Monarch in Rot: Das Musical "Ludwig²" kehrt im Sommer zurück an den Forggensee - in Sichtweite von Schloss Neuschwanstein. (Foto: Big Dimension)
Theater

Der Kini taucht wieder auf

Nach drei Insolvenzen wagt ein neuer Investor mal wieder den Aufbruch im Festspielhaus am Füssener Forggensee. Im August geht das Musical "Ludwig²" über die Bühne, im nächsten Jahr soll es im Sommer und im Winter laufen.

Der Märchenkönig kehrt auf die Bühne des so genannten Festspielhauses in Füssen zurück: Das Musical „Ludwig²“ wird auch in diesem Sommer im Füssener Festspielhaus gezeigt. Premiere ist Anfang August, insgesamt sind 21 Vorstellungen geplant, wie Regisseur Benjamin Sahler am Mittwoch mitteilte.

Das Haus braucht das Ludwig-Musical, und das Ludwig-Musical braucht dieses Haus.

Manfred Rietzler, Festspielhaus-Investor

Das Festspielhaus am Ufer des Forggensess in Sichtweite von Schloss Neuschwanstein hatte jahrelang vor allem durch finanzielle Pleiten Schlagzeilen gemacht. Ende der 1990er-Jahre war es eigens für ein Musical über den legendären Bayernkönig gebaut worden. Nachdem in den vergangenen Jahren zwei Produktionen eingestellt werden mussten, meldete im Juli 2016 das Festspielhaus selbst Insolvenz an.

Die märchenhaften Schlösser von Ludwig II. sollen künftig auch in einer 3D-Show im Festspielhaus präsentiert werden. „Von roten Zahlen ließ er sich nicht beirren“, bewerben die Verantwortlichen des Theaters die visuelle Reise zu den Prachtbauten des Kini. Dies könnte auch das Motto der neuen Festspielhausmannschaft gegenüber von Schloss Neuschwanstein sein. Denn nach insgesamt drei Pleiten in der Vergangenheit starten nun noch einmal neue Investoren mit dem Märchenmonarchen in die Zukunft. Wir beantworten die wichtigsten Fragen zu diesem neuen Anlauf.

Was wird künftig im Festspielhaus gezeigt?

Die 3D-Show soll zwar fast jeden Tag präsentiert werden, sie ist aber nur ein Programmpunkt am Rande. Das Musical „Ludwig²“ wird auch künftig der Schwerpunkt in dem 1350 Plätze umfassenden Theater sein. „Das Haus braucht das Ludwig-Musical, und das Ludwig-Musical braucht dieses Haus“, sagt Investor Manfred Rietzler. „Mein Plan ist, das Musical jedes Jahr als die zentrale Veranstaltung zu sehen.“ Heuer wird das Stück fast den gesamten August hindurch aufgeführt. Rietzler will dies 2018 ausbauen. Dann werde „Ludwig²“ im Sommer und im Dezember gezeigt.

Welches Programm wird neben dem Ludwig-Musical noch geboten?

Die neuen Verantwortlichen setzen auf eine bunte Mischung. Im Juli werden beispielsweise mehrfach das Musical „Ein Sommernachtstraum“ und ein Varietéabend gezeigt, im Februar 2018 hat sich Österreichs Poplegende Rainhard Fendrich angekündigt. Unternehmer Rietzler räumt aber ein, dass das aktuelle Programm nicht optimal sei. „Das ist nicht so perfekt, wie wir uns das vorstellen.“ Er verweist darauf, dass er das Theater Ende 2016 kurzfristig übernommen hat und es wegen der in der Kulturbranche üblichen langen Planungszeiten schwierig gewesen sei, Produktionen zu verpflichten. „Ab 2018 sind wir dann im regulären Spielbetrieb.“

Hintergrund: Im vergangenen November war es zu einem Notverkauf der Immobilie gekommen. Sonst wäre im Festspielhaus „das Licht endgültig ausgegangen“, wie es Insolvenzverwalter Marco Liebler damals sagte, da er noch nicht einmal mehr genug Geld hatte, um den Strom zu bezahlen. Das stillgelegte Theatergebäude hätte im Winter ohne Heizung möglicherweise massive Schäden davongetragen.

Warum soll der Betrieb des Theaters nun erfolgreicher sein als bislang?

Rietzler verweist auf die hohen Schulden im zweistelligen Millionenbereich, die nach dem Bau des Festspielhauses einst den wirtschaftlichen Betrieb erschwerten. Diese Kosten gebe es nun nach der Insolvenz nicht mehr. „Zweitens fahren wir heute mit einer wesentlich schlankeren Struktur als damals in den Anfangsjahren.“ Deswegen sei er optimistisch, dass das neue Konzept nun „nachhaltig Erfolg haben“ werde.

Der 56-Jährige setzt dabei nicht nur auf das Bühnenprogramm. Das Haus soll zudem für alle möglichen Veranstaltungen „von der kleinen Geburtstagsfeier bis zum großen Firmenevent“ vermietet werden.

Was ist aus dem Mitarbeitern nach der Insolvenz geworden?

Der Investor sagt, er habe den bestehenden Mitarbeiterstamm weitgehend übernommen. Zu den erfahrenen Kräften seien einige neue Beschäftigte hinzugekommen, erklärt Rietzler. „Insgesamt haben wir jetzt circa 20 festangestellte Mitarbeiter.“

Ist die letzte Insolvenz bereits endgültig abgearbeitet?

Nein. Bei Insolvenzen ist der Rechtsanwalt, der vom Gericht mit der Sanierung beauftragt wurde, häufig noch lange mit der Abwicklung des Altunternehmens beschäftigt, selbst wenn der neue Investor den Betrieb längst wieder aufgenommen hat. Doch im Fall des Füssener Theaters ist es insbesondere die Kriminalpolizei, die noch viel Arbeit hat.

Denn die Augsburger Staatsanwaltschaft ermittelt seit Monaten wegen Verdachts auf Insolvenzverschleppung, es gab deswegen auch Durchsuchungen. „Wir müssen umfangreiches Beweismaterial auswerten“, sagt Oberstaatsanwalt Matthias Nickolai. Wie lange die Ermittlungen noch dauern, könne noch nicht gesagt werden. Bislang hat die Staatsanwaltschaft auch nicht mitgeteilt, gegen wen sich der Verdacht konkret richtet.

 (dpa)