringen spezialisiertes Wissen, innovative Unternehmen und hochwertige Arbeitsplätze in eine strukturschwache Region, schreibt der Landtagsabgeordnete Max Gibis.

Dezentralisierung der Hochschulbildung, Wissenstransfer in den ländlichen Raum, Start Up-Gründungen zur Belebung von strukturschwachen Räumen – was sich zunächst einmal völlig utopisch anhört, ist im Bayerischen Wald gelungen. Mit der Gründung und Etablierung von mittlerweile vier Technologietransferzentren als Außenstelle der Technischen Hochschule Deggendorf wurde im Bayerischen Wald etwas geschaffen, was viele nicht für möglich hielten – der Startschuss für den Traum vom Silicon Forest.

Geld vom Freistaat

Der Technologie-Campus in Freyung mit dem Schwerpunkt Geoinformatik und Embedded Systems machte den Anfang im Jahr 2009. Schon bald folgten der Campus in Teisnach, spezialisiert auf Optische Technologien, der Campus in Grafenau mit den Schwerpunkten Datenanalytik, Prognose und Supply Chain Management sowie das Technologie Anwender Zentrum (TAZ) in Spiegelau, an dem wissenschaftliche Erkenntnisse in anwendbare Technologien transformiert werden. Mit einer Anschubfinanzierung des Freistaates in Höhe von fünf Millionen Euro pro Technologiecampus konnte die einmalige Erfolgsgeschichte starten.

Vier neue Wissens-Standorte

Die Idee, Außenstellen einer Hochschule als sogenannte Technologie-Campi, in strukturschwachen Räumen zu platzieren, ist an sich eigentlich genial. Damit kann man zahlreichen Strukturproblemen, die natürlicherweise im ländlichen Raum auftreten, entgegenwirken. Doch zunächst muss jemand den Mut haben, diesen Schritt zu gehen und dieses Projekt zu finanzieren.

Dann braucht es einen Kooperationspartner als Träger und am Ende müssen die Technologie-Campi auch angenommen werden – von den Menschen, die als junge Studierende und Nachwuchskräfte benötigt werden und von den Unternehmen, die als Auftraggeber und somit als langfristige Finanzierungsmöglichkeit neben der öffentlichen Hand unbedingt gebraucht werden. Alle diese notwendigen Voraussetzung, dies kann man heute schon sagen, haben sich bei den vier Technologietransferzentren im Bayerischen Wald erfüllt.

Chancen für junge Leute

Mit den vier Campi im Bayerischen Wald konnte die TH Deggendorf ihr Bildungsangebot noch weitere dezentralisieren. Die hat für die Entwicklung des Bayerischen Waldes enorme Bedeutung. Jungen Menschen wird mit den Transferzentren vor Ort konkret aufgezeigt, welche beruflichen Chancen bestehen und können diesen Chancen auch heimatnah nachgehen. Studenten der TH Deggendorf absolvieren ihr letztes Studienjahr – bei passendem Studiengang – komplett praxisorientiert am Technologie-Campus.

Für eine Region, die jahrzehntelang von der Abwanderung von bis 90 Prozent aller Studierenden betroffen war, stellt die Möglichkeit, vor Ort studieren zu können, eine ungeheure Stärkung dar. Es gibt kaum etwas, das eine Region stärker schmerzt, als die Abwanderung der jungen Eliten. Dem konnte mit der Etablierung der Technologietransferzentren im Bayerischen Wald erfolgreich entgegengewirkt werden.

Win-Win-Situation: Firmen und Forschung

In einem weiteren Schritt findet dank der vier Campi ein immenser Wissenstransfer von der Technischen Hochschule in den Bayerischen Wald statt. Ansässige Firmen können durch Kooperationen und durch gezielte Zusammenarbeit mit den Technologie-Campi dieses Hochschul-Know-How nutzen und so ihre eigen Marktposition stärken. Ortsansässige Firmen und die Technologie-Campi befinden sich sogar in einer Win-Win Situation, denn es werden nicht nur die Unternehmen mit Know-How versorgt, sondern die Campi profitieren von Aufträgen durch die Firmen und könne sich so zum Teil finanzieren. Alleine am TC Teisnach fließen aus 40 Unternehmen Drittmittel an den Campus. Die öffentliche Hand wir so bei der Finanzierung entlastet und somit auch langfristig der Betrieb der Technologietransferzentren sichergestellt.

Start-ups als Standortfaktor

Durch die Kooperation von Campus und Firmen lernen die Studenten von heute und Fach- und Führungskräfte von morgen schon früh, in heimatnahen Betrieben Fuß zu fassen. Die innovativen Unternehmen, die mit den Campi zusammenarbeiten, können somit die jungen Studenten als ihre eigenen Nachwuchskräfte gewinnen. Heimische Firmen stellen heimischen Hochschulabsolventen gut bezahlte Arbeitsplätze zur Verfügung. So lässt sich Aufschwung in einer Region treffend beschreiben. Wenn es den Unternehmen in einer Region gut geht, steigt die Attraktivität der Region. Denn dann stehen gut bezahlte und begehrte Arbeitsplätze zur Verfügung.

Gründerzentrum in Teisnach

Die Krönung dieser positiven Entwicklung stelle aber die Tatsache dar, dass sich im Umfeld der Technologie-Campi im Bayerischen Wald nicht nur bestehende Firmen entwickeln können, sondern dass es auch die Gründung von innovativen Sart-Up Unternehmen fördert. Vor allem im Umfeld des Technologie-Campus in Teisnach ist ein regelrechtes Gründerzentrum entstanden. Ein Beispiel für ein innovatives Unternehmen ist die IFasO GmbH, eine auf Teleskopspiegel für Weltraumforschung und Luft- und Raumfahrt spezialisierte Ausgründung der TH Deggendorf.

Es ist der Beginn einer Entwicklung, die den Traum vom Silicon Forest aufkeimen lässt. Es kann großes Entstehen im Bayerischen Wald. Der Anfang ist in jedem Fall gemacht.