Festivals wie der Chiemsee Summer ziehen jährlich tausende Besucher an und stehen exemplarisch für den Erfolg zahlreicher bayerischer Musikveranstaltungen. (Foto: CS)
Musikfestivals

Für jeden Geschmack etwas dabei

Wer meint, der Musikfestival-Sommer neigt sich schön langsam dem Ende entgegen, der irrt. Der Sommer und auch die Festivals scheinen dieses Wochenende in eine Verlängerung zu gehen. Und auch im Herbst stehen in Bayern noch viele Musikfestivals an. Dabei zeigt sich: Es ist für jeden Musikgeschmack etwas dabei.

Sommerzeit – Musikfestival-Zeit: weit gefehlt. Auch der Spätsommer und der Herbst bringen eine kunterbunte Mischung an Musikfestivals auf bayerischem Boden. Die Bandbreite reicht dabei von Rock und Pop über Jazz und Reggae bis hin zu Heavy Metal und Klassik. Und die Veranstaltungsorte finden sich von Alzenau bis Garmisch-Partenkirchen und von Schwabmünchen bis Straubing. Kaum ein Bundesland ist wohl – auch auf die Fläche verteilt – so reich an Musikfestivals.

Erfolgsgarant Chiemsee-Summer-Festival

Derzeit noch bis Sonntag im Gange ist das Chiemsee Summer Festival. Unter dem Motto „5 Tage – 5 Bühnen – 100 Bands“ bietet das Open-Air-Festival fünf Tage lang in Übersee am südlichen Ufer des Chiemsees Reggae-, Rock- und Elektromusik. Zum ersten Mal fand der mittlerweile 21. Chiemsee Summer 1995 statt. In der Anfangszeit war das Festival noch auf einen oder zwei Tage beschränkt. 2001 wurde das Festival wegen der gestiegenen Nachfrage auf insgesamt drei Tage verlängert und seitdem auch nicht mehr im Juli, sondern im August ausgetragen. Seit 2014 ist das Festival sogar auf fünf Tage angelegt und trägt seine jetzige Bezeichnung, die nun „unter ihrem Dach“ die beiden Vorgängerveranstaltungen Chiemsee Reggae Summer und Chiemsee Rocks sowie das neue, dritte Angebot – Elektro- und Technomusik – vereint. Am Start sind daher auch heuer wieder so unterschiedliche gleichwie bekannte Künstler und Bands wie Deichkind, Kraftklub, Jan Delay, Cro, Disco NO. 1, The Offspring, Samy Deluxe und Gentleman. Diese Bekanntheit und Vielfalt der Namen der auftretenden Künstler trägt auch dem Umstand Rechnung, dass sich das Festival in den letzten Jahren zu einem der größten Reggae-Festivals Europas entwickelt hat. Mit rund 30.000 Besuchern ist es gleichzeitig eines der größten Musikfestivals in Bayern.

Electro-Festivals mit Vorbildcharakter

Electro und Techno sowie Tech House und Deep House gibt es auch beim 7. Echelon Open Air Festival & Indoor Festival am 21. und 22. August. Auch hier rechnen die Veranstalter mit bis zu 20.000 Besuchern, was wiederum auf die Bekanntheit und Beliebtheit des Festivals schließen lässt, die dieses mittlerweile erreicht hat. Seit 2009 findet das Open-Air- wie Indoor-Festival jährlich im August in der ehemaligen US-Kaserne in Bad Aibling statt und wird von der Airport Aibling GmbH veranstaltet. 2011 wurde Echelon sogar als das „kulturell wertvollste Musikfestival 2011“ mit dem bayerischen Festivalpreis ausgezeichnet. 2013 wurde Echelon erneut als eines der schönsten Musikfestivals Deutschlands ausgezeichnet und prämiert. Im Besonderen die Zusammenarbeit zwischen den Behörden, dem Veranstalter und der Polizei Bad Aibling gilt in der Branche als vorbildlich.

Electro und Electropop, aber auch Indie Rock, HipHop, Folk, Dance, Disco, House, Cosmic, Rock und Pop sowie Indie Pop bietet das Singoldsand Festival Ende August in Schwabmünchen. „Gelegen an den Ufern der Singold, mitten in Schwabmünchen zwischen 14.000 Einwohnern, entfaltet sich an zwei Tagen im Jahr ein Festivalchen vom Feinsten“, versprechen die Organisatoren. Diese sind der Jugendbeirat der Stadt Schwabmünchen, der das Festival mit Unterstützung des Rathauses, des Jugendzentrums sowie der örtlichen Wirtschaft und Vereine ehrenamtlich auf die Beine stellt. „Von null bis hundertdrölf, ob auf allen vieren oder mit Gehstock, in Flipflops und im Rollstuhl – Ihr alle seid eingeladen“, freut sich der Jugendbeirat schon jetzt auf die vermutlich rund 6.000 Festival-Besucher. Mit sogar der doppelten Anzahl an Besuchern für ihr Festival Mitte Oktober im Kulturzentrum Gasteig in München rechnen die Veranstalter des mittlerweile 15. Digitalanalog. Das zweitägige Konzert bietet bei freiem Eintritt sowohl Konzerte und Performances als auch Videokunst und Videoinstallationen zu Pop, Indie und Elektronik auf insgesamt vier Bühnen. Im Gegensatz zu anderen Festivals wollen die Veranstalter dieses Festivals bewusst auch dem musikalischen Experimentieren Raum geben.

Aktive und treue Heavy-Metal-Gemeinde

Auch die Heavy-Metal-Fan-Gemeinde kommt diesen Spätsommer und Herbst wieder voll auf ihre Kosten. Dabei sind einige Termine seit Jahren aus dem Kalender der Heavy Metaller nicht mehr wegzudenken. Dazu gehört mit jeweils mehreren hundert Besuchern jährlich „Rock the Ruins“ Ende August in der Kurparkruine in Weißenstadt oder das Storm Crusher Festival Mitte September in Wiesau. Eher jüngeren Datums – aber mittlerweile mit fast ebenso vielen erwarteten Besuchern bestückt – sind das 2. Bonebreaker Festival in Kleinwenkheim und „Wallesau ist Blau“ in dem gleichnamigen Stadtteil in Roth. Bei Letzterem werden auch dieses Jahr wieder „mitten im Wald bei Wallesau fünf auserwählte Bands die Bühne betreten“, heißt es dazu von der Musikinitiative Wallesau e.V., die für die Planung und Durchführung des Festivals verantwortlich ist. Dabei will die Initiative bewusst auf Gruppen aus der näheren Region sowie Nachwuchsbands setzen, um eine lebendige und junge Band- und Musikkultur im Landkreis zu fördern. Zum allerersten Mal dagegen wird das One For All Festival stattfinden. Hierfür werden Anfang November insgesamt 12 regionale sowie international bekannte Bands der Musikarten Hardcore, Metalcore, Post-Hardcore und Thrash-Metal in Töging zusammenkommen.

Kein Geschmack geht leer aus

Für wen musikalisch weder Techno noch Electro noch Metal in Frage kommen, hat aber trotzdem nicht das Nachsehen: Das 6. Openair Steinberg dieses Wochenende bietet Rock, Punk und Oldies. Rock bietet auch das Deutschrock Monster Festival Anfang Oktober in Geiselwind. Popmusik gibt es dann am 19. September in der Nürnberger Innenstadt rund um ihren historischen Kern: Ob Szeneclub, Museum, Eckkneipe, Kirche oder Bekleidungsgeschäft – überall treten Künstler aus aller Herren Länder auf: Vom entspannten Singer und Songwriter über die hippe Indieband bis zum gefeierten Electroprojekt oder einer skurrilen Performance wird alles dabei sein. Mit der mittlerweile fünften Auflage haben die Veranstalter das Festival überdies dieses Jahr zum Jubiläumsfestival ausgerufen, das erstmals auch eine Open-Air-Bühne auf dem Klarissenplatz haben wird.

Wem das alles zu modern ist, der kann am 22. August zum 9. Schlosshof Festival in Höchstadt an der Aisch pilgern, wo Dudelsack, Schalmei, Drehleier und E-Gitarre für Fans von Mittelalter-Rock, Gothic und Irish Folk erklingen. Ganz ähnlich wird es auch beim 8. Festival Mediaval Mitte September am Festgelände Goldberg in Selb klingen, wo den Besucher zudem ein üppiges Begleitprogramm mit mittelalterlichem Lagerleben erwartet. Und wer nicht ins Mittelalter eintauchen will, aber auch eher gedämpfte und ältere Töne liebt, der ist bei den zahlreichen Klassik-Festivals bestens aufgehoben. Noch Ende August startet das 2. Klassikfestival AMMERSEErenade. Bis 5. September stehen hier acht Weltklassekonzerte, dazu fünf HAPPY CLASSIC HOURS für junge Leute, auf dem Programm. Vielseitig und spritzig wie das Kammermusikprogramm präsentieren sich dabei auch die Konzertorte rund um den See: Von der Klosterkirche bis zum Bootshaus, von der umgebauten Scheune bis zur jahrhundertealten Parkanlage reichen die diversen „Spielplätze“. Ebenso die leiseren und älteren, genau genommen barocken Töne wird das Festival vielsaitig „baRock“ in der ersten Septemberhälfte in Füssen anschlagen. Als „Wiege“ des Lauten- und Geigenbaus ist die Stadt in dieser Zeit Austragungsort für barocke Streichmusik.

Kunterbunte Bandbreite auch bei Veranstaltungen selbst

Viele Geschmäcker dagegen gleich auf einen Streich deckt das 33. Open Flair – VielFühlFestival im Klenzepark in Ingolstadt ab. Das Multikultur-Festival mit seinen rund 40.000 Besuchern gewährt seit 1979 eine Bandbreite an Musik wie World, R&B, Urban, Alternative, Jazz, Electro und Blues und wartet daneben noch mit Literatur, Ausstellungen, Workshops, Erlebnisgastronomie sowie zusätzlichem Kinder- und Jugendprogramm auf. Genauso offen und breit aufgestellt zeigt sich – wie der Name bereits verrät – das Open Mind Festival in Gräfenberg. Dort, wo jahrelang Neo-Nazi-Aufmärsche stattfanden, will das kleine, aber feine Festival mit bunter Musik von Electro über Modern Folk bis hin zu Pop die musikalische Antwort auf braunes Gedankengut geben. Genauso vielfältig, allerdings auf Afrika bezogen, zeigt sich das Afrikafest in Deggendorf Ende August. Neben Pop aus den verschiedenen afrikanischen Ländern bietet es drei Tage lang afrikanisches Essen sowie Vorträge, Modenschauen und Workshops. 

Finden die meisten Festivals „am Boden“ statt, macht ein Festival hierbei eine deutliche Ausnahme: Das Bergfestival am Wank neben der gleichnamigen Bergstation findet in luftiger Höhe auf 2.000 Metern statt. Ende August wird hier, bei der Zugspitze, nun zum zweiten Mal einen Tag lang auf bairisch gerockt. Dieses Jahr bei dem kostenlosen Open-Air-Festival mit von der Partie sind die vier Bands Donnerbalkan, DeSchoWieda, Claudia Koreck & Band sowie Jamaram. Die Aussicht auf das umliegende Bergpanorama macht das Festival dabei zusätzlich besonders. Veranstaltet wird es im Rahmen des Kultursommers von Garmisch-Partenkirchen-Tourismus und der Bayerischen Zugspitzbahn. „Boarisch, griabig und umasonsd“ lautet jedenfalls das Festival-Motto, das man sich auch bei schlechtem Wetter nicht verleiden lassen möchte. Denn in so einem Fall wird die Veranstaltung kurzerhand in die Bergstation der Wankbahn verlegt, die, wie die Organisatoren wissen, im vergangenen Jahr auf diese Weise bereits gut ihre Festival-Tauglichkeit unter Beweis stellen konnte.

 

Einige Musikfestivals in Bayern im chronologischen Überblick:

  • 21. Chiemsee Summer (19.-23.08.): Festivalgelände in Übersee
  • 6. Open-Air Steinberg (21./22.08.): Vilstalsee
  • 7. Echelon Open Air Festival & Indoor Festival (21./22.08.): ehemalige US-Kaserne in Bad Aibling
  • 9. Schlosshof-Festival (22.08.): Höchstadt/Aisch
  • 5. Singoldsand-Festival (28./29.08.): Jahnstraße in Schwabmünchen
  • 4. Afrikafest Deggendorf (28.-30.08.): Festplatz Ackerloh
  • 5. Reggae Camp (28.-30.08.): Pottenstein-Tüchersfeld
  • Bergfestival am Wank (29.08.): in der Nähe der Bergstation am Wank bei Garmisch-Partenkirchen
  • 6. Indie-Gartenfest (29.08.): Freilufttheater am Stoa (Edling) bei Wasserburg/Inn
  • 3. Tanzinsel Open Air (29.08.): Am Schutzhafen 1 in Gemünden
  • Rock the Ruins (29.08.): Kurparkruine in Weißenstadt
  • 2. Klassikfestival AMMERSEErenade (30.08.-05.09.): Ammersee
  • Festival vielsaitig „baRock“ (02.-12.09.): Füssen
  • 2. Bonebreaker Festival (04./05.09.): Sportplatz in Kleinwenkheim
  • 33. Open Flair – VielFühlFestival (04.-06.09.): Klenzepark in Ingolstadt
  • Wallesau ist Blau (05.09.): Wallesau
  • 8. Festival Mediaval (11.-13.09.): Selb
  • 9. Open Mind Festival (12.09.): Gräfenberg
  • Bluval – Internationales Musikfestival (12.-27.09.): Straubing
  • 5. Storm Crusher Festival (17.-20.09.): Reit- und Freizeitanlage in Wiesau
  • 16. Bad Füssinger Kulturfestival (18.09.-17.10.): Bad Füssing
  • 5. Nürnberg Pop Festival (19.09.): Nürnberger Altstadt
  • Autumn Assault Festival (25./26.09.): Jahnhalle in Hirschaid/Bamberg
  • FreakShow Artrock Festival – Part II (25-27.09.): Blauer Adler in der Mergentheimer Straße 17 in Würzburg
  • Deutschrock Monster Festival (02./03.10.): Autohof Strohofer in Geiselwind
  • 15. Digitalanalog (16./17.10.): Gasteig in München
  • 40. Fränkische Musiktage Alzenau – Festival der Jungen (16.10.-22.11.): Alzenau
  • 4. Holzkirchner Blues- und Jazztage (21.-25.10.): Holzkirchen
  • 16. Internationales Gitarrenfestival „Saitensprünge“ (06.-27.11.): Kurhaus in Bad Aibling
  • 1. One For All Festival (07.11.): Silo 1 in Töging/Inn